SLP-Workshop “Regionalplanung in transdisziplinären Forschungsprojekten”

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Dieser Workshop leistet einen weiteren Beitrag zur Diskussion zum Querschnittsthema „Governance – Mechanismen für stadtregionale Entwicklungsprozesse ausbilden“.

Bei vielen transdisziplinären Projekten bereitet die Verstetigung und die Umsetzung der Ergebnisse erhebliche Schwierigkeiten. Dies hat unterschiedliche Gründe - ein zentraler Grund wird darin gesehen, dass Ergebnisse oder Empfehlungen nicht mit den existenten rechtlichen oder bürokratischen Strukturen harmonieren und so für eine Umsetzung entsprechende Veränderungen (Rechtsetzung oder Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen) in unterschiedlichen Fachbereichen erforderlich wären. Diese Problematik soll in diesem Workshop thematisiert werden.

Maßnahmen zur Stärkung der Regionalentwicklung bieten einen engen Fokus. Hier sind im Prinzip die Träger der Regionalplanung die „geborenen“ Partner und die formellen und informellen Instrumente der Regionalplanung das prioritäre Werkzeugset. Es scheint jedoch, dass diese Partnerschaft und dieser Werkzeugkasten noch nicht vollumfänglich ausgenutzt wird. Das Phänomen zeigt sich offenbar in fast identischer Form bei Förder- und Forschungsprogrammen des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Das BBSR ist aktuell dazu übergegangen, Förder- und Forschungsmaßnahmen nur noch zu bewilligen, wenn die Träger der Regionalplanung förmlich beteiligt sind.

Der Workshop verfolgt deshalb die Zielsetzung Wege aufzuzeigen, wie die Regionalplanung noch besser in die Prozesse eingebunden werden kann und welche regionalplanerischen Instrumente für die Ergebnisimplementierung besonders zielführend sein können. Die vorläufigen Leitfragen für den Workshop lauten:

  • Wie kann Trägern der Regionalplanung eine noch stärkere Mitwirkung ermöglicht werden?
  • Welche Hemmnisse stehen seitens der Regionalplanungen einer intensiveren Beteiligung (in Forschungsvorhaben) entgegen?
  • Wann und zu welchen Anlässen sind welche Ebenen zu beteiligen?
  • Welche Instrumente eignen sich für die Ergebnisumsetzung (Regionalpläne, auch fachliche Teilpläne, Regionale Entwicklungskonzepte, raumordnerische Verträge, Raumentwicklungsprogramme?
  • Wie stellt sich die Verbindung zu regionalen Governance-Strukturen dar?

Zielgruppe des Workshops sind Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen der Kommunalpolitik und Verwaltung aus den Verbundvorhaben, die Möglichkeiten der Ergebnisimplementierung suchen sowie engagierte Regionalplaner:innen (Regionale Planungsverbände, Landkreise als Träger der Regionalplanung und Landesplanungsbehörden).

Hier finden sie folgende Dateien:

Dokumentation

Begrüßung und Einführung

Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie begrüßt die Teilnehmer:innen im Namen des Querschnittsvorhabens und stellt das Programm des Online-Workshops vor.

Sie betont die Relevanz der Regionalplanung als native Partner insbesondere bei der Umsetzung und Verstetigung der Projekte. Nur würde nach bisherigen Erkenntnissen der Werkzeugkasten der Regionalplanung noch nicht ausreichend genutzt. Hier soll der Workshop aufzeigen, welche Werkzeuge hierfür geeignet sind und wie die Raumplanung besser eingebunden werden kann.

Block 1: Einführung und erste Beispiele

Erste Thesen zur Rolle und zu den Handlungsmöglichkeiten der Regionalplanung

Dr. Michael Melzer, Institut Raum & Energie, SLP-Querschnittsvorhaben

Dr. Melzer stellt zur Einführung in das Thema fünf Thesen zur Diskussion, welche das Problemfeld in der Zusammenarbeit von Regionalentwicklung und Regionalplanung umreißen:

  1. Viele – auch sehr innovative – Forschungsvorhaben zur Regionalentwicklung sind mit Defiziten bei der Implementierung der Ergebnisse und der Verstetigung von Umsetzungsmaßnahmen konfrontiert. Regionalplanung und Regionalentwicklung bilden auch hier ein festes Tandem. Deshalb wäre die Regionalplanung der geborene Partner zur Behebung dieser Defizite.

