Stadt-Land-Plus Statuskonferenz 2019

Auerbach, Bensheim

Auf einen Blick

Statuskonferenz Stadt-Land-Plus Auerbach 2019 - Publikum

Am 29. und 30. Oktober 2019 fand in Schloss Auerbach in Bensheim die Status-Konferenz 2019 Der BMBF-Fördermaßnahme
„Stadt-Land-Plus“ statt. Zielsetzungen der Statuskonferenz waren neben dem fundierten Austausch über die laufende Arbeit in den Verbundvorhaben die Diskussion der Stadt-Land-Thematik vor dem Hintergrund der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse sowie zum Thema Interessenausgleich. Insgesamt nahmen ca. 170 Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teil.

Auf dieser Seite ergänzen wir fortlaufend die Dokumentation der Veranstaltung.

Dokumentation entlang des Programms

Begrüßung und Eröffnung
Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie
Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie

Die Eröffnung der Statuskonferenz zur Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus erfolgte durch Katrin Fahrenkrug (Institut Raum & Energie, Querschnittsvorhaben). Sie begrüßt die Teilnehmenden der Statuskonferenz und verweist auf den besonderen Veranstaltungsort Schloss Auerbach, der auch aufgrund des Kontextes der Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“ als Teil des BMBF-Rahmenprogramms FONA³, die explizit das Umland und die ländlichen Räume gemeinsam mit den Städten adressiert, ausgewählt wurde. Die zwölf Verbundvorhaben der Fördermaßnahme verfolgen seit rund einem Jahr unterschiedliche Ansätze, um Stadt-Land-Beziehungen zu stärken und eine integrierte nachhaltige Entwicklung von Regionen zu erreichen. Mit einem 2. Stichtag Anfang 2021 kommen weitere Verbundvorhaben hinzu.

Als eines der zentralen Themen der städtisch-ländlichen Partnerschaften, setzt die diesjährige Statuskonferenz einen Schwerpunkt auf Interessenausgleich. Dazu sind unterschiedliche Formate für den Erfahrungsaustausch und die kritische Diskussion der verfolgten Ansätze in den Vorhaben vorgesehen. Neben spezifischen Fragestellungen und wesentlichen Meilensteinen der Verbundvorhaben im Jahr 2019, verdeutlichen Praxis- und Wissenschaftsdiskussionsrunden die aktuelle Debatte des Themas.

Zur Einstimmung wurde mit einer Mentimeter-Abfrage in das Plenum gehorcht:

  • Auf die Frage nach dem Lebensmittelpunkt der Teilnehmenden zeigt sich, dass die absolute Mehrheit sich selbst als Städter bezeichnet (51 von 82 Rückmeldungen).
  • Die Teilnehmenden bringen sich insbesondere aus der Perspektive der Wissenschaft ein – die Hälfte hat jedoch eine nicht primär-wissenschaftliche Perspektive, was die tatsächliche starke Transdisziplinarität in der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus eindrucksvoll belegt. Diese Teilnehmenden vertreten insbesondere die Sicht aus Verwaltung, Kommunal- und Bundespolitik sowie Verbänden und Vereinen.
  • Als entscheidender Erfolgsfaktor für nachhaltige Stadt-Land-Partnerschaften nennen die Teilnehmenden insbesondere die Kooperation auf Augenhöhe, Kommunikation, Interessenausgleich, Vertrauen, Respekt und Mobilität. Es werden insgesamt jedoch sehr viele Faktoren genannt, was zeigt, dass es keine einfachen Lösungsmuster gibt.
  • Auf die Frage „Wie wird die Stadt-Land-Partnerschaft in Ihrer Heimatregion gelebt?“ zeigt sich, dass die große Mehrheit hier noch Potenziale für Verbesserungen sieht. Nur 5 von 85 schätzen die Situation bereits als sehr gut ein.

Die Präsentation können Sie hier finden.

Rede des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Michael Meister
Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. © Bundesregierung / Steffen Kugler
Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. © Bundesregierung / Steffen Kugler

Sehr geehrter Herr Engelhardt,
sehr geehrter Herr Richter,
sehr geehrter Herr Jöst,
sehr geehrter Herr Dr. Prestel,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

es ist mir eine große Freude, Sie im Namen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hier auf Schloss Auerbach begrüßen zu dürfen.

Wer bereits auf BMBF-Veranstaltungen zu Gast war, der weiß, dass dies kein gewöhnlicher Veranstaltungsort für uns ist. Normalerweise laden wir Sie ein, nach Berlin, Bonn oder vielleicht Frankfurt zu kommen. Mit dieser Veranstaltung bringen wir eine große Statuskonferenz in den ländlichen Raum. Damit möchten wir unterstreichen, welch große Relevanz wir dem städtischen Umland beimessen. Und dass wir Stadt und Land als untrennbare Einheit verstehen.

Dazu gehört auch, dass man bei Veranstaltungen die größeren Städte verlässt, um einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Das ist das Ziel dieser Statuskonferenz und auch der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus. Wir ermutigen Sie über den Tellerrand zu schauen. Über den Tellerrand der Stadt. Über den Tellerrand des Landes. Und, speziell vor dem Hintergrund dieser Veranstaltung, über den Tellerrand Ihrer Projekte. So können wir das Plus – welches so schön im Titel unserer Fördermaßnahme steckt – erreichen.

Über all dem steht das gemeinsame Ziel, lebenswerte Regionen zu gestalten, die Kluft zwischen den Lebenswelten der Stadt und des städtischen Umlands zu verkleinern und eine nachhaltige Entwicklung in den Kommunen voranzutreiben. Ihre Ergebnisse können wegweisende Impulse für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land geben.

Das betrifft uns alle. In der Metropolregion Frankfurt erleben wir, wie eng Stadt und Land miteinander verbunden sind. Und vor allem, wie Stadt und Land voneinander abhängig sind. Wir erleben, wie Menschen den ländlichen Raum verlassen, um die Vorzüge der Stadt zu genießen. Wir erleben, wie es Menschen mit ihren Familien wieder zurück auf das Land zieht, um der Großstadt zu entkommen. Wir erleben Menschen, die zwischen Land und Stadt pendeln. Wir wissen also von den Vorteilen des Lebens in der Stadt und des Lebens auf dem Land, genauso wie wir von den jeweils damit verbundenen Nachteilen wissen. Jeder von uns wägt zwischen diesen Vor- und Nachteilen ab und entscheidet sich für einen Lebensmittelpunkt. Aber egal wie die Menschen sich entscheiden: Wir müssen dafür sorgen, dass sie überall im Land gleichwertige Lebensverhältnisse vorfinden.

Dies ist ein Prozess, der fortlaufend angepasst und fortgeführt werden muss. Ein Prozess, der zwingend Stadt und Land zusammen betrachten und miteinander vernetzen muss. Und ein Prozess, der eine nachhaltige Betrachtungsweise einschließt. Denn nur, wenn wir die Nachhaltigkeit unserer Städte und Regionen im Blick behalten, werden wir die Lebensqualität und Attraktivität unserer Landkreise halten und verbessern können. Und das ist auch der Grund, warum wir in der Region Bergstraße trotz und gerade wegen ihrer Attraktivität nicht tatenlos bleiben.

Diese Region beteiligt sich zum Beispiel an der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus mit dem Projekt „Wiederverwendung von Baumaterialien innovativ“, kurz „WieBauin“. Das Projekt zielt auf eine Reduzierung der Inanspruchnahme von Flächen- und Rohstoffressourcen im Bausektor. Es adressiert die regionale Kreislaufwirtschaft und Wertschöpfung. Dafür sollen bereits genutzte Baumaterialien wiederverwendet werden. Eine Thematik also, die Stadt und Land gleichermaßen betrifft. Denn auch im Bausektor gibt es enge Verknüpfungen zwischen Stadt und Land. Baustoffe werden häufig im Umland gewonnen – gleichzeitig wird Abraum im ländlichen Raum deponiert. Ein nachhaltiger Ausgleich ist dabei nicht immer möglich. Mit den im Projekt erarbeiteten Strategien sollen die Qualität von Ressourcen verbessert und Landnutzungskonflikte zwischen Stadt und Land verringert werden. Das trägt zur Stabilisierung der Region und dem Erhalt von Lebensqualität bei. Ich bin gespannt, zu welchen Ergebnissen die Verbundpartner, bestehend aus den Gemeinden Münster (Hessen) und Otzberg sowie dem Landkreis Darmstadt-Dieburg unter Leitung der Technischen Universität Darmstadt, kommen.

Lassen Sie mich eins klar hervorheben: Mit Ihrer Arbeit lösen Sie nicht nur lokale und regionale Probleme. Sie leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Überwindung übergeordneter gesellschaftlicher Herausforderungen. In den Kommunen und Regionen wird der Kampf um eine nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren. Kommunen und Regionen sind die Initiatoren und Gestalter der nachhaltigen Entwicklung.

Die Menschen aus der Praxis – die Landwirte, die Vertreter von Unternehmen, Beschäftigte bei Energieversorgern und in Planungsbüros oder Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung – also Sie, die hier Anwesenden – sind die Gestalter einer globalen nachhaltigen Entwicklung. Denn die Herausforderungen – seien es die Flächeninanspruchnahme, die Energiewende oder die demografische Entwicklung – müssen letztendlich vor Ort und im Einklang von Stadt und Land gelöst werden, damit sie eine Wirkung auf das globale System haben.

Wir sprechen von einer Aufgabe, die relevant und hoch aktuell ist und die sich die Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben hat. So bekennen wir uns klar zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und wollen Städte nachhaltig gestalten, Landökosysteme schützen, die Flächeninanspruchnahme verringern, eine nachhaltige Landwirtschaft fördern und Ungleichheiten in und zwischen den Ländern reduzieren.

Denn trotz der zahlreichen Erfolgsgeschichten der Bundesrepublik Deutschland sind weiterhin Disparitäten zwischen und innerhalb von Regionen zu beobachten. So bestehen innerhalb Deutschlands erhebliche Unterschiede in den regionalen Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten, sowie bei der Sicherung der Mobilität und beim Zugang zu Angeboten der Grundversorgung und Daseinsvorsorge. Strukturschwächere Regionen haben Schwierigkeiten, jüngere, gut ausgebildete Menschen vor Ort zu halten. Strukturstärkere Regionen profitieren dagegen in höherem Maße auch vom Zuzug qualifizierter Menschen aus dem In- und Ausland.

