Außerplanmäßiger Themenworkshop: "Post-Corona – Trends für Städte und Regionen in unsicherer Zukunft"

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Außerplanmäßiger digitaler Themenworkshop

der Begleitprojekte zu den BMBF-Fördermaßnahmen „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“, „Stadt-Land-Plus“, „Kommunen innovativ“ und „Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft“

"Post-Corona – Trends für Städte und Regionen in unsicherer Zukunft"

am 18. Juni 2020 - 10:00-15:15Uhr

Rund 200 Teilnehmer*innen diskutierten am 18 Juni zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf Städte und Regionen.

Neben einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Uwe Schneidewind standen themenbezogene Diskussionen in Themenräumen für den Erfahrungsaustausch und die Ableitung von Kernbotschaften und Forschungsbedarfen im Fokus.

Das detaillierte Programm finden Sie hier: Download Programm als PDF.

Motivation und Hintergrund des Workshops

Die aktuelle Corona-Krise verändert nicht nur unser aller Leben, sondern hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung von Städten und Regionen. Ob es nun thematisch um Mobilität oder öffentliche Räume oder auch die Arbeitsweisen von Verwaltungen geht, bereits jetzt ist spürbar, dass es ein einfaches und schnelles Zurück zum Zustand vor der Pandemie nicht geben wird. Dieses ist vielfach eine große Herausforderung – kann zugleich aber auch eine Chance sein, eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben!

Die Begleitprojekte der BMBF-Förderinitiativen „Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt“, „Stadt-Land-Plus“, „Kommunen innovativ“ und „Ressourceneffiziente Stadtquartiere für die Zukunft“ ergriffen daher gemeinsam die Initiative, um übergreifend mit interessierten Projekten der Förderinitiativen mögliche Entwicklungstrends und Szenarien der Zeit nach Corona in einem niedrigschwelligen, außerplanmäßigen Workshop zu diskutieren.

Das Ziel der Veranstaltung war ein Doppeltes. Zum einen soll gemeinsam mit den interessierten Projekten der o.g. Förderinitiativen ausgelotet werden, welche Herausforderungen und Chancen die aktuelle Krise für die Transformation von Städten und Regionen in Richtung Nachhaltigkeit bietet. Zum anderen geht es um die angesichts der Corona-Krise neuen oder veränderten inhaltlichen Fragen, die für die Forschungsförderung des BMBF von Interesse sein könnten.

Memorandum Post-Corona-Stadt: Für eine suffiziente und resiliente Entwicklung von Städten und Regionen

Erste Seite des Memorandums "Post-Corona-Stadt"
Erste Seite des Memorandums "Post-Corona-Stadt"

Als Ergebnis des Workshops wurde das Memorandum mit dem Titel "Memorandum Post-Corona-Stadt: Für eine suffiziente und resiliente Entwicklung von Städten und Regionen" erstellt.

Das Memorandum finden Sie hier: Download.

 

 

 

Kernbotschaften und Forschungsbedarfe der Themenräume

Einführung und Keynote
Prof. Dr. Uwe Schneidewind am 18. Juni 2020
Prof. Dr. Uwe Schneidewind am 18. Juni 2020

Dr. Jens Libbe, difu und Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie führten inhaltlich zur Motivation und Zielsetzung des Workshops, zum Ablauf und zur Zusammensetzung der Einladenden/Fördermaßnahmen Zukunftsstadt ein.

In seiner Keynote ging Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Bergische Universität Wuppertal auf Eckpunkte einer resilienten „Post-Corona-Stadt“. Als Grundlage diente hierfür das neue Diskussionspapier des Wuppertal Instituts. Die zentrale These des Autorenteams: Städte der Zukunft müssen und werden "näher", "öffentlicher" und "agiler" sein. Dies erläuterte Uwe Schneidewind anhand dieser drei Dimensionen und konkretisierte es anhand zahlreicher Beispiele. Anschließende Kommentare aus der Praxis bestätigten, dass Corona auch als Chance und Impuls zur Nachhaltigkeits-Transformation ergriffen werden muss, verwiesen aber auch auf die Herausforderungen, inbs. die Kommunen in ihrem regionalen Stadt-Land-Gefüge samt der Verflechtungen und Potenziale zu begreifen.

