Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften
Motivation
Wirtschaftliches Wachstum, demografische Entwicklungen und veränderte Lebensstile verschärfen die Nutzungskonkurrenzen um die Ressource Land. Die Herstellung regionaler Produkte trägt dazu bei, die regionale Wertschöpfung zu erhöhen, die Qualität von Ressourcen zu verbessern und Flächennutzungskonflikte zwischen Stadt und Land zu verringern.
Am Beispiel der Metropolregion Nürnberg setzt ReProLa Landmanagement in Beziehung zur Produktion und Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte.
Grundannahme ist, dass Regionalprodukte einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Flächennutzung, regionalen Kreisläufen und regionaler Wertschöpfung leisten.
Ziel von ReProLa war es, die Raumwirksamkeit der Entwicklung von Stadt und Land sichtbar zu machen und Konflikte aufzuzeigen, die sich aus den unterschiedlichen Flächennutzungsansprüchen ergeben. Es sollten aus der empirischen Analyse der Flächennutzungsansprüche Indikatoren abgeleitet werden, die den Kommunen eine vorausschauende Planung der Flächennutzung erleichtern und dazu beitragen können, Nutzungskonflikte zu entflechten. Im Vordergrund standen dabei die Flächenansprüche für eine Versorgung mit Regionalprodukten. Außerdem sollte ein auf andere Räume übertragbares Instrumentenset und ein gemeinsam getragener Zielkorridor für ein nachhaltiges Flächenmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften entwickelt werden. Die konzeptionellen Ansätze für dieses Flächenmanagement sollten in die politische Entscheidungsebene auf Ebene der Metropolregion Nürnberg eingebracht werden. Ziel in ReProLa war es außerdem, die ökonomische Relevanz von Regionalprodukten und die Wertschöpfungs-Logiken besser zu verstehen und auf dieser Basis zu erarbeiten, wie regionale Wertschöpfung im Lebensmittelbereich vertieft und bislang ungenutzte Potenziale genutzt werden können.
Ergebnisse
1. Flächenmonitor (mit Daten zur Flächennutzung und -entwicklung in der Metropolregion Nürnberg)
Im Projekt wurde ein mehrdimensionales Indikatorenset zur Erfassung von Flächennutzungsänderungen und Wertschöpfungsmappings für ausgewählte Regionalprodukte entwickelt.
44 Prozent der Fläche der Metropolregion wird landwirtschaftlich genutzt. Die Region hat ein reiches Angebot an regionalen Lebensmitteln und profiliert sich mit einer großen Vielfalt an kulinarischen Spezialitäten. Die Land und Ernährungswirtschaft in der Metropolregion ist mit über 100.000 Beschäftigten eine ökonomisch relevante Branche. Dieses regionale Ernährungssystem steht unter Druck: metropolregionsweit schrumpfen die landwirtschaftlichen Flächen jährlich um 1.450 Hektar.
4. Konzept & Aktionsplan „Heimat für Regionalprodukte“
Zur Stärkung der regionalen Land- und Ernährungswirtschaft wurde ein Konzept „Heimat für Regionalprodukte“ mit politischen und fachlichen Stakeholdern entwickelt. Fokussiert werden die Handlungsbereiche Stärkung der Wertschöpfung von Regionalprodukten, Sicherung landwirtschaftlicher Flächen und Ausbau des Ökolandbaus. Mit dem Konzept und dessen Umsetzung als Aktionsplan wird die Transformation im Bereich der Land- und Ernährungswirtschaft in der Metropolregion Nürnberg eingeleitet. Ziel ist eine resiliente, zukunftsfähige Agrar- und Ernährungswirtschaft und damit die Ernährungssicherheit der Region.
5 ReProLa-Umsetzungsprojekte sowie 10 strategische Projekte im Aktionsplan zur Aufwertung regionaler Produkte in den Bereichen Vermarktung, Management, Bewusstseinsbildung und Logistik unterstützen den Transformationsprozess konkret.
5. Dachmarke „Streuobstwiesenliebe“ zur Bündelung des Angebots der Streuobst-Produkte und – initiativen
Um das Angebot der zahlreichen kleinen Streuobst-Initiativen besser zu bündeln, wurde eine Dachmarke gegründet. Unter der Marke „Streuobstwiesenliebe“ vermarkten aktuell 7 Initiativen Ihr Angebot und schaffen Bewusstsein für die Bedeutung von Streuobstwiesen.