  2. Formelle Instrumente der Regionalplanung sind aufgrund langer Aufstellungs- bzw. Fortschreibungsverfahren für eine innovative Regionalentwicklung sehr langfristig angelegt und vor allem mit – im Vergleich zu den Forschungsprojekten - sehr langwierigen Bearbeitungsprozessen verbunden. Dennoch oder gerade deshalb sind sie für eine längerfristige Verstetigung bedeutsam.

  3. Informelle Instrumente sind schneller, flexibler und kooperativer einsetzbar. Dabei können auch andere Institutionen wie Regionalentwicklungsagenturen oder LEA-DER-Aktionsräume einen regionalen Handlungs- und Koordinationsanspruch erheben. Dennoch besitzt die institutionalisierte Regionalplanung strategische Vorteile gegen-über anderen koordinierenden Institutionen.

  4. Etliche Landesplanungsgesetze und Landesraumordnungspläne haben den Handlungsauftrag des § 14 ROG aufgegriffen und Regionalentwicklung als Aufgabe für Regionalplanungsträger formuliert. Hier führen oft fehlende Ressourcen dazu, dass Regionalplanung nur sehr bedingt in der Lage ist, neben der Kerntätigkeit auch aktive Regionalentwicklung zu betreiben.

  5. Als Ergebnis muss konstatiert werden, dass Regionalentwicklung vielfach von anderen Instanzen als den Regionalplanungen und teilweise sogar an diesen vorbei verantwortet und praktiziert wird. Dies ist sowohl darin begründet, dass Regionalplanung überlastet ist, als auch in dem dadurch verstärkten Gefühl, dass die Regionalplanung in sehr formalen Strukturen und Denkweisen verhaftet ist.
Chancen und Hemmnisse bei der Einbindung der Regionalplanung - Erfahrungen aus unterschiedlichen Forschungskontexten

Professor Dr. Stefan Greiving, TU Dortmund, SLP-Vorhaben DAZWISCHEN und „Kommunen innovativ“-Vorhaben IMPULS

Das Thema Einbindung der Regionalplanung sei eigentlich „recht banal“, so Prof. Dr. Greiving. „Man muss die Regionalplaner:innen da abholen, wo sie sind!“ Es braucht einen konkreten Ansatz oder einen Bezug zu aktuellen Themen, welche für die Regionalplanung der-zeit relevant sind. Nur wenn ein Mehrwert gegeben ist, können die oft personell nur begrenzt ausgestatteten Regionalplanungen gewonnen werden.

Wichtig ist auch das Zeitfenster, dass sich bei der Fortschreibung von Regionalplänen bietet. Leider ist eine zeitliche Passung hierzu mit Forschungsprojektphasen, die einer anderen Logik folgen, oft nicht gegeben. Hier hebt er die dreijährige Umsetzungsphase von StadtLand-Plus als positives Beispiel hervor.

Eine allgemeingültige Benennung konkreter Instrumente zur Zusammenarbeit ist nach Professor Greiving schwer möglich, da diese – ähnlich wie die Verbindungen zu Governancestrukturen – in den Bundesländern sehr unterschiedlich ausfallen.

Erste Fragen und Kommentare:

Herr Melzer bittet nochmals um Reflexion der grundsätzlichen Frage, ob und warum die Regionalplanung für die Umsetzung von Innovationen gerade auch in Forschungsprojekten benötigt wird.

Herr Greiving bekräftigt dazu, dass die Regionalplanung die demokratisch legitimierte Planungsebene insbesondere bei Verteilungsfragen und für die Sicherung von Umweltbedarfen ist. Daher ist ihre Einbindung unabdingbar, gerade in Zeiten von zunehmenden Raumkonflikten.

Frau Fahrenkrug fragt, inwieweit das Begleitvorhaben bei der Einbindung der Regionalplanung unterstützen kann und wie solch eine Unterstützung – bspw. Schulung – erfolgen sollte?

Herr Greiving verweist dazu kritisch auf einen generellen Mangel in der akademischen Ausbildung bezüglich des Instrumentariums und der Funktionsweise der Regionalplanung. Die-ses Problem lässt sich kaum aber innerhalb eines Forschungsprojektes beheben. Auch sind die Regionalplanungen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich organisiert, was die Komplexität zusätzlich erhöht.