Dabei geht es nicht vorrangig um Unterschiede zwischen Ost und West oder Nord und Süd, denn strukturschwache Regionen finden sich in den verschiedensten Teilen dieses Landes. Aber auch innerhalb einer Region bestimmt der Wohnort über die Chancen der Bürger an der gesellschaftlichen Entwicklung teilzuhaben. Stadtbewohner haben oft andere Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten als die Menschen in ländlichen Gebieten. Und bei letzteren sprechen wir nicht von einer Minderheit. Etwa 90 Prozent der Fläche Deutschlands sind ländlich geprägt und fast die Hälfte der Einwohner Deutschlands leben in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern. Das Land ist aber nicht nur die Heimat vieler Menschen. Es ist das Zentrum unserer Nahrungsmittelproduktion und Standort mittelständischer Unternehmen und somit ein wichtiger Wirtschafts- und Innovationsmotor.

Deshalb ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land und in der Stadt herzustellen und neue Stadt-Land-Partnerschaften zu initiieren.

Die Politik ist gefordert. Aber die Politik kann diese Herausforderungen nicht alleine bewältigen. Wir brauchen die Wissenschaft und Forschung. Wir brauchen fundierte Erkenntnisse und Fakten, um mit innovativen Ideen die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Das Bundesforschungsministerium nimmt dabei mit seiner innovationsorientierten Forschungsförderung eine wichtige Rolle ein. Deshalb haben wir mit „Chancen.Regionen“ ein Konzept vorgelegt, das all unsere Maßnahmen zur Förderung strukturschwacher Regionen in Deutschland bündelt. „Chancen.Regionen“ setzt auf die Kraft von Bildung, Forschung und Innovation und verbindet bewährte Förderinitiativen mit ganz neuen Ansätzen.

So wollen wir eine spezifische Innovationsförderung für strukturschwache Regionen umsetzen und dafür bis 2024 rund 600 Millionen Euro bereitstellen.

Wir wollen aber nicht nur dafür sorgen, dass das notwendige Entscheidungswissen entsteht. Wir wollen nicht nur dabei unterstützen, wissenschaftliche Fakten und Ergebnisse zu generieren. Wir wollen möglich machen, dass Forschungsergebnisse bei den Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zur Anwendung kommen und innovationsorientierte, nachhaltige und sozial gerechte Entwicklungen in allen Regionen Deutschlands gefördert warden. Dies erreicht die Forschung nicht alleine. Hierzu braucht es die Unternehmen und die kommunale Praxis vor Ort, die bereit sind, gute Ideen umzusetzen. Und es braucht die Menschen vor Ort, die von der Umsetzung unmittelbar betroffen sind. Starke Verbünde aus Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft sind daher für uns der Schlüssel zum erfolgreichen Transfer von Forschungsergebnissen hin zur Umsetzung in die Praxis. Und dabei dürfen die Praxispartner gerade nicht Forschungsobjekt sein, sondern müssen als gleichwertige Verbundpartner auf Augenhöhe angesehen werden.

Meine Damen und Herren, solche transdisziplinären Verbünde haben für das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine lange Tradition. In den letzten 20 Jahren haben wir solche Verbünde erfolgreich erprobt und etabliert. Und wir haben ein förderpolitisches Umfeld geschaffen, dass genau solche Verbünde unterstützt. Dies wollen wir weiterführen. Eines unserer stärksten Förderinstrumente im Themenbereich Nachhaltigkeit ist das Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“, kurz FONA. Es bildet die Klammer für unsere Nachhaltigkeitsforschung – und das schon seit 2005. Seitdem haben wir über 5 Milliarden Euro in exzellente Forschungsprojekte für mehr Nachhaltigkeit investiert.

In FONA gibt es die drei Leitinitiativen „Green Economy“, „Energiewende“ und „Zukunftsstadt“. „Stadt-Land-Plus“ ist ein Teil der Leitinitiative „Zukunftsstadt“. Für die Umsetzung dieser Leitinitiative hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung bislang rund 350 Millionen Euro bereitgestellt.

Mit der Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“ und den 12 geförderten Projekten setzen wir genau dort an, wo es notwendig ist: An den Verflechtungen von Stadt und Land. Wir adressieren die nachhaltige und gemeinsame Entwicklung von Stadt, städtischem Umland und dem ländlichen Raum.

Mit Stadt-Land-Plus möchten wir durch integrierte Forschungs-Praxis-Ansätze innovative Lösungen für den Interessensausgleich, nachhaltige Wohnungsmärkte und die regionale Kreislaufwirtschaft finden. Dafür ist eine Analyse von Stadt-Land-Beziehungen zwingend erforderlich. Wir müssen die unterschiedlichen Herausforderungen ermitteln und die Potenziale in den einzelnen städtischen und ländlichen Teilräumen erkennen. So ist es möglich, eine gemeinsame nachhaltige Entwicklung von Regionen zu erreichen. Im Sinne der Diskussion über gleichwertige Lebensverhältnisse bedeutet dies, mit Stadt-Land-Plus möglichst lebenswerte Regionen zu entwickeln. Und die Ausrichtung der Fördermaßnahme zielt genau drauf ab, wie die geförderten Projekte zeigen. Das Projekt „WieBauin“ hatte ich bereits erwähnt.

Zwei weitere Beispiele möchte ich nennen: Wir wollen die gegenwärtigen Nutzungskonflikte um Wohnraumflächen innerhalb einer Region lösen, indem Projekte nachhaltige Siedlungsflächenkonzepte zwischen Stadt und Land erarbeiten. Damit schaffen wir Ausgleichsprozesse für Wohnungsmarktregionen. So entwickelt beispielsweise das Stadt-Land-Plus-Projekt „Interco2“ ein zwischen Kernstädten und Umlandkommunen abgestimmtes Wohnflächenkonzept, um das potenziell ungeordnete Wachstum in den Projektregionen Halle an der Saale und Leipzig abzumindern. Damit liefern wir einen Beitrag zu lebens- und wohnungswerten Regionen. Wir wollen mit Stadt-Land-Plus die regionale Kreislaufwirtschaft fördern. So befasst sich das Projekt „WertVoll“ mit der Wasseraufbereitung durch eine neue Stadt-Land-Partnerschaft. In der Projektregion Leipzig sollen dazu Stadt und Land gemeinsam und marktorientiert eine neue Landnutzungsstrategie erarbeiten. Damit soll Leipzig von sauberem Trinkwasser profitieren und die Landwirtschaft durch beispielsweise Versickerung oder Humusaufbau. Das macht Regionen resilient gegen die Auswirkungen des Klimawandels und eröffnet Marktchancen in der Region.

Die Stadt-Land-Plus-Projekte begleiten wir mit einem wissenschaftlichen Querschnittsvorhaben. Mit diesem gewährleisten wir die Vernetzung der Projekte über Querschnitts- und Clusterthemen. Gleichzeitig fördern wir den Transfer der Ergebnisse in die Praxis.

Meine Damen und Herren, mit den Stadt-Land-Plus-Projekten fördern wir starke Stadt-Land-Beziehungen. Wir wollen Regionen lebenswerter machen und Disparitäten zwischen Stadt und Land abbauen. Anfang 2020 werden weitere Projekte hinzukommen und zwar die Projekte des zweiten Stichtags. Sie sind bereits ausgewählt und die Anträge in Bearbeitung. Für Stadt-Land-Plus stellt das Bundesforschungsministerium insgesamt fast 50 Millionen Euro bereit. Sie sehen: Wir nehmen mit dieser Fördermaßnahme das Ziel „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ und die Nachhaltigkeitsziele ernst und packen die Probleme und Herausforderungen an! Und wir sind überzeugt davon, dass unser transdiziplinäre Weg der Richtige ist.

Stadt-Land-Plus ist aber nicht die einzige Fördermaßnahme im Themenschwerpunkt der kommunalen Entwicklung. Auch die sehr erfolgreiche Maßnahme „Kommunen Innovativ“ vereint Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft mit dem Ziel, eine höhere Lebensqualität in Städten und Gemeinden zu erreichen, dem demografischen Wandel zu begegnen, das Land zu stärken und somit für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen. Wir planen daher – das möchte ich an dieser Stelle ankündigen – einen dritten Stichtag von „Kommunen Innovativ“ (voraussichtlich Anfang 2020). Sie sind eingeladen, sich mit Ihren Ideen um eine Förderung zu bewerben. Strukturschwache Regionen möchten wir ganz besonders ermutigen, sich zu beteiligen.

Meine Damen und Herren, die Themen Stadt, Land und Regionen sind zentrale Nachhaltigkeitsthemen.

Wenn wir unser Klima retten, einen nachhaltigen Weg einschlagen und auch den uns nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen möchten, müssen wir nicht zuletzt in den Kommunen weiterhin hart dafür arbeiten. Und es gibt noch viel Forschungsbedarf. Gerade Stadt-Land-Beziehungen sind noch nicht in Gänze untersucht und die Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus kann nur der Anfang sein. Um jedoch zu wissen, wo die aktuellen Forschungs- und Entwicklungsbedarfe liegen, brauchen wir Sie!

Und daher wollen wir mit Ihnen in einen Dialog treten und einen Agendaprozess starten. Ziel dieses Agendaprozesses ist es, bis zum 26. November 2020 die aktuellen Forschungs- und Entwicklungsbedarfe einschätzen und weitere Maßnahmen planen zu können.

Warum gerade der 26. November 2020?

Für den 26. November 2020 möchte ich Sie herzlich zur europäischen Stadt-Land-Konferenz „Sustainable and Resilient Urban-Rural Partnerships - URP2020“ nach Leipzig einladen. Sie findet im Anschluss an die nächste Statuskonferenz von Stadt-Land-Plus statt.

Die „URP2020“ zielt darauf ab, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit aufschlussreichen Erfahrungen aus laufenden Projekten in der Praxis zu verknüpfen und so das Lernen auf verschiedenen Ebenen zu fördern – und zwar in internationalem Rahmen. Die Konferenz verweist insbesondere auf die Schließung der Lücke zwischen dem verfügbaren wissenschaftlichen Wissen einerseits und der Entscheidungsfindung in der Praxis andererseits. Außerdem soll die Konferenz dazu beitragen, durch ihre Fokussierung auf nachhaltige Stadt-Land-Partnerschaften zur Umsetzung der Kernelemente der „Leipzig Charta 2.0“ beizutragen. Es ist geplant, dass die für Stadt- und Regionalplanung zuständigen europäischen Minister die „Leipzig Charta 2.0“ wenige Tage nach der „URP2020“-Konferenz unterzeichnen werden.

Der Agendaprozess startet heute. Ich freue mich über viele neue Impulse in den kommenden zwei Tagen. Und ich wünsche Ihnen einen angeregten Austausch hier auf Schloss Auerbach.

Helfen Sie uns dabei, dass die Menschen in diesem Land, egal wo sie wohnen, sagen: „Hier bleibe ich, hier fühle ich mich wohl.“

In diesem Sinne. Vielen Dank!

Praxissession

Wie kann die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse über Stadt-Land-Beziehungen gestärkt werden?