Das Diskussionspapier finden Sie hier als Download als PDF.

Themenraum 1: Nahmobilität auf Abstand: Verkehrswende unter Pandemie-BedingungenKurzstatements

Kurzstatements

  • Prof. Dr. Wolfgang Dickhaut, HafenCity Universität Hamburg / Projekt BlueGreenStreets (angefragt)
  • Claudius Schaufler, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) / Projekt Straße der Zukunft• Pascal Wollnitza, Universität Kassel / Projekt Social2Mobility
  • Dr. Janina Welsch, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) / Projekt MobiliSta (angefragt)

Moderation: Dr. Lena Bendlin, Difu / SynVer*Z, Dr. Gudrun Gräbe, Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) /ReQ+

Hintergrund

Die kommunale Antwort auf den in der Pandemie aufflackernden Flächenkonflikt in den Quartieren entscheidet heute über die Nahmobilität der Zukunftsstadt. Zu den größten Herausforderungen der Verkehrswende zählt die Hartnäckigkeit eingefahrener Mobilitätsroutinen. Mit ihnen hat die COVID-19-Pandemie erst einmal aufgeräumt.

Geschlossene Geschäfte, Lokale und Kultureinrichtungen, Homeoffice und Kontaktsperren haben das Bewegungsprofil der Menschen in den Städten grundlegend verändert. Autoverkehr und Fahrgastzahlen des ÖPNV sind eingebrochen, Rad- und Fußverkehr haben zugenommen und konzentrieren sich auf das Quartier. Um die Abstandsregeln und damit die Verkehrssicherheit für Menschen auf Rad- und Fußwegen zu garantieren, haben erste Kommunen Pop-up-Radwege eingerichtet oder Straßen im Umfeld von Wochenmärkten und Schulen gesperrt, um gefahrloses Anstehen und Einkaufen zu ermöglichen. Pop-up-Fußgängerzonen und Spielstraßen sollen folgen.

Unter Pandemiebedingungen können langjährige Absichten plötzlich umgesetzt werden, ohne das Nadelöhr begrenzter planerischer Kapazitäten in der Verwaltung zu passieren. Stattdessen gilt das Prinzip von Versuch und Irrtum: Bei Bedarf wird mit Farbe und Klebeband nachgebessert. Erfolgreich getestete Maßnahmen dürften nach der Pandemie baulich verstetigt werden. Zugleich gewinnt das Auto erneut an Attraktivität als Verkehrsmittel, das Sicherheit für die Insassen verspricht – wenn auch auf Kosten anderer. Und apropos Kosten: Den Kommunen steht eine – neuerliche – Phase angespannter Haushalte bevor mit entsprechend eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten für Verkehrsangebot, Nutzungsstruktur und städtebauliche Qualität.

Damit stellen sich im Themenraum folgende Fragen: Welche Herausforderungen sind mit der Corona-Krise verbunden und welche Chancen werden für die urbane Transformation gesehen? Welche Handlungsstrategien verfolgen Zukunftsstädte, um den historischen Moment zu gestalten? Wo sollten Investitions- und Forschungsprogramme ansetzen, um die urbane Verkehrswende voranzutreiben? Welche Fragen sollte die Forschung aufgreifen? Wie lässt sich eine Pandemie-resiliente Nahmobilität gewährleisten?

Kernbotschaften der Diskussion

  • Corona als Katalysator bestehender Handlungsbedarfe und Ungleichheiten (in der Bevölkerung und zwischen Kommunen)
  • Gelegenheitsfenster für Flächenumverteilung durch die disruptive Veränderung von Mobilitätsroutinen & des öffentlichen Diskurses

Forschungsbedarfe

  • Mittelfristige Wirkungen und Rebound-Effekte: In welche Richtung wirkt der Katalysator Corona? (Modal Split, Nahraumorientierung)
  • (Wie) übernehmen Verursacher von Verkehren Verantwortung für Mobilität in ihrem Umfeld? (Mobilitätsmanagement, Finanzierung)Wie gelingt das Zusammenspiel der Verkehrsträger in unterschiedlichen städtischen Lagen? (Intermodalität, flexible Verkehrsräume)
Themenraum 2: Quartiere und öffentliche Räume – mehr Wertschätzung denn je