Das Public-Private-Partnership-Modell vom Verband Region Rhein-Neckar, Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und Metropolregion Rhein Neckar GmbH als Kombination von Regionalplanung und Regionalentwicklung

Ralph Schlusche, Verbandsdirektor Verband Region Rhein-Neckar

Ralph Schlusche stellt den Verband Rhein Neckar im Detail in Bezug auf Struktur und Einbindung unterschiedlicher Planungsebenen vor. Herbei betont er insbesondere die sehr enge Verbindung von Wirtschaftsförderung, Regionalentwicklung und Regionalplanung („Teil unserer DNA“) und sowohl über formelle als auch informelle Instrumente erfolgt. Regionalplanung ist insbesondere deswegen wichtig für Regionalentwicklung, da jedes Entwicklungskonzept irgendwann in einem demokratisch legitimierten Organ abgesegnet werden muss.

Um auch die Wirtschaft für ein Regionalentwicklungskonzept zu gewinnen, muss ein strategischer Ansatz in Bezug auf die Region gegeben sein. Die reine Beteiligung in einem Konsortium für Förderprogramme reicht nicht aus, es muss ein konkreter Mehrwert entstehen.

Als zentrales Element des Verbands hebt er den Staatsvertrag (der beteiligten Bundesländer) hervor, welcher die Grundstruktur und die Aufgabenfelder des Verbands definiert. Dadurch ist eine sehr hohe politische Legitimität gegeben.

Erste Fragen und Kommentare:

Frau Fahrenkrug bittet, nochmals Erfolgsfaktoren für die gute Zusammenarbeit von Regionalplanung und Regionalentwicklung zu konkretisieren – was bringt die vielen unterschiedlichen Akteure zusammen und wie wird die Umsetzung erreicht?

Für den Verband steht die Umsetzungsperspektive immer im Zentrum, so Herr Schlusche, da die 97 in der Verbandsversammlung vertretenen Kommunaldirektor:innen über ihren Eigenanteil am Verband großes Interesse an konkreten Ergebnissen haben. Er verweist auch noch einmal darauf, dass bei Antragstellungen und Durchführungen von Projekten Regionalentwicklung und Regionalplanung immer gemeinsam agieren.

Herr Melzer stellt die Fragen, wie Sprachbarrieren zwischen der Regionalplanung und der Wissenschaft überwunden werden können und wie Mehrheitsentscheidungen in solchen Verbandsgremien funktionieren. Fraglich sei ja auch, ob das Beispiel Rhein-Neckar mit kleineren Regionen verglichen werden könne oder ob entsprechende Lösungen tatsächlich überall gleich gut greifen.

Zu den Sprachbarrieren erwiderte Herr Schlusche, dass zwar immer noch aneinander vor-beigeredet werde, aber dass es nach bald zehn Jahren der Zusammenarbeit ganz gut funktioniere. Zu den Entscheidungsprozessen weist er darauf hin, dass bei der reinen Regionalentwicklung immer Mehrheiten notwendig sind und hierzu entsprechende Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Und natürlich lässt sich ihr Ansatz nicht einfach auf andere Regionen übertragen, da diese viel zu heterogen sind. Jede Region muss individuell prüfen, welche Strategien und Strukturen passfähig sind. 

Herr Strauß vom PTJ erkundigt sich, welche Schwierigkeiten es bei der bundesländerübergreifenden Zusammenarbeit (funktional vs. administrativ) gibt.

Die Zusammenarbeit ist im Prinzip unproblematisch, so Herr Schlusche. Es besteht jedoch die permanente Notwendigkeit zu erläutern, warum funktionaler Raum und länderübergreifende Region einen Mehrwert liefern. Es vergeht keine Woche ohne Handlungsbedarf bspw. zur Abstimmung unterschiedlicher Regelungen. Durch den Staatsvertrag ist der Ver-band aber institutionell so stark verfasst (als Körperschaft d. öffentlichen Rechts), dass er gut aufgestellt ist, um Länder u. Oberzentren anzusprechen und zu überzeugen.