Gespräch zwischen

  • Dr. Michael Meister, MdB - Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung
  • Christian Engelhardt - Landrat Bergstraße, Rolf Richter, Christian Jöst, Dr. Helmut Prestel.
  • Rolf Richter - Bürgermeister Bensheim
  • Christian Jöst - Jöst abrasives
  • Dr. Helmut Prestel - BASF

Moderation

  • Kathrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie, Querschnittsvorhaben

In der Praxissession diskutieren fünf Vertreter aus der regionalen Politik und Wirtschaft, moderiert von Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie, wie die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse über Stadt-Land-Beziehungen gestärkt werden kann.

Der Landkreis Bergstraße wird im Zukunftsatlas 2016 als „Region mit Zukunftschancen“ eingestuft. Die gute Lebensqualität ergibt sich, so Landrat Christian Engelhardt, Kreis Bergstraße, durch die enge Verbindung des verstädterten Raumes z. B. im Ried mit den eher ländlich geprägten Gebieten im Odenwald. Die zentrale Herausforderung für den Kreis, der sowohl der Metropolregion Rhein-Neckar als auch der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main angehört, ist die Koordination des Wachstums, insbesondere die Schaffung neuer Baugebiete und der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Abwägung zu anderen Belangen, und somit auch verbunden mit der Frage nach einer Wachstumsgrenze. Zur Angleichung der Lebensverhältnisse im Kreis ist es zudem wichtig, bedarfsgerechte und attraktive Infrastrukturen im ländlichen Raum zu schaffen. Hinsichtlich dieser Wachstumsherausforderungen gibt es im Kreis bisher einen starken kommunalen Blick. Allerdings gilt es, so Landrat Engelhardt, kommunale Grenzen zu überwinden und gemeinsam eine Aufgabenteilung zu erreichen. Hierfür sollte auch der planerische und instrumentelle Rechtsrahmen z. B. in der Regionalplanung ausgeweitet werden.

Die Stadt Bensheim, angrenzend an den ländlichen Odenwald mit seinen Naherholungsqualitäten, ist Standort vieler Arbeitsplätze. Die Stadt steht vor der Herausforderung, dass die Infrastruktur nicht mit dem derzeitigen Bevölkerungswachstum mitwächst, z. B. im KiTa-Ausbau, hinzu kommen veränderte Bedarfe durch den demografischen Wandel, erläutert Rolf Richter, Bürgermeister der Stadt Bensheim. Für eine zukunftsfähige Entwicklung gibt es interkommunale Abstimmungen in der Region. Aus Sicht der Kommunalpolitik sollen kommunale Leistungen aber häufig auch vor Ort geleistet werden, obwohl dies auch aufgrund der Digitalisierung für die Bürger*innen zunehmend unwichtiger wird. Für langfristig tragbare Kooperationen braucht es geeignete Ausgleichsmechanismen, die auch finanzielle Lasten, z. B. für den Kindergartenausbau, umfassen.

Christian Jöst vertritt auf dem Podium das Familienunternehmen Jöst abraives GmbH, das in der Gemeinde Wald-Michelbach ansässig ist und sich stark mit der Region identifiziert. Die Autobahnnähe und Lage an der Westtangente bieten auch für den ländlichen Raum Standortvorteile. Herausforderungen bestehen allerdings aufgrund des zunehmenden Verkehrs und des zu langsamen Infrastrukturausbaus. Hinsichtlich einer Stärkung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse sollte die Gewährleistung der Grundversorgung auch in kleineren Kommunen sowie die ÖPNV-Anbindung in den Fokus gerückt werden. Hierfür ist auch eine interkommunale Zusammenarbeit, auch bundesländerübergreifend, wichtig, so Christian Jöst.

Die BASF Lampertheim GmbH, von Dr. Helmut Prestel vertreten, gehört als 100%ige Tochtergesellschaft zum weltweit führenden Chemieunternehmen. Ein wichtiger Beitrag der Industrie zur Stärkung gleichwertiger Lebensverhältnisse ist die Schaffung guter Arbeitsplätze. Eine wichtige Stellschraube, um eine ausgeglichene wirtschaftliche Teilhabe von städtischen und ländlichen Räumen zu befördern, sei die Schaffung von Bildungsangeboten für alle. Als regionaler Player betreffe der Fachkräftemangel, u.a. aufgrund rückläufiger Zahlen an Auszubildenden, die BASF Lampertheim GmbH. Hinsichtlich des Infrastrukturausbaus in der Region werden derzeit viele Entwicklungen durch Bürgerinitiativen verhindert oder verzögert. Aus Sicht von Dr. Prestel muss daher die Frage beantwortet werden, ob das Recht des Einzelnen wichtiger ist, als gewisse hoheitliche Interessen.

Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, weist darauf hin, dass zur Beschleunigung von Infrastrukturprojekten ggf. ein neuer Rechtsrahmen nötig sei, wie es ihn bspw. durch Sondergesetze im Zuge der deutschen Einheit gab. Für eine zukunftsfähige regionale Entwicklung sei zudem eine Zusammenarbeit von politischen und wirtschaftlichen Akteuren gemeinsam mit der Wissenschaft von zentraler Bedeutung, um entsprechende Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Aus dem Plenum wird auf Bedenken gegen eine Beschleunigung von Maßnahmen hingewiesen, da jegliche Fläche mit Interessen besetzt sei und zudem ein stärkerer Fokus auf einen Umbau im Bestand gelegt werden müsse. Für den ländlichen Raum seien nicht nur Infrastrukturmaßnahmen, sondern ganzheitliche Ansätze erforderlich. Nicht zuletzt führe eine Wachstumsorientierung entgegen der entsprechenden Ziele der Bundesregierung zu weiterem Flächenverbrauch. Ein regionales Flächenverbrauchsziel könne hingegen die interkommunale Zusammenarbeit fördern. Am Beispiel der Windenergie wird dargestellt, dass diese eine besondere Raumlast für den ländlichen Raum darstelle. Am Produktionsort bringe sie kaum Vorteile und erzeuge keine weitere Wertschöpfungskette, ihr Bedarf entstehe aber an anderer Stelle.

Landrat Engelhardt unterstützt, dass der Bund dafür sorgen müsse Planungsprozesse zu beschleunigen. Um Akzeptanz hierfür zu schaffen seien Beteiligungsprozesse hilfreich. Am Ende müsse aber die Politik über Entwicklungen entscheiden. So seien im Kreis Bergstraße Entscheidungen, die mit breiter Mehrheit gefällt wurden, durch Partikularinteressen verhindert worden. Natürlich müssten aber Kompromisse gefunden werden, z. B. durch Auflagen, die Wachstum mit Nachhaltigkeit verbinden. Auch Bürgermeister Richter betont die Notwendigkeit von Beteiligungsprozessen. Allerdings wurde in der Stadt Bensheim die Erfahrung gemacht, dass sich betroffene Bürger*innen teilweise nicht beteiligen, bei der anschließenden Umsetzung der Ergebnisse durch die Politik aber diese zu verhindern suchen. So sei ein interkommunales Baugebiet von vier Kommunen im Kreis Bergstraße durch einen Bürgerentscheid verhindert worden.

Hinsichtlich weiterer Forschungsbedarfe nennt Landrat Engelhardt die Schaffung bedarfsgerechter Infrastrukturangebote, um den ländlichen Raum attraktiver zu machen. Bürgermeister Richter weist darauf hin, dass Förderanträge gerade für kleinere Kommunen zu kompliziert seien. Christian Jöst ergänzt, dass dies auch für Unternehmen gelte, und wünscht eine verbesserte interkommunale Zusammenarbeit und Abstimmung. Dr. Prestel fordert Verbesserungen im Bildungssektor in Bezug auf den Fachkräftemangel. Der parlamentarische Staatssekretär Dr. Meister weist auf die Förderberatung auf Bundesebene hin. Neben der Forschung und Entwicklung sei auch die Umsetzung erfolgreicher Ansätze in der Breite erforderlich.

Dr. Michael Meister, Christian Engelhardt, Rolf Richter, Christian Jöst, Dr. Helmut Prestel, Katrin Fahrenkrug
Dr. Michael Meister, Christian Engelhardt, Rolf Richter, Christian Jöst, Dr. Helmut Prestel, Katrin Fahrenkrug

Highlights der Verbundvorhaben

NACHWUCHS: Nachhaltiges Agri-Urbanes Zusammenwachsen

Prof. Dr. Theo Kötter, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

NACHWUCHS hat das Ziel, in der Projektregion Köln/Rhein-Erft-Kreis innovative, flächensparende Raumstrukturen und zugleich attraktive Siedlungsformen zu entwickeln – also einen Interessenausgleich zwischen der steigenden Flächennachfrage für Wohnen, Arbeiten und Infrastruktur auf der einen Seite und dem Erhalt der Qualität und Identität der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft auf der anderen Seite zu entwickeln. Dafür sollen gemeinsam mit den Akteuren Raum- und Siedlungsbilder für eine nachhaltige Stadtregion erarbeitet und diese dann in ausgewählten Fokusräumen mit passenden Governance-Ansätzen umgesetzt werden.

Im Jahr 2019 stand die Erarbeitung eines Indikatorensets und der Abschluss der Status-Quo-Analyse, in der u.a. Treiber der Landnutzung und deren spezifische Interessen ermittelt wurden, im Vordergrund. Zum Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis erfolgte eine städtebauliche Exkursion in die Niederlanden, in der Beispiele für innovativen Wohnungsbau sowie urbane Landwirtschaft und Landschaft besichtigt wurden.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Wie kann die Siedlungsentwicklung durch innovative Ansätze nachhaltiger werden?
  • Was sind innovative Prototypen für eine nachhaltige Raum- und Siedlungsentwicklung?
PROSPER-RO: Prospektive synergistische Planung von Entwicklungsoptionen in Regiopolen am Beispiel des Stadt-Umland-Raums Rostock

Prof. Dr. Jens Tränckner, Universität Rostock

Das Projekt hat eine Stärkung der regions- und akteursübergreifenden Zusammenarbeit zur Ziel-setzung. Dafür wird ein gemeinsames GIS-basiertes Expertenunterstützungssystem entwickelt, das Flächenfunktionen anhand von Ökosystemdienstleistungen bewertet, insbesondere in Bezug auf die Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Darauf aufbauend sollen Lösungen entwickelt werden, die zu einem wissensbasierten Ausgleich zwischen ökologischen und sozioökonomischen Interessen im Stadt-Umland-Raum Rostock beitragen.