Kurzstatements

  • Dr. Carlo W. Becker, bgmr Landschaftsarchitekten GmbH / Projekt BlueGreenStreets
  • Heinrich Neu, Leiter Stadtplanungsamt Leipzig / Projekt Leipziger BlauGrün
  • Stefan Kreutz, HafenCity Universität Hamburg / Projekt TransZ

Moderation: Dr. Uwe Ferber, StadtLand GmbH / Stadt-Land-Plus und ReQ+, Robert Riechel, Difu / SynVer*Z

Hintergrund

Im Zuge der aktuellen Corona-Krise verändert sich die Wahrnehmung der Stadtquartiere und Ansprüche an die öffentlichen Räume wandeln sich dynamisch. Stadtquartiere erleben unter dem Eindruck der Pandemie eine Renaissance. Soziale Beziehungen im Quartier und Nachbarschaftshilfe zur Erledigung von Besorgungen gewinnen an Bedeutung. Auch der öffentliche Raum und das direkte Wohnumfeld sowie Grünflächen und Parkanlagen gewinnen an Wertschätzung. Wenn Spiel- und Sportplätze geschlossen sind und Reisebeschränkungen bestehen, sind sie die einzige Möglichkeit für die Bevölkerung, an die frische Luft zu kommen. Was wird also bleiben nach der Corona-Krise hinsichtlich der Ansprüche an Quartiere und öffentliche Räume?

Schon heute sind öffentliche Räume Multitalente. Sie fungieren als Verkehrs- und Aufenthaltsraum, als Marktplatz und Ort des Austauschs sowie der sozialen und kulturellen Teilhabe. Sie bieten aber häufig nicht genügend Platz, um den geltenden Abstandsregelungen zu genügen. In Form von Grünflächen, Parks und Straßenbäumen sind sie auch ein wichtiger Faktor für die städtische Klimaregulierung. Im Zuge der Anpassung an die Folgen des Klimawandels werden diese Aspekte noch wichtiger und erzeugen neue Flächenbedarfe und Aushandlungserfordernisse. Daraus entstehen unmittelbare Rückwirkungen auf bauliche Aspekte.

Damit stellen sich im Themenraum u.a. folgende Fragen: Was ist eine angemessene Dichte in Quartieren? Wie kann Flächen- und Ressourceneffizienz bei der Entwicklung von Quartieren gesteigert werden?

Kernbotschaften der Diskussion

  • Vielfältige Ansprüche an den öffentlichen Raum hat es vorher schon gegeben – sie werden durch Corona verstärkt
  • Handlungsebene Quartier instrumentell und organisatorisch stärken (Adressaten?)
  • Es gibt Zielkonflikte ab einem gewissen Punkt zwischen Verdichtung und Freiraumentwicklung – wie damit umgehen?
  • Unterschiedliche Siedlungsstrukturelle Kontexte beachten

Forschungsbedarfe

  • Wie können neue (auch kleinteilige) Flächenpotenziale erschlossen werden (z.B. Stellplätze, versiegelte Flächen, Dachflächen)?
  • Wie kann der Umbau des öffentlichen Raums gemanagt werden (Finanzierung, Trägerstrukturen, Zuständigkeiten, Anpassung von Normen und Standards, Umgang mit Dichte)?
  • Mit welchen Konzepten kann Multicodierung von Freiflächen, öffentlichen Räumen und Zentren, Dachflächen etc. gestaltet und implementert werden?
  • Beteiligungs- und Aktivierungsformate (z.B. Politik)?
Themenraum 3: Interkommunale Wohnraumpolitik – mit veränderten Daten und Bedarfen kooperativ umgehen

Kurzstatements

  • Björn Braunschweig, Universität Jena / Projekt Interko2
  • Dr. Ralph Henger, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln
  • Prof. Dr. Theo Kötter, Universität Bonn / Projekt NACHWUCHS

Moderation: Katrin Fahrenkrug und Lutke Blecken, Institut Raum & Energie / Stadt-Land-Plus / Kommunen innovativ