Zur Rolle der Regionalplanung in Förder- und Forschungsmaßnahmen

Klaus Einig, BBSR, Leiter des Referats Raumordnung, raumbezogene Fachpolitiken

Herr Einig leitet seine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Regionalplanung insbesondere aus dem MORO-Forschungsprogramm ab, welches das BBSR seit 1996 begleitet. Aus seiner Sicht gibt es folgende Möglichkeiten, die Regionalplanung in ein MORO (Modell-vorhaben der Raumordnung) einzubinden:

  • Modelvorhaben unter Beteiligung von Modellregionen: Soll die Regionalplanung teilnehmen, muss sie Zuwendungsempfänger sein, d.h. im Vorhaben eine konkrete Rolle haben, was für kleinere Planungsbehörden freilich nur schwer umsetzbar ist.
  • Forschungsstudien: Hier ist die Regionalplanung kein zentraler Akteur, sondern sie arbeitet informell mit Forschungseinrichtungen zusammen. In dieser Konstellation zieht die Regionalplanung ohne formellen Aufwand großen praktischen Nutzen aus der Zusammenarbeit.

Um aufzuzeigen, wie entscheidend die gewählten Themen sind, um Regionalplanung zur Zusammenarbeit zu gewinnen, dienen die unterschiedlichen MOROs. So waren beim Klima-MORO bei sieben der acht Modellregionen die Träger der Regionalplanungen Antragsteller, bei dem MORO Lebendige Regionen von 12 Modellregionen nur eine.

Neben den Themen, die immer einen hohen Anwendungsbezug haben sollten, ist aber auch der Faktor Personal relevant. Meist bleibt neben den Pflichtaufgaben kein Raum mehr für Antragstellung und Projektbearbeitung. Befristete oder halbe Stellen, die hierfür geschaffen werden, sind meist unattraktiv und in Zeiten des Fachkräftemangels schwer zu besetzen. Helfen würden aber bereits auch kleine Maßnahmen, wie bspw. Zuschüsse zur Antragstellung (4.000 €) oder der proaktive Hinweis auf Fördermaßnahmen durch die Landesplanung.

Block 2: Status Quo, Berichte aus den SLP-Vorhaben

Leitfragen
  • Welche Innovationen brauchen wir zur Umsetzung regionalplanerischen Handelns?
  • Wie stellt sich die Zusammenarbeit in den Vorhaben zwischen Wissenschaft, Kommunalpolitik und -verwaltung mit der Regionalplanung dar?
  • Welche Beiträge können die Regionalplanungen leisten? Welche Hemmnisse, welche Erfolge gibt es?
  • In welchen Punkten wäre eine stärkere Zusammenarbeit wünschenswert? Wie sollte die Zusammenarbeit organisiert werden?
Inputs

Prof. Dr. Andreas Berkner, Leiter Regionale Planungsstelle Leipzig, SLP-Verbundvorhaben StadtLandNavi

Herr Berkner versteht sich als Praxispartner und Wissenschaftler, der versucht, aus den gegebenen Möglichkeiten das Maximum herauszuholen. Aus etwa jeder fünften Anfrage zur Zusammenarbeit entsteht ein konkretes Projekt, immer auch abhängig davon, welcher Mehrwert sich für die Regionalplanung daraus ergibt. Ein Hindernis ist die Forschungsbürokratie (Verwendungsnachweis, Zwischennachweis, etc.), deren Bearbeitung sollten nach Möglichkeit die Projektpartner übernehmen.

Durchaus kritisch ist die Beschleunigung von Verfahren und Plänen im Bereich der Regionalplanung, da häufig Gesetzesänderungen vorher nicht auf Praktikabilität geprüft werden. Dies führt in der Umsetzung zu großen Problemen, da durch fehlende Rechtssicherheit ein sehr hohes Risiko besteht, in ein Normenkontrollverfahren zu gelangen, was wiederum Zeit und Ressourcen der Regionalplanung bindet.

Aber eine Flexibilisierung der Regionalplanung ist wichtig, um trotz der langen Planungszeiträume auch auf drängende Themen reagieren zu können. Das sind aktuell etwa der Kohleausstieg sowie die Energiewende insgesamt, inklusive großer Strukturwandelprozesse.

Katharina Fesel, TU Dortmund, SLP-Verbundvorhaben NEILA

Dadurch, dass die Projektregion von NEILA zu Teilen in NRW und in RLP liegt, ist ein regel-mäßiger und informeller Austausch über die Landesgrenzen notwendig, so Frau Fesel. Die Zusammenarbeit funktioniert gut und die Kommunikation erfolgt auf Augenhöhe. Die Bereitschaft auf beiden Seiten, sich mit Problemen intensiv auseinanderzusetzen, ist wichtig für den Projekterfolg.

Das Projekt wird als Fachbeitrag zur Aufstellung des Regionalplanes gesehen. Vorteilhaft ist hier das Zeitfenster, da das Projekt parallel zum Aufstellungsverfahren läuft und Ergebnisse dadurch einfacher zu integrieren sind.