Im Jahr 2019 wurde die Basis für das GIS-basierte Entscheidungsunterstützungssystem aufgebaut: So wurden Datengrundlagen zu den natürlichen und anthropogenen Teilsystemen Böden, Gewäs-ser, Kreislauf-/Abfallwirtschaft und Wasserwirtschaft aufbereitet und Daten zu Planungsprozessen (Neuerschließung, Nachverdichtung, Infrastruktur) aufgenommen.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Wie kann ein Ausgleich zwischen Stadt und Land organisiert werden, wenn Maßnahmen im Umland der Stadt dienen und vice versa?
  • Welche Rolle kann dabei eine Bewertung von Ökosystemdienstleistungen spielen?

Zentrale Schwerpunkte und offene Fragen der Diskussion:

  • Regionale Wertschöpfungsketten entwickeln
  • Ausgleichsflächen lokalisieren
  • Kommunikation auf politischer Ebene mitdenken
  • Niederschwelligen Einstieg für das GIS-Tool entwickeln
  • Marketing des GIS-Tools fördern
  • Sicherstellung der langfristigen Datenerhebung?
  • Langfristige Pflege von Software-Tools und Daten?
  • Standards und Normierung: Verwendung von ALKIS-Daten
RAMONA: Stadtregionale Ausgleichsstrategien als Motor einer nachhaltigen Landnutzung

Prof. Dr. Frank Lohrberg, RWTH Aachen

Zielsetzung im Projekt RAMONA ist vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung in der Region Stuttgart eine Steuerung der Kompensationsflächenentwicklung durch vorausschauende und kooperative Planungsmethoden. So sollen bestehende Flächenkonkurrenzen zwischen landwirtschaftlicher Produktion, Natur- und Erholungsräumen und Entwicklungsflächen für städtische Nutzungen entschärft werden.

Im Fokus des Jahres 2019 stand eine Raum- und Akteursanalyse. Es wurden Landnutzungen und –qualitäten erfasst sowie Kompensationsflächen mit Blick auf ihre Raumwirksamkeit untersucht. In Bezug auf Ausgleichsaktivitäten wurde das Geflecht an Akteuren sowie gesetzliche Vorgaben, ökologische Begutachtungen, Planung und Marktinstrumente sowie Querbeziehungen untersucht.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zur folgenden Leitfrage diskutiert:

  • Welche Erfolgsfaktoren befördern die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteurs-/Interessengruppen?

Zentrale Schwerpunkte und offene Fragen der Diskussion:

  • Schlüsselakteure identifizieren und gemeinsam „Erfolg des Projektes“ definieren (z.B. Ist das der (Ausgleichs-)Prozess an sich? Die langfristige Zusammenarbeit der Akteure?)
  • Kleinteilige Prozessschritte definieren, um Erfolgserlebnisse zu prüfen
  • Gute Kommunikation fördern, auch durch gemeinsame Sprachentwicklung und Verständnis für einander
  • Mehrwert v.a. auch durch „greifbare“ Ergebnisse erkennbar machen und Perspektive über den eigentlichen Prozess hinaus aufzeigen
  • Detaillierte Bedarfsbeschreibung voranstellen
  • Verfahren auch durch Routinen strukturieren
  • Erwartungen aufnehmen ggf. auch Standards definieren
ReGerecht: Integrative Entwicklung eines gerechten Interessenausgleichs zwischen Stadt und Land

Prof. Dr. Thomas Weith, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.

Bei dem Projekt ReGerecht geht es darum, in der Region Schwerin unter dem zentralen Bewer-tungsmaßstab „Gerechtigkeit“ einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Nutzungsansprüche an die Fläche und die damit verknüpften Ressourcen zu finden. Dafür werden gemeinsam mit den relevanten Akteuren Konflikte und Zielvorstellungen diskutiert und Lösungsansätze entwickelt. Die Ergebnisse sollen konkret in eine Kooperationsvereinbarung mit einem Stadt-Umland-Konzept zwischen der Stadt Schwerin und ihrem Umland einfließen.

Im Jahr 2019 stand neben der Auswahl an Themenfeldern für Stadt-Land-Verflechtungen die wis-senschaftliche Diskussion zum Verständnis von Stadt-Land-Verflechtungen, Landnutzungskonflik-ten sowie Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit im Vordergrund. Sie wurde mit Planungsansätzen in der Region verknüpft. So startete die Diskussion zur Fortschreibung des Wohnbaulandentwick-lungskonzepts mit einem Regionalworkshop.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Was verstehen Sie unter Gerechtigkeit mit Blick auf den Stadt-Land-Ausgleich?
  • Wie würden Sie so einen Ausgleich konzipieren?

Zentrale Schwerpunkte und offene Fragen der Diskussion:

  • Gerechtigkeit hat keine einheitliche Definition
  • Gerechtigkeit sollte auf unterschiedlichen Ebenen behandelt werden
  • Ausgleich (Aufdeckung der Nachteile) greift zu kurz zur Definition Gerechtigkeit
  • Gerechtigkeit durch Aushandlungsprozess zwischen Akteuren schaffen
  • Gerechtigkeit: Ausgleich zwischen den Kommunen schaffen
  • Gerechtigkeit hat eine zeitliche Dimension (Rücksicht auf zukünftige Generation)
  • Schwierigkeiten: Welche Ausgleichsmechanismen greifen? Dafür sind verschiedene Instru-mente notwendig.
Interko2: Integriertes Wohnflächenkonzept in großstädtischen Wachstumsräumen

Dr. Annedore Bergfeld, Leibniz-Institut für Länderkunde 

Knapp werdende Wohnfläche in der Region Halle/Leipzig führt zunehmend zur Erhöhung des Siedlungsdrucks auf die Fläche. Interko2 hat ein abgestimmtes Wohnflächenkonzept in der Stadt-Umland-Region zum Ziel und soll zu einer geordneten und abgestimmten Entwicklung führen und damit zu einer Entspannung der Wohnraumsituation beitragen. Mit einem Monitoringansatz soll die konzeptionelle Zusammenarbeit im Stadt-Umland-Kontext zwischen Mittel- und Grundzentren unterstützen werden. Erste Ergebnisse liegen zur Bevölkerungsentwicklung und zu Wanderungsbewegungen mit den Umlandgemeinden und zum Gebäudebestand vor. „Prüforte mit besonderem Potenzial für die Wachstumsfunktionen wurden benannt. Fokusgruppen zum Thema Wohnen und zur Erreichbarkeit sowie Experteninterviews wurden durchgeführt. 2020 sind die Fortsetzung des Dialoges und Fachwerkstätten in den Landkreisen geplant.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Wie können ein gemeinsames Verständnis und Akzeptanz für eine nachhaltige, kooperative Siedlungsentwicklung gewonnen werden?
  • Wie gelingt es, das Interesse der Kommunen für das Thema nachhaltige, kooperative Siedlungsentwicklung zu gewinnen und sie für eine aktive Teilnahme am Beteiligungsprozess zu bewegen?
NEILA: Nachhaltige Entwicklung durch Interkommunales Landmanagement in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler

Prof. Dr. Thorsten Wiechmann, TU Dortmund

NEILA implementiert in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler einen verbesserten Interessenausgleich im Bereich der Flächennutzung. Im vergangenen Jahr wurden die interkommunalen Dialogstrukturen aufgebaut und eine Wirkungsanalyse zu Flächennutzungskonflikten erarbeitet. Ziel ist es Instrumente und Maßnahmen zur Reduzierung von Flächennutzungskonflikten integriert zu betrachten und so zu einer konsensualen interkommunalen Abstimmung zu gelangen. Kern dabei ist die Ausarbeitung eines Lasten-Nutzen-Ausgleichssystems durch interkommunale Zusammenarbeit für Konzepte nachhaltiger Siedlungsentwicklung.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Inwiefern/auf welche Art können in einer regionalen Kooperation „Nachteile“ einzelner Kommunen ausgeglichen werden?
  • Wie können „Gewinner“ der Entwicklung dazu gebracht werden, einen Ausgleich zu leisten/auf Entwicklung zu verzichten?

Alexander Stricker, Stadt Bonn, begrüßt die Teilnehmenden am Stand des Verbundvorhabens „NEILA“ und diskutiert mit ihnen zur Leitfrage: Inwiefern/auf welche Art können in einer regionalen Kooperation „Nachteile“ einzelner Kommunen ausgeglichen werden? Wie können „Gewinner“ der Entwicklung dazu gebracht werden, einen Ausgleich zu leisten/auf Entwicklung zu verzichten?

 

Frage

Antwort

Wie kommt es zu den starken kooperativen Willen der Beteiligten

  • NEILA kann auf Netzwerke, die im Zuge des Bonn/Berlin Gesetzes aufgebaut wurden zurückgreifen. Diese Strukturen haben sich in den vergangen Jahren bewährt und den Strukturwandel erfolgreich gemeistert.

Welches Konzept verfolgt NEILA zum Interessensausgleich?

  • Wichtige Bausteine sind die fachlich neutrale Analyse der Standorte anhand regional abgestimmer Kriterien und die Diskussion zwischen Stadt und Land „auf Augenhöhe“ zur Schaffung von Win-Win-Situationen

Was ist inhaltlich neu?

  • Unter anderem im Fokus stehen erstmals die Entwicklung von Wohnbauflächen, deren Bewertung nicht nur von steuerlichen Aspekten abhängt.

Wie trägt die geplante Multikriterienananlyse zum Interessensausgleich bei?

  • Neben harten Kriterien zu den Standorten werden auch „weiche“ Aspekte, wie Erhalt der Kulturlandschaft mit einbezogen. Auf dieser Grundlage wird der Dialog über Interessensausgleich erweitert. Austausch mit „Nachwuchs“ und „Ramona“.
  • Siedlungsflächen und Freiflächen sollen gleichwertig behandelt und bewertet werden

Wer soll den Interessensausgleich organisieren?

  • Gründung bspw. einer regionalen Entwicklungsgesellschaft wird geprüft, diese könnte  auch kleinere Kommunen beraten.

Monetärer Ausgleich geplant?

  • Bisher nicht im Fokus. Zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht ausschließbar.

Ausgleich in andern Projekten?

  • RAMONA stellt Kompensationsflächenverordnung auf den Prüfstand

Reicht Freiwilligkeit aus?

  • Bisherige positive /negative Erfahrungen: Gescheitert NeckarAlp, gelungen: Rendsburg
  • Langfristig „Durch Freiwilligkeit zur Verbindlichkeit“ gelangen

Ausblick

  • Hinwies auf Nutzung der aktuell publizierten Ergebnisse „Flächenzertifikatehandel“
  • Geplante Optionen in Rahmen der neuen EU Förderkulisse prüfen

 

StadtLandNavi: Kulturlandschaft mit strategischer Navigation managen

Dr.-Ing. Thomas Zimmermann, HafenCity Universität Hamburg

StadtLandNavi widmet sich der Frage, wie Planungen und Prozesse für eine schnellere Reaktion auf veränderten Rahmenbedingungen wie in der dynamisch wachsenden Stadt-Umland-Region beantwortet werden können. Wie anhand einer Karte dargestellt entwickeln sich Kooperationen dabei in unterschiedlichen geografischen Umgriffen. Im Mittelpunkt steht das Konzept der „strategischen Navigation“. Ein Management-Tool für ein ressourcenschonendes Landmanagement befindet sich in der Entwicklung. Im Fokus liegen Konzepte zur Wohnflächenentwicklung und Kulturlandschaftsgestaltung welche durch ein Monitoringsystem unterstützt werden.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zur folgenden Leitfrage diskutiert:

  • Wie können kooperative Strukturen in Stadt-Umland-Regionen weiterentwickelt werden, um integrierte Konzepte im Bereich Wohnflächen und Kulturlandschaft umzusetzen?