6. Logistik-Plattform zur Darstellung von Lieferbeziehungen zwischen Erzeuger:innen und Anbieter:innen
In ReProLa wurde eine Online-Plattform entwickelt, die Lieferbeziehungen der regionalen Ernährungswirtschaft transparent darstellt. Die Plattform funktioniert wie eine Art „Mitfahrzentrale für Regionalprodukte“. Anbieter:innen und Erzeuger:innen von regionalen Lebensmitteln können Chancen für Transportbündelungen erkennen und über die Plattform miteinander in Kontakt treten. Neben der Einsparung von Kosten und CO2-Emissionen können weitere Kooperationen und Vernetzungen in der Regio-Food-Branche initiiert werden.
Es konnten bisher ca. 70 Nutzer:innen aus der Metropolregion Nürnberg für die Plattform gewonnen werden. Erste Vorschläge für Transportkooperationen zwischen den Nutzer:innen wurden vorgeschlagen
7. Leitfaden für ein nachhaltiges kommunales Flächenmanagement im Außenbereich
In ReProLa wurde eine Leitfaden-Broschüre entwickelt, die übersichtlich und kompakt Instrumente und gute Beispiele von Kommunen aufzeigt, wie in der Planungspraxis landwirtschaftliche Flächen im Außenbereich geschützt werden können. Auf einer Fachkonferenz am 14.07.2023 wurden die guten Beispiele kommuniziert
8. Hybrider Kirsch-Lehrpfad in der Gemeinde Pretzfeld
Für das Regionalprodukte Süßkirsche und Brot wurden in der Gemeinde Pretzfeld und Weißenstadt jeweils ein hybrider Lehrpfad entwickelt, der die Wertschöpfungsbeziehungen über alle Stufen der Wertschöpfungskette hinweg visualisiert. Kurze Videos und Info-Texte geben Einblick in Anbau, Handwerk, industrielle Verarbeitung, Vermarktung und Verwertung in der Gastronomie.
Das hybride Lehrpfad-Konzept soll auch auf weitere Lehrpfade in der Region übertragen werden können.
Transfer
Die Ergebnisse aller Arbeitspakte und Projektbausteine sind dokumentiert und wurden fortwährend nach Außen, im Rahmen der politischen Gremien und Netzwerke, kommuniziert und stehen somit der interessierten (Fach-) Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Erkenntnisse, insbesondere zu Best-Practice-Beispielen, werden in die Fachdiskussionen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene eingespeist.
Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Geographie
Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf
Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS
Stadt Nürnberg
ReProLa - Veröffentlichungen für die Praxis
Online-Handbuch:
Regional produzieren und landwirtschaftliche Flächen managen im Stadt-Land-Verbund - PDF hier
Flächensicherung durch Regionalprodukte –Metropolregion Nürnberg als Vorbild? - PDF hier
Wertschöpfung durch Regionalprodukte – Analyse der ökonomischen Relevanz regionaler Produkte - PDF hier
Strategisches Konzept „Metropolregion Nürnberg als Heimat für Regionalprodukte“ - PDF hier
Gemeinsam weiter – Transportkooperationen für Regionalprodukte - PDF hier
Nachhaltiges Flächenmanagement in Kommunen - Unterstützungsangebote der Metropolregion Nürnberg - PDF hier
ReProLa - Publikationen
Wilhelm, C., & Chilla, T. (2023). The regional dimension in GPN–Mapping value creation and governance of the Bavarian beer sector. Geoforum, 145, 103828. - Download hier
Bertram, D., Chilla, T., & Wilhelm, C. (2023). Das ‚Mapping‘ regionaler Wertschöpfung Analytische Zugänge zu einem populären Begriff. Mitteilungen Der Fränkischen Geographischen Gesellschaft, (68/69). - online hier
(07.2023) Aktionsplan "Heimat für Regionalprodukte", Herausgeber: Europäische Metropolregion Nürnberg - online hier
(07.2023) Landwirtschaftliche Flächen Sichern! Leitfaden für kommunales Flächenmanagement im Außenbereich Herg. Europäische Metropolregion Nürnberg - online hier
(07.2022) Konzept „Metropolregion Nürnberg als Heimat für Regionalprodukte“ Download hier.