Hintergrund

Wohnraumbedarfe reagieren sehr sensibel auf Veränderungen der ökonomischen Rahmenbedingungen und veränderte Wohnansprüche. Es muss erwartet werden, dass in einigen Regionen die Wachstumsprognosen geändert und teils deutlich nach unten korrigiert sowie auf veränderte Nutzungsansprüche (Homeoffice) angepasst werden müssen. Darauf müssen Regionen, Städte und Gemeinden mit einer Anpassung ihrer Wohnungsbaukonzepte und Infrastrukturen reagieren. Dies kann als Chance genutzt werden, bei geringerem Nachfragedruck Flächeninanspruchnahme und Infrastrukturfolgekosten zu begrenzen und die Innenentwicklung zu stärken. Dies könnte aber auch zur Folge haben, dass „Kirchturmdenken“ wiederbelebt wird und die Kommunen vor allem zunächst ihre individuelle Entwicklung im Blick haben. Dies wäre ein erheblicher Rückschlag für eine kooperative, nachhaltige Siedlungsentwicklung.

Der Themenraum setzt sich u.a. mit folgenden Fragen auseinander: Wie verändern sich quantitative und qualitative Bedarfe? Welche Chancen für Innovation und Nachhaltigkeit ergeben sich und wie können sie genutzt werden? Welche neuen Forschungsbedarfe lassen sich ableiten??

Kernbotschaften der Diskussion

  • Relativ geringe Auswirkungen auf quantitative Bedarfe auf den Wohnungsmärkten, eher auf Qualitäten
  • Krise als Beschleuniger vorhandener Trends
  • Schub in Digitalisierung und Remote Working verbunden mit zunehmender Bedeutung von Wohnkosten ist Chance für dezentrale Konzentration
  • Förderung von Innenentwicklung in ländlichen Regionen ist Chance für ein Zusammenführen von attraktivem Wohnen und Arbeiten

Forschungsbedarfe

  • Werden vermehrt Wohnungen mit mehr Wohnfläche und anderen Qualitäten auf dezentraleren Standorten nachgefragt?
  • Inwieweit können Umbautätigkeiten neue Bedarfe befriedigen?
  • Welche Qualitäten werden künftig vermehrt auf den Wohnungsmärkten nachgefragt?
    • baulich-räumliche Aspekte wie Wohnformen- und konzepte, Grundrisse, Lagen
    • soziale Aspekte wie nachbarschaftsfördernde Strukturen
Themenraum 4: Urbane und regionale Produktion und Wertschöpfung – Corona als Chance für lokale und regionale Kreislaufwirtschaft

Kurzstatements

  • Fanny Schiel, Marktschwärmer Dresden / Projekt OLGA
  • Dr. Stefan Gärtner, Kerstin Meyer, Institut Arbeit und Technik (IAT) / Projekt ProUrban II
  • Ludwig Hentschel, Gemeinde Bennewitz, Arian Gülker, Schweisfurth Stiftung und Elisa Böhme, Stadt Leipzig / Projekt WERTvoll

Moderation: Dr. Stephan Bartke, Umweltbundesamt / Stadt-Land-Plus und Dr. Jens Libbe, Difu / SynVer*Z

Hintergrund

In Zeiten der Pandemie wird vor allem die Abhängigkeit von globalen Ressourcen und Produkten deutlich. Medikamente, Obst und Spezialitäten verteuern sich, während der Ölpreis und internationale Lieferketten kollabierten. Die Nachfrage nach regionalen Vorprodukten in der Industrie und beim Verbraucher nach Produkten der regionalen Wochenmärkte boomen. Lokale und regionale Vermarkter wie das Netzwerk „Marktschwärmer“ erfahren ungeahnten Zulauf. Die Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte aus der Region steigt in immer größeren Teilen der Bevölkerung.

Auch auf Seiten der Kommunen gewinnt die regionale Ökonomie an Bedeutung. Soll wirtschaftliches Wachstum nach Corona wieder möglich werden, so müssen Investitions- und Konjunkturprogramme vor allem vor Ort, in den Städten und Regionen, greifen. Vorhandene Formen urbaner Produktion und regionaler Wertschöpfungsketten können wichtige Adressaten sein. Zugleich stellt sich die Frage, volkswirtschaftlich realistischer Potenziale von Städten und Regionen, sich in bestimmten Bereichen und mit bestimmten Gütern und Ressourcen stärker selbst – und somit unabhängiger von globalen Marktschwankungen – zu versorgen.