Dr. Thomas Zimmermann von der HCU Hamburg begrüßt die Teilnehmenden am Stand des Verbundvorhabens „StadtLandNavi“ und diskutiert mit ihnen zur Leitfrage: „Wie können kooperative Strukturen in Stadt-Umland-Regionen weiterentwickelt werden, um integrierte Konzepte im Bereich Wohnflächen und Kulturlandschaft umzusetzen?“

 

Frage bzw. Thema

Antworten bzw. Lösungsvorschläge

Flächennutzungs­konflikte

  • Beispiel von Flächenkonflikten, die eine Abstimmung zwischen Stadt-Umland-Regionen benötigen; bspw. Landwirtschaft vs. Grünflächen, (innerstädtische) Grünflächen vs. Wohnflächen
  • Ziel: politisch akzeptierte Ausgleichsmöglichkeiten im interkommunalen Raum schaffen

Kooperationen

  • Kommunen verzichten auf eigene Baugebiete zugunsten eines inter-kommunalen Gebiets (siehe Projekt NACHWUCHS)
  • Gemeinsames strategisches Konzept der Entwicklung eines interkommunalen Siedlungsflächenkonzepts im Umland - Sicherung der Daseinsvorsorge, Energieversorgung, Glasfaserzugang bzw. schnelles Internet im ländlich geprägte Räume usw. (siehe WertVoll, Wurzener Land). Handlungsfelder klar definieren.
  • Mehrere Flächenpotenziale zur Auswahl von Siedlungsentwicklungsstadtorten in die Bewertung einbeziehen

Instrumente

  • Nutzung von inter-kommunalen Flächennutzungsplänen.
  • Eine zentrale Stelle für die Moderation und Meditation im Gebiet schaffen, um Konflikte mit einem neutralen Partner zu lösen.
  • Modellvergleich: Vereinbarung auf interkommunaler Ebene vs. Eingemeindung. Welche Vorteile und Nachteile?
  • Jenseits vorhanden Instrumente, ist eine freiwillige Zusammenarbeit und kontinuierliche Aufrechthaltung von Kommunikation zu begrüßen.

Demografischer Wandel

  • Fokus auf Digitalisierung (z.B. Onlinedienste) wird nicht alle Probleme in Gebieten mit sinkenden und älterenden Bevölkerung lösen können.
  • Erreichbarkeit im ländlichen Raum – gute qualitative ÖPNV-Möglichkeiten sicherstellen

Vertrauen

  • Politische Allianzen und Vertrauen aufbauen
  • Nutzung von Veranstaltungen mit kommunaler Beteiligung, um Bürgernähe zu erreichen und ins Gespräch zu kommen, Feedback einholen, Überzeugung vermitteln usw. (siehe Wurzener Land), Dialog ausbauen und aufrechterhalten.
  • Transparenz der Arbeit zwischen Partnern sicherstellen.
  • Augenhöhe zwischen Mittel- und Unterzentren ermöglichen.

Notizen: Karl Eckert (StadtLand GmbH), Querschnittsvorhaben.

CoAct: Integriertes Stadt-Land-Konzept zur Erzeugung von Aktivkohle und Energieträgern aus Restbiomassen

Korbinian Kaetzl, Universität Kassel

In CoAct sollen Restbiomassen, etwa Pflegeschnitte von Gehölz- und Naturschutzflächen, in Pflanzen- und Aktivkohle umgewandelt und regional verwertet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden die notwendigen technischen, ökonomischen, ökologischen und rechtlichen Wissensgrundlagen entwickelt. Akteure, ihre Beziehungen und Interessen werden einbezogen und Entscheidungs- sowie Umsetzungsprozesse durch Stadt und Landkreis gestaltet.

In 2019 konnte für die Region Bodensee, in der das Trinkewasser für vier Millionen Menschen gewonnen wird, da Potenzial verfügbarer Restbiomassen für die Aktivkohlegewinnung ermittelt werden. Einem Bedarf von Aktivkohle von 400 – 800 Tonnen jährlich stehen danach Potenziale von 12.000 Tonnen pro Jahr gegenüber. Es wurde in mehreren Schritten das Substituierungspotenzial und das Treibhaus(vermeidungs)potenzial der Aktivkohle aus Biomassen der konventionellen Aktivkohle gegenübergestellt, welche häufig aus insbesondere sozial fragwürdigen Abbaubedingungen stammt. Hierauf aufbauend werden u.a. in Workshops mit Akteuren in der Region Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Bereitstellung derBiomassen sowie für Verwertungsszenarien im Rahmendes CoAct-Ansatzes ermittelt und Steuerungsansätze und Empfehlungen zum Aufbau von CoAct-Wertschöpfungsketten entwickelt.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zur folgenden Leitfrage diskutiert:

  • Wie kann der Aufbau von Wertschöpfungsketten in die vorhandenen regionalen Steuerungsstrukturen/Governance integriert werden?
ReProLa: Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg

Dr. Christa Standecker, Europäische Metropolregion Nürnberg

Am Beispiel der Metropolregion Nürnberg setzt ReProLa Landmanagement in Beziehung zur Produktion und Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte. Dazu baut es ein Flächennutzungs-Monitoring auf, um Flächennutzungsänderungen und deren Triebkräfte zu identifizieren. Die Flächenrelevanz, Umweltwirkungen und die regionale Wertschöpfung von Regionalprodukten werden systematisch erfasst. Zudem werden Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenziale von Regionalprodukten ermittelt. Ziel ist die Verbesserung der Entscheidungsgrundlagen für die Steuerung der Flächennutzung auf kommunaler Ebene.

In 2019 lagt der Schwerpunkt zunächst auf der Identifikation beispielhafter Regionalprodukte und ihrer Produktionsschwerpunkte in der Metropolregion Nürnberg. Ein Highlight war die offizielle Eröffnung des Vorhabens mit vielen Vertreter*innen aus Politik und Gesellschaft am 30. Juli 2019 in der Orangerie Erlangen.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Mit welchen Methoden lassen sich Potenziale von Regionalprodukten erfassen?
  • Welche Voraussetzungen unterstützen regionale Wertschöpfung?

In der Diskussion wurden Methoden und Akteure der unterschiedlichen Verbundprojekte aufgezeigt, mit denen sich Potenziale für Regionalprodukte erfassen lassen:

Projekt

Methoden

Akteure

ReProLa

  • Wertschöpfungsmapping mithilfe von Expertengesprächen und Sekundärdatenanalyse inkl. Regionalisierung – Kalibrierung, Visualisierung
  • Branchenvertreter
  • Unternehmer
  • Verbände

VoCo

  • Absatz in Abhängigkeit zu Distanz
  • Absatzmärkte
  • Verarbeitung (Mensch)

WieBauin

  • Ausbau eines Produkt-/Materialkatasters (z.B. über die Auswertung von Bausubstanz), um so das Potenzial zu stärken
  • Kommunen
  • Wissenschaftler

Neues Projekt

  • Primärerhebung

 

CoAct

  • Befragung LEH und Gastronomie
  • Vergleich mit Substitut
  • LRA
  • Gastronomie
  • Vermarktungsgemeinschaften

 

VoCo - Vorpommern Connect: Nachhaltige Stadt-Land-Wertschöpfungsketten bewerten und gestalten

Dr. Michael Rues, Universität Greifswald

VoCo möchte Wertschöpfungsketten einer nachhaltigen Landnutzung unter Berücksichtigung der Stadt-Land- Beziehungen verbessern. Wertschöpfungspotenziale werden dazu analysiert. Mit regionalen Akteuren werden Nutzungsoptionen multifunktionaler Landnutzung entwickelt und Kriterien zur Auswahl von Modellprojekten festgelegt. Regionale Ökosystemdienstleistungen sollen gezielt gefördert werden. Zur Bewertung werden Indikatoren entwickelt und erprobt.

Highlights in 2019 waren die Werkstattfachgespräche zu den Themen „Regionale Produkte“ und „Regionale Wärmeversorgung“, die ein „Mittelstandsloch“ in der Wertschöpfungskette vieler Produkte in der Region konstatieren sowie der Start für eine umfangreiche Bevölkerungsbefragung der Universität Greifswald mit 12.500 angeschriebenen Personen.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zu folgenden Leitfragen diskutiert:

  • Wie können Interessen durch finanzielle Anreize für Ökosystemdienstleistungen ausgeglichen werden?
  • Wie können Nachhaltigkeitsziele mit Indikatoren bewertet und operationalisiert werden?

Diskussionsergebnisse und offene Fragen zu finanziellen Anreizen:  

  • Natur und Ökosystemdienstleistungen zur Ware machen
  • CO2-Zertifikate
  • Mehrwert schaffen durch Restbiomasse
  • Konfliktanalyse: Ermittlung von Gewinnern und Verlierern, möglichst Herstellung von Win-Win-Situationen
  • produktionsintegrierte Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen (PIK)
  • Ausgleichleistungen für Schaffung von CO2-Senken
  • Zahlungsbereitschaft ist subjektiv, Tourismus als Nachfrager ansprechen
  • Was muss bewertet werden? Welcher Wertemaßstab wird angelegt?

Diskussionsergebnisse und offene Fragen zur Bewertung und Operationalisierung von Nachhaltig-keitszielen durch Indikatoren:

  • Nutzung von ÖSL, Höhe der Honorierung (€)?
  • Wie lässt sich ein gesellschaftlicher Nutzen abbilden?
  • Priorisierung nötig
  • Multi-Leistungen

Standards & Normierung

  • CO2-Zertifikate
  • Planungsrecht und Naturschutzrecht
  • auf Vorhandenem aufbauen, z.B. Ökokonten
  • Regionale Produktstandards definieren
WERTvoll: Stadt-Land-Partnerschaft Leipzig & Umland

Frank Wagener, Hochschule Trier Institut für angewandtes Stoffstrommanagement – IfaS

Die interkommunale Gemeinschaft Wurzener Land erarbeitet gemeinsam mit der Stadt Leipzig eine WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft. Ziel ist eine kooperative Landnutzungsstrategie für die Region. Durch den marktorientierten Aufbau von Mehrnutzungskonzepten – mehrere Leistungen werden gezielt auf derselben Fläche verankert, z. B. Nahrungsmittelerzeugung, Trinkwassergewinnung, Biodiversität und Klimaschutz – werden Synergien erschlossen und die regionale Wertschöpfung gesteigert.