Früh-Müller, A; Seibert, O.; Meyer, M.; Auswirkungen und Steuerung der Flächeninanspruchnahme im Stadt-Land-Nexus der Metropolregion Nürnberg; In: Gotthard Meinel, Ulrich Schumacher, Martin Behnisch, Tobias Krüger (Hrsg.): Flächennutzungsmonitoring XI. Flächenmanagement - Bodenversiegelung - Stadtgrün . Berlin: Rhombos-Verlag, 2019, (IÖR-Schriften Band 77), S. 107-116 - online hier
Meyer, M.; Früh-Müller, A. (2020) Patterns and drivers of recent agricultural land- use change in Southern Germany; Land Use Policy; DOI: 10.1016/j.landusepol.2020.104959
Meyer, M.; Lehmann, I.; Seibert, O.; Früh-Müller, A. (2021) Spatial Indicators to Monitor Land Consumption for local Governance in Southern Germany; Environmental Management; DOI: 10.1007/s00267-021-01460-3
Burkert, M., Chilla, T. (2019). Landschaft aus ökonomischer Perspektive. In: Kühne, O., Weber, F., Berr, K., Jenal, C. (eds) Handbuch Landschaft. RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25746-0_64 - online hier
Bertram, D.; Chilla, T.; Wilhelm, C. (2021): Short Value Chains in Food Production: The Role of Spatial Proximity for Economic and Land Use Dynamics, In: Land 10 (9), S. 979. DOI: 10.3390/land10090979 - Download hier.
(01.2021) "Metropolregion Nürnberg als Heimat für Regionalprodukte" Leitbild für Flächenentwicklung und Regionalprodukte - Download hier.
(01.2021) “Nuremberg Metropolitan Region as the Home for Regional Products” - Guideline for land development and regional products - Download hier.
(06.11.2020) Dokumentation der Keynotes: Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg - Virtuelle Jahreskonferenz zu Flächenentwicklung und Regionalprodukten - Download hier.
(06.11.2020) Dokumentation der Workshops: Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg - Virtuelle Jahreskonferenz zu Flächenentwicklung und Regionalprodukten - Download hier.
Nürnberger Zeitung: "„Wir müssen vorgehen wie Detektive“. Ein neues Projekt in der Metropolregion analysiert die Produktion regionaler Produkte" (31. Juli 2019)
Nürnberger Nachrichten, Martin Müller: "Suche nach der Kirsche auf der Torte. Ein Forschungsprojekt ergründet, welche Regionalprodukte die größte Bedeutung haben." (31. Juli 2019)
Die Statuskonferenz 2024 hat eine besondere Bedeutung für die Vermittlung der Ergebnisse der Arbeit der letzten Jahre in die Fachöffentlichkeit, da auch die Laufzeit der Vorhaben des zweiten Stichtages endet. Die Veranstaltung wendet sich deshalb an eine breite Fachöffentlichkeit auf Bundes- und Landesebene sowie aus Regionen und Kommunen und stellt die Präsentation von Ergebnissen aus der Fördermaßnahme in den Mittelpunkt. Aber natürlich wird auch der intensiven Vernetzung der Verbundvorhaben untereinander wieder ausreichend Raum gegeben.
Ort: silent green in Berlin (Gerichtstraße 35, 13347 Berlin)
Regionale Resilienz wird als Fähigkeit eines regionalen Systems und seiner Bevölkerung verstanden, einschneidenden und schockartigen Ereignissen widerstandsfähig zu begegnen. Dies kann bedeuten, dass die Auswirkungen des Ereignisses vermieden oder abgepuffert werden können oder auch, dass sich die Regionen mithilfe flexibler und leistungsfähiger Organisationsstrukturen gemäß der Leitvorstellung einer nachhaltigen Regionalentwicklung schnell erholen, anpassen und/oder gestärkt aus Krisen hervorgehen können.