Eine große Herausforderung stellte die Harmonisierung der Flächenmonitoringsysteme beider Länder dar. Dies wurde erfolgreich umgesetzt und ermöglicht nun die einheitliche Betrachtung und auch den abgestimmten Austausch untereinander. Hilfreich wäre jedoch eine Plattform zur digitalen Kommunikation zwischen den Akteuren, ebenso wie eine Erleichterung des Austauschs von Planungsdaten.

Thomas Kiwitt, technischer Direktor Verband Region Stuttgart, SLP-Verbundvorhaben RAMONA

Herr Kiwitt stellt den Verband Region Stuttgart vor, beschreibt die spezifischen Besonderheiten des Verbands und berichtet aus seiner Praxiserfahrung.

Der Verband Region Stuttgart bündelt alle relevanten Aufgaben der regionalen Steuerung, wozu auch die Regionalplanung gehört. Darüber hinaus ist er zentraler Infrastrukturträger in der Region. So wird bspw. die Mobilitätswende vom Verband nicht nur geplant, sondern als Betreiber der S-Bahn setzt er die Planung auch um.

Ebenso gibt es durch das direkt von Bürger:innen gewählte, in Deutschland einzigartige Regionalparlament, welches den Verband steuert, einen hohen politischen Anspruch. Dadurch kann es jedoch vorkommen, dass in der Zusammenarbeit politische Abwägungsprozesse greifen, die nicht immer zwingend wissenschaftlich nachvollziehbar sind.

Weitere Aspekte sind ein zu beobachtender Paradigmenwechsel bei Kommunen, die nicht zwingend weiter wachsen wollen, die Zunahme von Bürgerentscheiden, die Verwerfungen durch die Corona-Pandemie und das Problem langwieriger Planungsprozesse. Hier ist auch oft eine Art „Salamitaktik“ bei der Abschichtung von Verantwortung der Planungsebenen von Oben nach Unten zu beobachten, was wenig zielführend ist und dringen verbessert werden muss.

In der Zusammenarbeit mit Forschungsprojekten ist das Personalproblem evident, da für ein begrenztes Projekt mit begrenzten Mitteln kaum qualifiziertes Personal zu finden und noch schwerer zu halten ist. Ergänzt durch die lange Dauer des Bewilligungsprozesses und die oft gesetzte Erwartung, sofort nach Bewilligung mit dem Projekt starten zu können, kommt es oftmals zu Reibungen.

Prof. Dr. Jens Tränckner, Universität Rostock, SLP-Verbundvorhaben PROSPER-RO

Herr Tränckner stellt das Projekt PROSPER-RO vor, welches in seinen Augen kein klassisches regionalplanerisches Projekt sei, da es sehr technikorientiert ist. Die Regionalplanung ist zwar grundsätzlich als assoziierter Partner in das Projekt eingebunden und an den Inhalten interessiert, liefert aber nur ergänzende Beiträge. Allerdings profitiert das Projekt sehr von der Regionalplanung als moderierende Instanz zwischen den verschiedenen Akteuren. Um eine stärkere inhaltliche Einbindung zu ermöglichen, wäre es ideal, wenn die Regionalplanung selbst Forschungsfragen formuliert, die dann in einem Projekt adressiert werden könnten.

Eine weitere Hürde ist der Werkzeugkasten, den PROSPER-RO verwendet. Dieser ist nicht passgenau zu den Werkzeugen der Regionalplanung. Hier macht es Sinn, von Anfang an auf eine hohe Konsistenz und Praktikabilität der Forschungsergebnisse zu achten. Auch Herr Tränckner betont abschließend die Wichtigkeit der zeitlichen Kohärenz des Projekts mit Regionalplanungsprozessen.

Erste Fragen und Kommentare:

Herr Weith stellt die Frage, wie groß der Spielraum für eigene institutionelle Innovationen ist. Und was passiert in transdisziplinären Projekten, die Fragen generieren, für die originär keine Ressourcen eingeplant sind?

Herr Tränckner antwortet: Im Projekt PROSPER-RO lag der ursprüngliche Fokus auf alternativen Trinkwasserkonzepten für Rostock. Da aber schnell festgestellt wurde, dass sich neben dem Wasserschutzgebiet viele weitere Schutzgebiet wie bspw. FFH-Gebiete befanden, war das Thema schnell beantwortet. Daraufhin wurde der Fokus auf eine neue Frage zur langfristigen Wasserversorgung verschoben.