In 2019 wurden sowohl in der Kooperation mit den Akteuren in der Region sowie konzeptionell Fortschritte gemacht. Die Projektpartner*innen und Know-how Partner*innen greifen mit ihren vernetzten Arbeitspaketen effektiv ineinander. Ein wissenschaftlicher Begleitkreis hat sich konstituiert. Ein erstes Highlight war das "WERTvolle Landbrot" als Regionalprodukt: Es wurde als „Festbrot“ auf dem Wurzener Land Fest präsentiert und verbindet Landwirtschaft & Handwerk mit Trinkwasser, Klima & Biodiversität durch regionale Wertschöpfung. Mit dem Produkt werden die WERTvoll Ziele greifbar und die Besucher*innen, u.a. Ministerpräsident Michael Kretschmer, zeigten großes Interesse.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier - wurde zur folgenden Leitfrage diskutiert:

  • Welche Hemmnisse und Erfolgsfaktoren gibt es beim Aufbau regionaler, marktorientierter Mehrnutzungskonzepte (z.B. in Bezug auf Förder- oder Landwirtschaftspolitik)?
WieBauin: Wiederverwendung von Baumaterialien innovativ

Prof. Dr. Liselotte Schebek, TU Darmstadt

WieBauin zielt auf die Reduzierung der Inanspruchnahme von Flächen- und Rohstoffressourcen im Bausektor durch die Wiederverwendung von Bauteilen und Verwertung von bereits genutzten Baumaterialien. Wertschöpfungsketten, vom Eigentümer von abbruchreifen Gebäuden hin zu Nutzern der beim Abbruch gewonnenen Bauteile und Baumaterialien, werden entwickelt und ein beiderseitiger ökonomischer und ökologischer Vorteil geschaffen. Dafür wird ein Gebäude- und Materialkataster aufgebaut und Chancen für Dorf- und Stadtentwicklung durch zentrale Entwicklungsflächen eröffnet.

In 2019 waren Objektbesichtigungen und Expert*innen-Interviews Highlights der Arbeiten, die wesentlich zur Entwicklung eines Erfassungstools beitrugen. Im Fokus waren mithin die Entwicklung eines Gebäude- und Materialkataster für die Wiederverwendung von Baumaterialien, die Erhebung von Gebäudeleerständen und Besonderheiten der Region sowie die Erfassung der Stoffströme und Baumaterialien.

Hier finden Sie die Folien des Projekt-Pitches.

In der anschließenden Table-Session - das Hintergrundposter finden Sie hier.

Prof. Dr. Liselotte Schebek begrüßte die Teilnehmenden am Stand des Verbundvorhabens „WieBauin - Wiederverwendung Baumaterialien innovativ“ und diskutiert mit ihnen zur Leitfrage: „Wie kann durch den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten (im Bausektor) ein nachhaltiger Ausgleich zwischen Stadt und Land erzielt werden?“

Frage

Antwort

Recycling und Qualitätskriterien

  • Grundsätzliche Unterscheidung Recycling von Wiederverwendung
  • Standardisierte Prüfverfahren für Materialien
  • Fokus von WieBauin auf Wiedernutzung einzelner Bauteile

Lohnt sich das?

  • Ja, wenn Typisierung möglich ist und hinreichend viele ähnliche Fälle gegeben sind
  • Herausforderung ist die Sensibilität beim Rückbau

Datenschutz

  • Offener Punkt

Wer sind Käufer? Ist Kommune Vermittler und/oder Käufer?

  • Verschiedene online Börsen für Baustoffe als Vorbilder
  • Hinweis von Prof. Tine Köhler: Plattform Fachwerkhaus.de funktioniert leidlich, Facebook funktioniert gut

GIS Modell

  • Braucht kritische Masse

Bestimmte Bauteile besonders gefragt?

  • Natursteine

Inwieweit zukunftsgerichtet auf Bauwesen der Zukunft (Klimaschutz, Separierbarkeit)

  • Wichtig ist Erfassung der Potenziale und genaue Bestandsaufnahme der Gebäude
  • Link zu Res:Z-Projekt „RessStadtQuartier – Instrumente für die ressourceneffiziente Entwicklung von Quartieren“
  • Auch in Vergangenheit wurde unterschiedlich gebaut. Arbeit mit Baualtersklassen hilft methodisch bei der Identifikation.
  • Verbundbaustoffe sind (zunehmend) problematisch.

Wie erfolgt Kartierung?

  • Über Kataster. Wissen über Gebäude wird verschränkt mit Altersklassen und Konstruktionsbeschreibungen von typischen Gebäuderepräsentanten als Annäherung

Potenzialerhebung – aus Stadt-Land-Sicht?

  • Umland Rhein-main von heterogener Entwicklung geprägt. Teils viel Leerstand.

Standards und Normierung

  • Rolle in Praxis groß, da Rechtssicherheit bzw. -risiken damit verbunden sind.
  • Ähnliches Risiko bei anderen SLP-Vorhaben? – Bei RAMONA nicht gesehen – dort eher Hürde zu Umsetzung/Vollzug und für Akzeptanz im Blick

Denkmalschutz und Recycling (vor Hintergrund Wahrung Kulturlandschaften)

  • Architektin als Teil des WieBauin-Teams zur Einschätzung
  • Ziel ist Fokus auf nicht als Denkmal geschützte Gebäude

Digitalisierung, Akten, Daten

  • Bei WieBauin Herausforderung
  • Bei RAMONA Arbeit mit öffentlich zugängigen Daten (Kompensationsverzeichnis)

Streitgespräch

Wie gelingt Interessenausgleich? Was kann die Wissenschaft leisten? Was braucht die Politik?
Prof. Dr. Thorsten Wiechmann, Prof. Dr. Andreas Berkner
Prof. Dr. Thorsten Wiechmann, Prof. Dr. Andreas Berkner

Prof. Dr. Thorsten Wiechmann (Wissenschaft) und Prof. Dr. Andreas Berkner (Praxis) im Zwiegespräch

Die Konsortien der Stadt-Land-Plus Verbundvorhaben bestehen aus diversen Akteuren der Praxis, der Wissenschaft und Wirtschaft. Wo unter einem Dach gearbeitet und geforscht wird, ist es eine große Herausforderung eine gemeinsame Sprache zu finden. Das Streitgespräch soll dazu dienen, Probleme offen anzusprechen und den Dialog für einen besseren Interessenausgleich weiter voranzutreiben.

Das von Katrin Fahrenkrug (Querschnittsvorhaben) moderierte Streitgespräch eröffnet mit der Frage an Prof. Dr. Andreas Berkner, inwieweit das Thema des Interessensausgleichs auf der politischen Tagesordnung für den Planungsverband Leipzig-Westsachsen steht. Was wird von der Wissenschaft für einen umsetzbaren Interessenausgleich in der Praxis erwartet? Die Teilräume der Metropole Leipzig sind Prof. Dr. Andreas Berkner nach sehr divers - Wachstum und Schrumpfung grenzen aneinander im Abstand von 50 km. Er ergänzt die Sicherung der Daseinsvorsorgen ist der Spagat der Region. Die Praktiker in den Kommunalverwaltungen sind voll mit der Erfüllung der Pflichtaufgaben beschäftigt. Die Wissenschaft könne nun die Felder ausfüllen, wo der Praxis die Kraft fehlt und die Praxis den „Boden“ bieten kann. Dass es Meinungsverschiedenheiten gebe, sei jedoch keine Problematik sondern gehört zum Disput dazu.

Prof. Dr. Wiechmann wird die Frage gestellt, wer normalerweise die Initiative ergreift und auf wen zugeht. Ist es die Wissenschaft, die auf die Praxis zugeht? Beispielhaft zieht Prof. Dr. Wiechmann das Stadt-Land-Plus Vorhaben NEILA heran. Hier war zu Beginn der Fördermaßnahme bereits das Fundament der Kommunikation mit Vorgängerprojekten gegeben. Der Dialog besteht seit ca. 30 Jahren und der Transfer zwischen den Akteuren ist beständig. Prof. Dr. Wiechmann betont, dass die Planungspraxis nicht denkbar ohne Planungswissenschaft und Theorie ist. Nur, wenn Theorie und Praxis ineinandergreifen, entstehen runde Lösungen. Dennoch wird häufig eine Gegenüberstellung von Theorie und Praxis getätigt, die es in diesem Sinne jedoch nicht gibt. Der Austausch funktioniere meist einwandfrei und die Fachebene spricht eine Sprache. Für die Übertragung in die Politik nimmt die Wissenschaft jedoch eine willkommene Rolle ein. Den Argumenten der Wissenschaft wird von politischer Seite eher Aufmerksamkeit geschenkt.

Prof. Dr. Berkner ergänzt, dass verschiedene Akteursgruppen verschiedener Ansprachen und Kommunikationswege bedürfen. Ein Beispiel ist die Ebene einer Gemeindeversammlung oder Bürgerveranstaltung mit Akteuren, die nicht über das entsprechende planerische Fachwissen verfügen. Wird nicht die adäquate Ansprache gefunden, wenden sich Akteure mit der Begründung ab, es sei Ihnen zu verkopft. Hinzu komme, dass Raumplaner oder Regionalentwickler „dahin gehen müssen, wo es wehtut“. Nur im konstruktiven Disput können Konflikte gelöst werden!

Zur Frage, ob Akteure der Fachplanung hinreichend für die Ansprüche der Kommunikation ausgebildet werden und die Politik abgeholt werden kann, stellt Prof. Dr. Wiechmann fest, dass nicht nur die Wissenschaft ihre eigene Fachsprache spricht, sondern dies auch für die Akteure der Fachplanung gilt. Die neue Generation der Fachplanung sollte generell mit einem größeren Fokus auf Kommunikation, z. B. auf Moderationstechniken, ausgebildet werden.

Bezüglich konsensualer Lösungen in der Regionalplanung stellt Prof. Dr. Berkner fest, dass über das Instrument der Regionalpläne versucht wird, einen Interessenausgleich zu erzielen, wobei konsensuale Ansätze schwer zu erzielen sind. Prof. Dr. Berkner blickt zurück und berichtet aus seinen über 30 Jahren Erfahrung in der Regionalplanung. 1993 brachte der Braunkohleabbau das Thema Umsiedelung in die Öffentlichkeit und somit existenzielle Zielkonflikte. Bei der Aufstellung
von Regionalplänen erlebte Prof. Dr. Berkner stets Klageprozesse, die nur selten von Bürgervertreterinnen oder -vertretern initiiert wurden. Die Diversität der involvierten Akteure und Zielkonflikte ist immer noch groß. Es stellt sich insbesondere in Braunkohlegebieten die Frage, wie die Energiewende gestaltet werden kann, dass alle Seiten einen Nutzen haben? An dieser Stelle sei es besonders wichtig mit Interessenausgleich und Augenhöhe einen Konsens zu finden und Lösungen umzusetzen.

