Szenarien des Managements von Gewerbeflächen 2050 in der Region Nordschwarzwald

Moderne Gewerbegebäude umringt von einer Baustelle, Wäldern, Fldern und in der Ferne Wohnhäusern.

Thema und Zielstellung

Moderne Gewerbegebäude umringt von einer Baustelle, Wäldern, Fldern und in der Ferne Wohnhäusern.
Foto: Udo Wagner, Ein Gewerbegebiet im Nordschwarzwald

Von Februar 2022 bis Februar 2023 wurde im Projekt KoOpRegioN ein partizipativer Szenarioprozess zum Gewerbeflächenmanagement in der Region Nordschwarzwald im Jahr 2050 durchgeführt. Im Vordergrund stand die folgende Frage: "Welche verschiedenen Szenarien der künftigen Entwicklung des Gewerbeflächenmanagements in der Region Nordschwarzwald im Jahr 2050 sind möglich?"

Zusätzlich wurde untersucht, welche Wirkungen verschiedene Maßnahmenbündel im Kontext unterschiedlicher zukünftiger Szenarien haben, und zwar:

  • auf die Flächennutzung durch Gewebe in der Region;
  • auf die Entwicklung der Wirtschaftsstruktur in der Region

Vorgehen

Die Szenarien wurden in einem partizipativen Prozess erstellt, in dem alle Schritte unter Einbezug der relevanten wissenschaftlichen Partner*innen des Projektes sowie der Stakeholder*innen und Praxisakteur*innen erfolgten. Am 28. Februar 2022 fand ein digitaler Workshop mit dem Projektteam sowie 20 Praxisakteur*innen aus der Region statt. Die Teilnehmer*innen wurden nach den Kriterien Expertise, Betroffenheit und strategische Bedeutung als Multiplikatoren ausgewählt. Ziel des Workshops war es, die zuvor im Rahmen von Literaturrecherchen identifizierten Schlüsselfaktoren und ihre unterschiedlichen zukünftigen Entwicklungen zu diskutieren, um dann die wichtigsten Faktoren auszuwählen, die dann im weiteren Verlauf des Szenario-Prozesses berücksichtigt wurden. In einem nächsten Schritt wurde eine Interviewreihe mit Praxisakteuren aus der Region durchgeführt, um die Wechselwirkungen zwischen den Faktoren bewerten zu lassen. Anschließend wurde mit Hilfe der Software ScenarioWizard Systemanalysen durchgeführt und in sich widerspruchsfreie sowie möglichst unterschiedliche Szenarien identifiziert.

Überblick über den Szenarioprozess in der Region Nordschwarzwald

Zentrale Ergebnisse

Die folgenden vier Szenarien eines Gewerbeflächenmanagements in der Region Nordschwarzwald im Jahr 2050 wurden für die weitere Arbeit im Projekt ausgewählt und in der Region vorgestellt.

  • Szenario1: Nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland herrschen prekäre wirtschaftliche Verhältnisse. Die Bevölkerung in der Region schrumpft. Die negative wirtschaftliche Situation erfordert eine verstärkte regionale Kooperation und ermöglicht eine schonende Landnutzung.
  • Szenario2: Die deutsche und die regionale Wirtschaft sind durch De-Globalisierungstendenzen geprägt. Da die Bevölkerung in der Region wächst und auch wieder mehr produzierendes Gewerbe angesiedelt wird, kommt es zur Ausweitung der Landnutzung im Nordschwarzwald.
  • Szenario3: Deutschland geht es wirtschaftlich schlecht, doch die wachsende Bevölkerung in der Region hilft, dass es der Region weiter wirtschaftlich gut geht. Da der rechtliche Rahmen zur Flächennutzung sehr streng ist, schont der Nordschwarzwald trotz wirtschaftlicher Prosperität seine Flächen.
  • Szenario 4: Unter einem fördernden wirtschaftlichen Kontext sowie einem bundesweiten Flächenkontingenthandel setzt sich beim Gewerbeflächenmanagement die Strategie „Innen vor Außen“ durch und eine Flächenkreislaufwirtschaft bei Gewerbeflächen wird erreicht.

Eine Übersicht über die vier Szenarien im Detail können Sie hier abrufen.

Eine ausführlichere Beschreibung der vier Szenarien können Sie hier abrufen.

Weitere Erkenntnisse

Die Kombination der Szenarien mit den zuvor im Projekt entwickelten Maßnahmenbündeln ergab weitere Erkenntnisse:

  • Je deutlicher und mutiger die heute bestehenden Maßnahmen durch innovative Ansätze – in sinnvollen Kombinationen – ersetzt bzw. ergänzt werden, desto mehr fördernde Einflüsse auf wirtschaftliche Prosperität und schonende Landnutzung hat die Region selbst in der Hand.
  • Es zeigt sich eine sogenannte „no-regret“ Maßnahme, die unter allen zukünftigen Entwicklungen stabil und wirksam erscheint, und zwar das „Regionale Entwicklungskonzept Gewerbeflächen“.
  • Weitere, in sehr verschiedenen zukünftigen Welten ebenfalls gut ‚verträgliche‘ Maßnahmen sind:
  • „Erweiterte kommunale Bodenpolitik“
  • „Gemeinsame gebietsinterne Infrastrukturen“
  • „Gemeinsames Gewerbegebietsmanagement und Standortmarketing“; und/oder ein „Nachhaltigkeitslabel für die Region“.

Mit diesen Maßnahmen scheint die Region für verschiedene Szenarien zunächst gut aufgestellt zu sein.

Wird der rechtliche Rahmen von Bund oder Land zu Flächennutzung und Flächeneffizienz jedoch zukünftig deutlich verändert (z.B. „strenge ordnungsrechtliche Vorschriften für Flächeneffizienz und Flächennutzung“ oder gar „bundesweite Flächenkontingente für alle Flächennutzungen und deren Handel“) werden intensivere Formate der interkommunalen und regionalen Kooperation über ein Regionales Entwicklungskonzept hinaus für stabile und wirksame Maßnahmenbündel in der Region Nordschwarzwald notwendig. Diese intensivere Form der Kooperation könnte dann z.B. über regelmäßige Bürgermeister*innenrunden politisch organisiert und über Kooperationsverträge oder Zweckverbände formalisiert werden.

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