Block 3: Diskussion in moderierten Kleingruppen

Leitfragen

Zum Einstieg in den dritten Block erfolgt zunächst eine kurze Abfrage der Teilnehmenden via Mentimeter zur Zusammenarbeit mit Akteuren der Regionalplanung sowie Problemen und Verbesserungsmaßnahmen, die in den folgenden Arbeitsgruppen weiter vertieft werden.

Drei moderierte Arbeitsgruppen vertiefen die Diskussion zur Einbindung der Regionalplanung entlang folgender Leitfragen:

  • Wie können die Träger der Regionalplanung zu noch stärkerer Mitwirkung motiviert werden?
  • Welche Hemmnisse stehen (seitens der Regionalplanungen) einer intensiveren Beteiligung (in Forschungsvorhaben) entgegen?
  • Wann und zu welchen Anlässen sind welche Ebenen zu beteiligen?
  • Welche Instrumente eignen sich für die Ergebnisumsetzung (Regionalpläne, auch fachliche Teilpläne, Regionale Entwicklungskonzepte, raumordnerische Verträge, Raumentwicklungsprogramme)?
  • Wie stellt sich die Verbindung zu regionalen Governance-Strukturen dar?
Arbeitsgruppe 1

Moderation: Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie, Querschnittsvorhaben

Kernaussagen:

In der Gruppe 1 werden die Hemmnisse und Erfolgsfaktoren nicht streng entlang der Leitfragen adressiert, sondern in einem offenen und diskursiven Prozess Themen behandelt, die auch neue Fragestellungen aufwarfen:

  • Als wichtige Hemmnisse wird die zu kurze Projektlaufzeit im Vergleich zu langwierigen Regionalplanungsprozessen identifiziert. Ebenso die Anwendungsschwierigkeit nach dem Projekt, deren Begründung sich aus vielen weiteren Hemmnissen ableiten lässt, wie bspw. mangelnde Qualifikation oder knappe personelle Ressourcen.
  • Als weiteres großes Hemmnis wird die Finanzierung genannt, da eigentlich immer eine Gegenfinanzierung
    erfolgen muss und es auf Landesebene zu wenig Unterstützung gibt.
  • Konkret auf Regionalplanung bezogen wird die Heterogenität der Regionalplanungsstrukturen
    in den Bundesländern als Hemmnis genannt, es gibt also nicht die eine, leicht übertragbare
    Lösung („Patenrezept")
  • In Bezug auf die Einbindung der Regionalplanung tauchen die Fragen auf, wer eigentlich
    konkret jeweils zuständig ist und wie diese Person zu identifizieren ist. Aber auch die Rolle,
    die Regionalplanung im jeweiligen Projekt spielen soll, ist unklar und wird mit einem Fragezeichen
    versehen.
  • Als Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Einbindung der Regionalplanung wird die frühe Integration
    der relevanten Akteure sowie eine explizit lokale Fragestellung genannt.
  • Das Zulassen dynamischer Prozesse und das frühe Einbinden von Praxispartnern, auch
    bspw. durch Schulungen oder begrenzte Interventionen der Praxis, werden als hilfreich angesehen.
    Dadurch ist auch eine bessere Adressierung aktueller oder politikrelevanter Themen
    möglich.
Arbeitsgruppe 2

Moderation: Lutke Blecken, Institut Raum & Energie, Querschnittsvorhaben

Kernaussagen:

In der Gruppe 2 werden die Hemmnisse und Erfolgsfaktoren noch einmal untergliedert in Bezug auf die Einbindung der Regionalplanung und in Bezug auf die Einbindung weiterer Akteure (insbesondere die Wissenschaft):