In diesem Themenraum werden u.a. folgende Fragen adressiert: Wo sollten Investitions- und Forschungsprogramme ansetzen, um lokale Ökonomien zu stärken? Wie können Strategien integraler Stadt-/Regionalentwicklung und lokaler Wirtschaftspolitik aussehen? Wie lässt sich eine flächenschonende und zugleich stadt-regionale Produktion und Logistik gewährleisten?

Kernbotschaften der Diskussion

  • Neues Bewusstsein für regionale Wertschöpfungsketten und starker Anstieg regionaler Netzwerke (besonders Ernährung). – Aber viele offene Fragen
    • Wie beständig ist die gestiegene Nachfrage?
    • Welche potenziale und Tiefe der Wertschöpfung sind in der konkreten Kommune/Region möglich?
    • Wie kann ökologische Nachhaltigkeit gesichert werden?
  • Problem: Flächenkonkurrenz, Flächenknappheit und (unregulierte) Flächenzuweisung
    • Zunehmende Engpässe bei verfügbaren Flächen, insb. für Biobetriebe.
    • Hohe Mieten in Innenstädten und zugleich mehr Leerstand (fehlende Nachfrage nach Büro-, Handelsflächen).
  • Benötigt werden stadt-regionale Strategien und Kooperation für die Stärkung von regionaler Produktion und Wertschöpfung.
    • Aktive interkommunale Politik und der Beschaffung (Eigenbetriebe) und Flächenzuweisung
    • Umgang mit Zielkonflikten anstelle von Funktionstrennung

Forschungsbedarfe

  • Strukturiert Analysen der Potenziale für urbane und regionale Produktion und Wertschöpfung (Gemüse, IT, Handwerk, Gastro, Gesundheits-wirtschaft, etc.).
  • Auseinandersetzung mit der Frage, wieweit eine Re-Regionalisierung von Wirtschafts- und Logistikstrukturen (Überspitzt: von Exportorientierung zu Suffizienz-Orientierung) möglich und unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sinnvoll ist. Gleichermaßen eine Forschungsfrage wie auch eine strategische Frage, die aus Sicht des Oberzentrums auch mit den regionalen Partnern diskutiert werden muss.

Hinweis

Abschließend wurde auf die derzeitige Bekanntmachung des BMBF REGION.innovativ mit Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft verwiesen.

Themenraum 5: Daseinsvorsorge – Krisenbedingter Aufwind für neue Organisationsformen

Kurzstatements

  • Prof. Dr. Thomas Klie, Florian Wernicke, zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung / Projekt KoDa_eg (angefragt)
  • Elke Dahlbeck, Institut Arbeit und Technik / Projekt KuDeQua (angefragt)
  • Torsten Beck, pakora.net Netzwerk für Stadt und Raum / Projekt KOMOBIL_2035

Moderation: Dr. Stephanie Bock und Julia Diringer, Difu / Kommunen innovativ

Hintergrund

Die täglichen Berichte über die Zustände in Alten- und Pflegeeinrichtungen, die nicht absehbaren Folgen der wochenlangen Schul- und Kitaschließungen und die bisher noch kaum thematisierten sozialen Auswirkungen des Shutdowns offenbaren bereits vor der Krise vorhandene Schwächen des Systems der sozialen Daseinsvorsorge. Corona erschwert auf der einen Seite die Bedingungen, unter denen diese Einrichtungen derzeit arbeiten, und verstärkt auf der anderen Seite die Frage nach neuen Modellen einer zukunftsfähigen Daseinsvorsorge.

Aufwind erhalten könnten zukunftsfähige und krisenfeste Ansätze, die in den Kommunen Impulse von Staat, Markt und Zivilgesellschaft integrieren und am Gemeinwohl orientiert sind sowie engagierte Bürger*innen einbeziehen. Die Ansätze reichen von der Stärkung bürgerschaftlichen Engagements bis zu neuen Organisations- und auch Finanzierungsformen, die als „Strukturen neuer Verantwortungen“ Daseinsvorsorge sichern und weiterentwickeln.