Prof. Dr. Wiechmann erwidert, dass Konsens nur bei einer Win-Win Situation erzielt werden kann. Es sei aber naiv zu glauben, dass jede und jeder Einzelne einem Kompromiss zustimmen würde. In der Regionalentwicklung, bei Standortfragen der Windenergie zum Beispiel, ist es eine Sache der Unmöglichkeit immer eine zufriedenstellende Win-Win Situation zu schaffen. Es müsse jedoch möglich gemacht werden, aus einer Win-Loose Situation eine Win-Win Situation zu schaffen und hierfür sind verbindliche Regelungen nötig. Bei harten Konflikten stoßen die regionale Kooperation jedoch an ihre Grenzen. Zielkonflikte der Flächennutzung sind ein Beispiel, für dessen Ausgleich Entwicklungsinstrumente und fiskalische Instrumente gefunden werden müssen, bei denen die Region im Fokus steht.

Als abschließende Frage beantworten Prof. Dr. Berkner und Prof. Dr. Wiechmann die Frage, was sie von ihren Stadt-Land-Plus Vorhaben für ihre Region erwarten.

Für Prof. Dr. Berkner, StadtLandNavi und Interko2, steht die Frage im Vordergrund, wieviel Wachstum klug und verträglich für eine Region ist und wie dieses regional geteilt werden kann. Prof. Dr. Wiechmann, NEILA, interessiert vor allem das nachhaltige regionale Flächenmanagement, das an sich über die Regionalplanung abgesichert ist aber auch in der Umsetzung möglichst operativ sein muss. In der Region erlebt er die positive Ausstrahlung eines BMBF-Modellvorhabens, das Türen bei der Politik öffnet.

Informeller Austausch und gemeinsames Abendessen

Keynote

Stadt-Land-Partnerschaften - eine europäische Herausforderung
Prof. Dr. Karl-Heinz Knickel und Plenum, Auerbach 2019
Prof. Dr. Karl-Heinz Knickel und Plenum, Auerbach 2019

Prof. Dr. Karlheinz Knickel
Rural-Urban Outlooks: Unlocking Synergies (ROBUST) und Mitglied des Programme Committee der internationalen Konferenz „URP 2020 – Sustainable and Resilient Urban-Rural Partnerships“ in Leipzig

Download der Vortragsfolien hier.

Die Gestaltung nachhaltiger Stadt-Land-Partnerschaften – eine europäische Herausforderung

Karlheinz Knickel

Unter dem Einfluss sozioökonomischer und, in vielen Bereichen, globaler Trends unterliegen die Beziehungen zwischen städtischen, peri-urbanen und ländlichen Gebieten einem stetigen Wandel. Vor allem in Mitteleuropa stellen aktuell der Siedlungsdruck und, damit einhergehend, der Verlust von Natur- und Erholungsflächen und Lebensqualität, sowie Konkurrenzbeziehungen und Interessenkonflikte wichtige Herausforderungen dar. Oft stehen scheinbare Handlungsnotwendigkeiten und mehr oder weniger gut begründete Pfadabhängigkeiten jedoch wichtigen gemeinsamen Anliegen wie dem Ziel der Erreichung gleichwertiger Lebensverhältnisse oder einer nachhaltigen Entwicklung entgegen.

Der Gestaltung positiver Beziehungen wird vor diesem Hintergrund große Bedeutung beigemessen. Regionale und kommunale Ernährungsstrategien, die Förderung von Ökomodell- oder Energie-Regionen, die gemeinsame Finanzierung von Kulturlandschaftsprogrammen und Forschungsprogramme wie Stadt-Land-Plus sind Ausdruck neuerer Entwicklungen. Über nationale, regionale und kommunale Ziele und Maßnahmen hinausgehend, spielen – bisher vor allem im Forschungsbereich – zunehmend auch die global vereinbarten Nachhaltigkeitsziele (UN SDGs) eine Rolle. Wichtige Handlungsoptionen schließen die Verbesserung der Informationsgrundlagen, die Weiterentwicklung der Instrumente der Raumentwicklung und Raumordnung, die Verstärkung von Anreizstrukturen für nachhaltige Stadt-Umland-Beziehungen, sowie die institutionelle Verankerung neuer Handlungsansätze ein.

Das von der Europäischen Union im Rahmen von Horizont 2020 finanzierte ROBUST Forschungsvorhaben befasst sich mit der Erprobung und institutionellen Verankerung solcher neuen Handlungsansätze und Instrumente. Ziel des Forschungsvorhabens, das von der Universität Wageningen, Niederlande, koordiniert wird, ist die Stärkung der Stadt-Land-Beziehungen und die Förderung einer integrierten nachhaltigen Entwicklung von Regionen.

Zentral in ROBUST sind elf Real-Labore (Living Labs) in denen Forschung, Kommunen, Landnutzer, Wohnungsbau, Tourismus, Naturschutz, Abfallwirtschaft, Regionalplaner/-entwickler und Politik zusammenarbeiten. In allen elf Regionen bilden jeweils ein Forschungs- und ein Praxispartner den Kern eines Real-Labors.

Fünf Communities of Practice bieten strukturierte Foren für den Austausch von Erfahrungen sowie die gemeinsame Auswertung der Erkenntnisse aus den verschiedenen Living Labs. In ROBUST gibt es Communities of Practice zu den folgenden ländlich-städtischen Querschnittsthemen:

  • Neue Geschäftsmodelle und Arbeitsmärkte: Urbanisierung, Suburbanisierung, Entvölkerung des ländlichen Raums und Gegenurbanisierung finden ihren Ausdruck in neue Unternehmensformen und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Wechselwirkungen zwischen den wirtschaftlichen Aktivitäten in ländlichen, stadtnahen und städtischen Räumen sind jedoch komplex. Eine Kernfrage ist, wie und unter welchen Bedingungen sich die Interaktionen zwischen Land und Stadt in einer ausgewogeneren und integrativeren sozioökonomischen Entwicklung niederschlagen können.
  • Öffentliche Infrastruktur und soziale Dienste: Öffentliche Infrastrukturen und Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung sind Grundpfeiler für das Wohlergehen der Bürger. Änderungen des Zugangs und der Nachfrage nach diesen Diensten erfordern ein Überdenken der Grenzen zwischen Land und Stadt und schließen neue Modelle der Dienstleistungserbringung ein. Dies wirft Fragen zum Zugang, zu einer fairen Bewertung von Kosten und Nutzen, und zum Ausgleich der Bedürfnisse und Interessen in ländlichen und städtischen Gebieten auf.
  • Nachhaltige Ernährung: Städtische Gebiete werden heute überwiegend über räumlich ausgedehnte Lebensmittelversorgungsketten versorgt. In letzter Zeit ist jedoch ein zunehmendes Bewusstsein für die negativen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und ökologischen Wirkungen globalisierter Lebensmittelketten entstanden. Regionale Ernährungsinitiativen versuchen, Lebensmittelversorgung und Ernährung neu zu gestalten und Verbindungen zu anderen Bereichen wie der öffentlichen Gesundheit, der sozialen Gerechtigkeit und dem regionalen Wirtschaftswachstum herzustellen.
  • Kulturelle Verbindungen: Wo kreuzen und verbinden sich ländliche und städtische Kulturen? Ländliche und städtische Gebiete teilen kulturelle Merkmale und Qualitäten miteinander, die sowohl von den Bewohnern als auch von den Besuchern geschätzt werden. Die Schnittstellen zwischen ländlichen und städtischen Gebieten sind von zunehmender Bedeutung für Dynamiken wie Pendeln auf dem Land, ländliche Lebensweisen, kulturelles Unternehmertum oder die Kommerzialisierung kultureller Elemente in ländlichen Gebieten.
  • Ökosystem-Dienstleistungen: Wie wirken sich die Beziehungen zwischen Land und Stadt auf unsere natürlichen Ressourcen aus? Ökosysteme bieten eine Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen wie erneuerbare Energien, Luft- und Wasserreinigung sowie den Klimaschutz. Urbanisierungstrends wirken sich auf die Flächennutzung und damit auf die Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Qualität von Ökosystemgütern und -dienstleistungen aus. Daher ist es wichtig, die funktionalen Beziehungen zwischen ländlichen und städtischen Gebieten und ihre Auswirkungen auf die Bereitstellung dieser Dienste besser zu verstehen.

Zwei weitere Partner sind in ROBUST in Hinblick auf die Verbreitung und Anwendung der Forschungsergebnisse auf internationaler Ebene sehr wichtig: ICLEI – Local Governments for Sustainability bereitet die wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine größere Öffentlichkeit auf, und PURPLE – Peri Urban Regions Platform Europe speist die Ergebnisse in Entscheidungsprozesse und die Politikentwicklung auf europäischer Ebene ein.

Das Beispiel des ROBUST Forschungsvorhabens zeigt, wie wichtig gemeinsame europäische Forschungskooperationen und -projekte sind. Sie dienen dem Erfahrungsaustausch und fördern nicht zuletzt das gegenseitige Verständnis. Die vielfältigen sozio-kulturellen, ökonomischen, historischen, geographischen, politischen und institutionellen Bedingungen in den Partnerländern und -regionen bieten unbegrenzte Möglichkeiten voneinander zu lernen. Die Formulierung gemeinsamer institutioneller Rahmenregelungen und von europäischen Förderprogrammen für gemeinsame Politikfelder setzen ein besseres Verständnis unterschiedlicher regionaler Bedingungen voraus.

Forschung ist im Hinblick auf die Gestaltung nachhaltiger Stadt-Land-Partnerschaften sowohl auf europäischer als auch auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene von größter und zunehmender Bedeutung. Allerdings erfordern die dringend erforderlichen Transformationsprozesse, dass Forschung viel stärker anwendungsorientiert und transdisziplinär ist. In Deutschland sind solche Forschungsansätze vor allem auch dank der Forschung für Nachhaltige Entwicklung sowie der Sozial-Ökologischen Forschung des BMBF mittlerweile gut etabliert. Auf europäischer Ebenen spielen sogenannte Multiakteursprojekte seit Horizon 2020, d.h. erst seit 2014 eine wichtige Rolle. Es gilt, die in vielerlei Hinsicht beeindruckenden Erfahrungen aus Deutschland durch noch viel stärkere Beteiligung in europäische Forschungsprojekte einzubringen.

