Arbeitskreis: Reaktivierung von Schienenstrecken als Instrument einer integrierten Raumentwicklung

In der Mitte des Bildes sind von Graß überwachsene Bahnschienen. Rechts und Links der Schienen stehen Bäume.
In der Mitte des Bildes sind von Graß überwachsene Bahnschienen. Rechts und Links der Schienen stehen Bäume.
Bild: Mirosława Hordyńska auf Pixabay

Nachdem zwischen 1955 und 2019 ca. 15.000 km Bahnstrecken in Deutschland stillgelegt wurden, hat es in den letzten Jahrzehnten bundesweit eine Reihe erfolgreicher Beispiele für die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken gegeben. Bundesweit gibt es noch erhebliche Potenziale für die Reaktivierung weiterer Strecken, die aktuell vor dem Hintergrund der Klimakrise und der angestrebten Verkehrswende verstärkt ins Blickfeld rücken. Die Allianz Pro Schiene legte 2020 gemeinsam mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) eine Liste mit 238 Strecken und 4.016 km Streckenlänge vor, die zur Reaktivierung vorgeschlagen.

Als Hindernis für die Reaktivierung von Strecken hat sich immer wieder die bisherige Praxis der Standardisierten Bewertung von Verkehrsinvestitionen in den schienengebundenen Nahverkehr erwiesen. Gerade mit Blick auf Schieneninfrastruktur in ländlichen Regionen steht diese (vor allem für Strecken in großstädtischen Ballungsräumen entwickelte) Standardisierte Bewertung schon seit einiger Zeit in der Kritik, weswegen das Bundesministerium für Digitales und Verkehr kürzlich neue Bewertungsmaßstäbe eingeführt hat, bei denen „insbesondere die Faktoren Klima- und Umweltschutz, Verkehrsverlagerung sowie Aspekte der Daseinsvorsorge eine stärkere Gewichtung als bisher“ erfahren sollten. Diese Änderung zeigt auch, dass Streckenreaktivierungen kein rein verkehrsplanerisches Thema sind. Vielmehr sollten die vielfältigen Aspekte der Orts- und Regionalentwicklung stärker gewichtet werden. So betont etwa der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB), dass „gute Bahnanbindungen für attraktive Städte und Gemeinden“ sorgen und „gerade für Berufspendelnde und Auszubildende eine wirkliche Alternative zum Auto“ darstellen. Hinzu kommen aus Sicht des DStGB „zweifelsfrei Standortvorteile für die Wirtschaft und den Tourismus vor Ort, was ebenfalls zum Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse beiträgt“. Auch die Regierungskommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ hatte den Ländern empfohlen, verstärkt auf die Reaktivierung von Strecken zu setzen.

Der Arbeitskreis, unter der Leitung von Prof. Dr. Axel Priebs und Prof. Dr. Volker Stölting, ist inter- und transdisziplinär zusammengesetzt und führt praktische und wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen. Neben vertieften Einzelergebnissen soll besondere Aufmerksamkeit den Querverbindungen zwischen den Themen und einer zusammenfassenden Ergebnisdarstellung geschenkt werden. Zudem werden verschiedene Regionen als Fallbeispiele betrachtet, um die Handlungsebene konkret in den Blick zu nehmen.

Der Arbeitskreis hat im Print-Magazin „Der Landkreis“ Ergebnisse veröffentlicht. Das Magazin kann hier bestellt werden.

Die SLP-Verbundvorhaben NEILA und NACHWUCHS arbeiten auch daran, mittels Indikatoren, die auch in der Raumplanung genutzt werden können, Siedlungsentwicklung enger mit dem schienengebundenen Nahverkehr zu verbinden.

Quelle: ARL (Akademie für Raumentwicklung in der Leibnitz Gemeinschaft)

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