Konferenz "Reallabore – ExperimentierRäume für den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft"
Mit der Konferenz "Reallabore - ExperimentierRäume für den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft" soll der Diskurs zur Reallabor-Forschung und -Praxis fortgesetzt werden. Der Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft braucht Kreativität, Mut und Offenheit zum Verlassen routinierter Pfade. Wo und wie können Reallabore ExperimentierRäume für das Entwerfen und Erproben von Zukunftsideen schaffen, die den Wandel zu nachhaltigen Städten und Nachbarschaften, Dörfern und Landschaften sowie Meeren und Flüssen befördern? Die Konferenz widmet sich konzeptionellen, methodischen und praktischen Fragen des Forschens und Gestaltens in Reallaboren. Sie dient dem Dialog zwischen Forscher*innen und Praxisakteur*innen, Transformateuren und Stadt- und Regionalentwickler*innen und ermöglicht einen Austausch zu den Perspektiven und Erfahrungen aus Forschung und Praxis. Die Konferenz schafft einen Dialograum, um sich insbesondere mit der Verortung und den Raumbezügen von Reallaboren, ihrer systematischen Dokumentation und dem Wissenstransfer sowie der Verankerung von Reallaboren als Forschungs- und Governance-Ansatz auseinanderzusetzen. Sie möchte eine Einladung sein, um gemeinsam zu reflektieren und Erkenntnisse zusammenzuführen, und zugleich durch Reallabore neue Partnerschaften zu etablieren und den Wandel zu einer Kultur der Nachhaltigkeit zu gestalten.
Abstracts können bis zum 10.12.2023 eingreicht werden.
Weitere Informationen und einen Call for Abstracts finden Sie auf der IRÖ Webpage.
Städte und Regionen spielen bei der Transformation zur Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Deshalb fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2015 die Zukunftsstadtforschung, in der innovative Lösungen für nachhaltige Städte erforscht und erprobt werden. Mit der neuen Transformationsinitiative „Stadt-Land-Zukunft“ setzt das BMBF an den bisher erzielten Ergebnissen an und entwickelt die Zukunftsstadtforschung in der Zukunftsstrategie „Forschung und Innovation“ der Bundesregierung weiter. Die neue Transformationsinitiative ist der zentrale Baustein, um Mobilität, Gebäude sowie Stadt- und Regionalentwicklung nachhaltig zu gestalten.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung lädt zur Stadt-Land-Zukunft Konferenz Zukunftsstadt 2024.
Nähere Informationen finden Sie demnächst auf der FONA-Website.
Bei Fragen können Sie sich an das Organisationsteam Konferenz Zukunftsstadt 2024 wenden: zukunftsstadt@dlr.de
Unter dem Titel: „Aus Stadt und Land wird Plus – aktuellen Herausforderungen in Stadt und Land gemeinsam begegnen“ veröffentlichen DStGB und UBA gemeinsam mit den Stadt-Land-Plus-Verbundvorhaben, die 2018 begannen, eine Dokumentation.
Im Rahmen des Bachelor- und Masterstudiengangs Stadt- und Raumplanung wurde an der Fachhochschule Erfurt ein Studierendenprojekt zum Thema Raumplanung und regionale Ernährungsnetzwerke angeboten. Stadt-Land-Plus war an dem Projekt beteiligt. Am 7.2.2024 folgte die Abschlussveranstaltung.
Das Förderprogramm unterstützt bis zu 10 Kommunen bei der Entwicklung eines nachhaltigen Ernährungssystems. Die Ausschreibung zum Programm „Zukunft aufgetischt! Ernährung gemeinsam gestalten“ ist online. Ab sofort beginnt die Bewerbungsphase.
Im Policy Brief geht das KOPOS-Konsortium mit fünf zentralen Empfehlungen an die Öffentlichkeit. Die Autor:innen stellen verschiedene Ansatzpunkte vor, um landwirtschaftliche Flächen ggb. anderen Nutzungsansprüchen zu sichern.
Auf einem Workshop am 22. November 2023 diskutierten Vertreter:innen der Stadt-Land-Plus-Verbundvorhaben rechtliche Hürden für nachhaltige Stadt-Land-Beziehungen in den Themenfeldern Ressourcenschutz und -kreisläufe, Raumordnung und Baurecht, Datenverfügbarkeit/Datenschutz, Vergaberecht und Fördersystematik für nachhaltige Stadt-Land-Beziehungen.