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Besuchen Sie die Website von Rural-Urban Europe, um die neuesten Informationen zu aktuellen Forschungsergebnissen zu ländlich-städtischen Themen auf europäischer Ebene zu erhalten: https://rural-urban.eu/

ICLEI – Local Governments for Sustainability: https://www.iclei.org/

PURPLE – Peri Urban Regions Platform Europe: http://www.purple-eu.org/

Knickel, K. (2017) New businesses and labour markets in ROBUST. https://rural-urban.eu/news/new-businesses-and-labour-markets-robust

Knickel, K., M. Redman, I. Darnhofer, A. Ashkenazy, T. Calvão Chebach, et al. (2018) Between aspirations and reality: Making farming, food systems and rural areas more resilient, sustainable and equitable. Journal of Rural Studies, 59, 197-210. https://doi.org/10.1016/j.jrurstud.2017.04.012

Knickel, M., Knickel, K., Galli, F., Maye, D., Wiskerke, J.S.C. (2019) Towards a reflexive framework for fostering co-learning and improvement of transdisciplinary collaboration. Sustainability, 11 (23), 6602. https://doi.org/10.3390/su11236602  

Parallele Arbeitssession

Session 1: Interessenausgleich für die Förderung gleichwertiger Lebensverhältnisse

Diskussion zur Messung und Bewertung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Rahmen der Ausgestaltung nachhaltiger Raumbeziehungen in Stadt-Land-Regionen vor dem Hintergrund der Empfehlungen der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“

Hintergrund und Zielsetzung

Die Herstellung und Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland ist ein übergeordnetes Ziel der aktuellen Bundesregierung. Der Blick richtet sich hierbei vor allem auf strukturschwache ländliche Regionen. Oft sind sie durch die Abwanderung jüngerer Bevölkerungsgruppen, bedingt durch einen Mangel an Perspektiven vor Ort, charakterisiert. Auch Teilräume, die an prosperierende Räume angrenzen oder Teil einer Metropolregion sind, können betroffen sein.

Grundsätzlich ist die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse unter Ausgestaltung nachhaltiger Stadt-Land Beziehungen mit seinen zahlreichen Facetten der regionalen Wertschöpfung, der Digitalisierung oder des Flächenmanagements ein übergeordnetes Ziel der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus. Der Workshop soll dazu dienen, aktuelle politische Aktivitäten zur Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse aufzugreifen und Positionen zu Möglichkeiten der Messung und Ausgestaltung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Kontext von wachsenden als auch schrumpfenden Stadt-Umland Regionen aufzuzeigen.

Das Hintergrundpapier zur Arbeitssesssion können Sie hier herunterladen.

Leitfragen der Session

  • Welche Chancen bietet Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse für Stadt-Land-Regionen?
  • Zur Bewertung von Gleichwertigkeit: Wie können Lebensverhältnisse in Stadt-Umland Regionen messbar und vergleichbar gemacht werden? Wo sind Forschungsbedarfe?
  • Was kann Stadt-Land-Plus beitragen, um ausgewählte „Maßnahmen der Bundesregierung zur Umsetzung der Ergebnisse der Kommission ‚Gleichwertige Lebensverhältnisse‘“ zu unterstützen?

Downloads der Vorträge

  • Ethisch-normative Annäherung:Wie sollte eine Politik zurHerstellung der Gleichwertigkeitganzheitlich begründetsein?, Prof. Dr. Manfred Miosga, Universität Bayreuth und Bayerische Akadamie Ländlicher Raum
  • Gerechtigkeit und Gleichwertigkeit, Prof. Dr.-Ing. Thomas Weith, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung(ZALF) e. V., Prof. Dr. Wolfgang Köck, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ,   ReGerecht Download Präsentation
  • Skizzierung ausgewählter Maßnahmender Bundesregierung zur Umsetzung der Ergebnisse der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ - Was könnte Stadt-Land-Plus beitragen? Beatrice Lange, Umweltbundesamt, Querschnittsvorhaben
  • „Grüne Infrastruktur“ als Teilgleichwertiger Lebensverhältnisse, MatthiasHenning, Hochschule Anhalt, StadtLandNavi Download Präsentation
  • Inwieweit zeigen Nachhaltigkeitsindikatorenfür eine nachhaltigeSiedlungsentwicklungauch gleichwertige Lebensverhältnissean?, Jan Grade, empirica, Dr. Dominik Weiß, Universität Bonn, NACHWUCHS Download Präsentation

Session-Download

Hier finden Sie die ausführliche Dokumentation der Session.

Session 2: Interessenausgleich und Ausbildung von Mechanismen für stadtregionale Entwicklungsprozesse

Diskussion über mögliche Ausgleichsmechanismen und ihre methodischen (planerischen und rechtlichen) Ansätze, über ihre Kommunikation gegenüber den Akteuren und über Wege zur Akzeptanz und Implementierung in der Region.

Hintergund und Zielsetzung

Die Stadt-Land-Plus-Projekte zielen in ihrer ganzen Bandbreite der aufgerufenen StadtLand-Themen auf konsensuale Strategien des Interessenausgleichs. Hierfür sollen Modelle auf unterschiedlichen räumlichen, rechtlichen oder wirtschaftlich/monetären Bezugsebenen ausgebaut oder neu entwickelt werden.

Ziel der Session ist der Austausch über mögliche Ausgleichsmechanismen und ihre methodischen (planerischen und rechtlichen) Ansätze, ihre Kommunikation gegenüber den Akteuren und der Wege zur Akzeptanz und Implementierung in der Region.

Das Hintergrundpapier zur Arbeitssesssion können Sie hier herunterladen.

Leitfragen der Session

  • Welche methodischen Ansätze zum Interessenausgleich werden in den Stadt-Land-Plus-Projekten verfolgt?
  • An welchen bestehenden planerischen und rechtlichen Instrumenten sollen die Ausgleichsmechanismen ansetzen?
  • Wie werden die neuen Instrumente gegenüber den regionalen Akteuren kommuniziert und welche Strategien zur Implementierung werden verfolgt?
  • Welche Bedeutung haben finanzielle Anreize oder Ausgleichsmechanismen?

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Hier finden Sie die ausführliche Dokumention der Session.

Session 3: Interessenausgleich und regionale Wertschöpfung für starke Regionen
Cluster Wertshöpfung - Präsentation Dr. Christa Standecker, ReProLa
Cluster Wertshöpfung - Präsentation Dr. Christa Standecker, ReProLa

Diskussion der Gelegenheitsfenster und Impulsgeber*innen (öffentliche wie private) zur Schaffung und Verstetigung regionaler Wertschöpfungsketten und ihres Beitrages für einen regionalen Interessenausgleich und starke Regionen.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Session fragt nach den Impulsen und Impulsgebern sowie Gelegenheitsfenstern zur Schaffung und Verstetigung regionaler Wertschöpfungsketten. Dabei kommt nicht zuletzt der Interaktion verschiedener Akteure und einem Interessenausgleich im Sinne der Bildung von Win-Win-Situationen eine hohe Bedeutung zu.

In dem Workshop diskutieren Vertreter*innen aus Stadt-Land-Plus-Vorhaben ihre Ansätze, regionalökonomische Impulse zu setzen und Produkte zu kreieren. Zugleich wird kritisch reflektiert, wodurch sich nachhaltige Regionalprodukte und Wertschöpfung zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung auszeichnen und definieren.

Ziel der Session ist daher der Austausch über mögliche Ansätze zur Erhebung und Bündelung aller regionalen Potenziale zur Erhöhung der gemeinsamen Wertschöpfung sowie zur Motivation der relevanten Akteure und für eine leistungsfähige und dauerhafte Organisation der Zusammenarbeit.

Das Hintergrundpapier zur Arbeitssesssion können Sie hier herunterladen.

Leitfragen der Session

  • Was ist nachhaltige regionale Wertschöpfung?
  • Wie wichtig ist die systematische Erhebung regionaler Potenziale?
  • Welche Akteure müssen mitwirken und wie können deren Interessen ausgeglichen werden?
  • Wie kann man einen solchen Prozess zielorientiert organisieren?
  • Zusammenfassend: Wie lassen sich regionale Wertschöpfungsketten anstoßen und unterstützen?
  • Mit welchen Indikatoren lässt sich nachhaltige Wertschöpfung messen?

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Ausblick

Planung Querschnittsaktivitäten 2020

Dr. Stephan Bartke, Umweltbundesamt, Querschnittvorhaben führte in seinem Impuls zu ersten Planungen für Schwerpunkte und intendierte Syntheseveranstaltungen in 2020 aus.

Seine Präsentation finden Sie hier.

Besonders verwies er auf die internationale Konferenz URP2020, die in 2020 zusammen mit der Status-Konferenz zur Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus organisiert wird.

Das wissenschaftliche Begleitvorhaben Stadt-Land-Plus und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ organisieren unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek die URP2020 Konferenz vom 25. bis 27. November 2020 in Leipzig. - Alle Informationen kompakt finden Sie auf www.urp2020.eu oder als PDF-Dokument hier.

Die „URP2020“ zielt darauf ab, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit aufschlussreichen Erfahrungen aus laufenden Projekten in der Praxis zu verknüpfen und so das Lernen auf verschiedenen Ebenen zu fördern – und zwar in internationalem Rahmen. Die Konferenz verweist insbesondere auf die Schließung der Lücke zwischen dem verfügbaren wissenschaftlichen Wissen einerseits und der Entscheidungsfindung in der Praxis andererseits. Außerdem soll die Konferenz dazu beitragen, durch ihre Fokussierung auf nachhaltige Stadt-Land-Partnerschaften zur Umsetzung der Kernelemente der „Leipzig Charta 2.0“ beizutragen.

Bis 17. Januar 2020 Call for Sessions geöffnet

In Bensheim wurde auch der Call for Session eröffnet.

Dr. Vera Grimm

Dr. Vera Grimm, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dankt den Anwesenden für die rege Diskussison und den intensiven Austausch. Sie dankt den Organisator*innen für ihre gelungene Vorbereitung und Durchführung - trotz der Tücken des Tagungsortes. Es sei wichtig, Flagge auch im ländlichen Raum zu zeigen. Nach der Status-Konferenz in Leipzig und der internationalen Konferenz URP2020 - zu der sie nochmals alle Stadt-Land-Plus vorhaben einlädt - solle daher auch für zukünftige Status-Konferenzen eine Ausrichtung im ländlichen Raum geprüft werden.

Frau Dr. Grimm zeigt sich gespannt auf die weiteren Entwicklungen in den Projekten und der Fördermaßnahme insgesamt. Mit Blick auf die Forschungsagenda wünscht sie sich eine rege Beteiligung und freut sich auf das gemeinsame Fazit im Kontext der URP2020 in Leipzig.

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