In dem Themenraum werden u.a. folgende Fragen behandelt: Was lässt sich aus den zahlreichen vor allem nachbarschaftlichen Netzwerken und Aktivitäten lernen? Wie können diese mit kommunalen Angeboten besser vernetzt werden? Und wie lassen sich krisenfeste Formen der Daseinsvorsorge entwickeln?

Kernbotschaften der Diskussion

  • Ist-Situation: Die Herausforderungen bleiben weitestgehend die gleichen, sie wurden nur sichtbarer. Vor allem das ehrenamtliche Engagement ist essentiell in der Daseinsvorsorge.
  • Chance: Gesellschaftliche Rückendeckung für Angebote der Daseinsvorsorge. Bereitschaft für Engagement  (aufgrund der eigenen Betroffenheit) nimmt zu. Kommune in der Berater- und Unterstützerrolle? Kommunikation, Kooperation und Netzwerke –gemeinschaftlich agieren! Digitalisierung sozial denken.

Forschungsbedarfe

  • Trägerstrukturen: Stärken und Schwächen bzgl. ihrer Resilienz für welche Aufgaben der Daseinsvorsorge in welcher Art von Krisen?
  • Engagement: In welchen Bereichen der Daseinsvorsorge geeignet? Regionale Unterschiede betrachten!
  • Engagement: Wo liegen die Grenzen des Engagements? Welche Qualitätsanforderungen liegen zugrunde?
  • Engagement: Wie kann das krisenbedingte Engagement verstetigt werden? Welche Strukturen braucht es, um in Krisen oder auch nur besonderen Situationen Ehrenamt temporär zu aktivieren?
  • Kommunen: (Finanzielle) Handlungsspielräume werden sich verringern. Wie kann damit umgegangen werden? Was ist Pflicht und was ist Kür?
3 Thesen zu agilen Prozessen – Verwaltungshandeln nach Corona

Empfehlungen für kommunales Handeln – 3 ad hoc Thesen wurden diskutiert von Dr. Jens Libbe und Dr. Stephanie Bock, Difu:

  1. Den durch Corona entstandenen Experimentierraum in Hinblick auf Arbeitsprozesse und Verwaltungsabläufe gilt es zu erhalten. Kommunale Verwaltungen und kommunale Betriebe haben sich in der Krise nicht nur als resilient und flexibel, sondern auch als kreativ und reflexiv in der Entwicklung von Lösungen gezeigt. Die Bedeutung eines agilen Verwaltungshandelns für das öffentliche Gemeinwesen wurde überdeutlich. Die gezeigten Eigenschaften braucht es nicht nur für die Krisenbewältigung sondern auch für die Transformation hin zu einer Nachhaltigen Stadtentwicklung.
  2. Corona hat elementare Grundbedürfnisse gezeigt, die nicht nur in der Krise für das Gemeinwesen elementar sind: funktionierende Nachbarschaften und gemischte Quartiere, ausreichend städtisches Grün, öffentliche Räume der Begegnung (auch auf Distanz), Nahmobilität (Fuß und Rad), regionale Kooperation u.a.m. All diese Punkte sind quasi auch die Agenda für eine transformative nachhaltige Stadtentwicklung.
  3. Die resiliente Post-CoronaStadt lässt sich nur in der verwaltungsübergreifenden regionalen Kooperation organisieren. Dabei ist klärungsbedürftig, welche Strategien zielführend sind. Zahlreiche Fragen stellen sich:
    • Wieviel Selbstversorgung (Ernährung, Energie) ist machbar und tatsächlich nachhaltig?
    • Wie können urbane und regionale Produktion bei knapper Fläche organisiert werden?
    • Welche Potenziale liegen in veränderten Zeitrhythmen (Homeoffice, Logistik etc.)?
    • Welche neuen Flächenbedarfe entstehen und welche Zielkonflikte sind mit ihnen verbunden?

Zu diesen Thesen fand eine aktive Diskussion statt.

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