  • Als Hemmnisse auf Ebene der Regionalplaner:innen werden sowohl Unterfinanzierung und damit zusammenhängender Personalmangel, als auch Mängel in der Ausbildung und ein zu hoher administrativer Aufwand genannt.
  • Auch für weitere Akteure der Regionalentwicklung, so etwa die Wissenschaft, sind Mängel in der Ausbildung für die komplexen Problemlagen in der Regionalentwicklung ein Hemmnis, zusätzlich zu langen Vorlaufzeiten für Antragstellungen und dem grundsätzlichen Dilemma zwischen langwieriger Umsetzung und der Notwendigkeit innovativer Lösungen.
  • Als Erfolgsfaktoren werden in dieser Gruppe generell flexiblere, schlankere Verfahren genannt. Hierbei sollte das BMBF einbezogen werden, um Forschungsbürokratie abzubauen, aber auch Laufzeiten zu verlängern und für eine Finanzierung ebenfalls in der Anlaufphase von Forschungsvorhaben zu sorgen. Auch dauerhafte Stellen in der Regionalplanung für Forschung und Entwicklung, die ebenfalls als Ansprechpartner in der Region fungieren, werden als Erfolgsfaktoren genannt.
  • Die Gleichstellung zwischen Forschung und Praxis und ein Arbeiten auf Augenhöhe allgemein sowie eine Offenheit für gemeinsames Scheitern, somit eine gemeinsame Fehlerkultur, sind ebenfalls wichtige Erfolgsfaktoren. Hierbei soll Wissenschaft nicht nur eine koordinierende Funktion übernehmen, sondern auch als Auftragsforschung agieren.
  • Insgesamt ist ein stark transdisziplinär ausgerichtetes Vorgehen, um Forschung sowie Praxis/Landnutzer:innen zusammenzubringen und damit vielfältige Zielgruppen einzubeziehen sowie den informellen Austausch zu fördern, von zentraler Bedeutung. Dabei sollte auch die Politik als wichtiger Partner eingebunden werden. Dadurch kann ein gemeinsames Problemverständnis entwickelt werden, welches sich in angepassten Projektdesigns widerspiegeln und letztlich in die Anwendung übertragen lassen sollte.

Arbeitsgruppe 3

Moderation: Michael Melzer, Institut Raum & Energie, Querschnittsvorhaben

Kernaussagen:

In der Gruppe 3 wurden entlang der moderierten Diskussion Kernaussagen identifiziert, die einen Schwerpunkt auf die Erfolgsfaktoren legen:

  • Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist wichtig, ebenso wie ein gemeinsames Vokabular.
  • Vorab gilt es, die jeweiligen Rollen und Ziele zu klären, d.h. ein gutes Erwartungsmanagement hilft, Forschungsprojekte besser zu verstehen.
  • Von knapp 100 Regionalplaner:innen in Deutschland sind nur knapp 15% aktiv in Projekten und Kooperationen tätig. Es ist daher notwendig, auch die „schweigende Mehrheit“ der Regionalplaner:innen zu aktivieren und für Projekte zu gewinnen.
  • Die Regionalplanung braucht die Unterstützung durch die Landesplanung, um über ausreichend Reserven in Bezug auf Ressourcen und Personal zu verfügen. Umsetzungsorientierung darf nicht nur bei der Umsetzung, sondern muss bereits bei der Konzipierung von Förderprojekten mitgedacht werden.
  • Als Hemmnis wurde die kritische Finanz- u. Personalausstattung der Regionalplanung identifiziert, die eine Innovationsblockade begünstig
Arbeitsgruppe 4

Moderation: Uwe Ferber, Stadt und Land, Querschnittsvorhaben

Kernaussagen:

In Gruppe 4 wurde auf Grundlage einer kritischen Bestandsaufnahme nach Ansatzpunkten zur Weiterentwicklung der Regionalplanung gesucht.

Neben einer in der Regel schwachen personellen Ausstattung stellt das unzureichende Schnittstellenmanagement zur kommunalen/landesweiten Planungsebene sowie zu Fachplanungen ein wesentliches Hemmnis dar.

Daraus resultiert:

  • Die unzureichende Wahrnehmung von Pflichtaufgaben
  • Zeitliche Verzögerungen und Informationsverlust beim Planungsablauf
  • Unzureichende Ressourcen der Regionalplanung, um oft kleinteilige Fachplanung räumliche/regional einzubinden (Bsp. wasserwirtschaftliche Gesamtkonzeptionen/Kulturlandschaft)

Erfolgsfaktoren sind daher:

  • Eine personelle Stärkung, um neben den „Pflichtaufgaben“ eigenständige Planungen in Schnittstellenbereichen zu ermöglichen (z.B. Wasserwirtschaft)
  • Der Regionalplanung auch operative Aufgaben, z.B. in der Flächenvorsoge zu übertragen
  • Eng mit der Maßstabsebene „Dorfentwicklung“ zu kooperieren, um Impulsprojekte zu initiieren
  • Auch ein zeitlich begrenzter Personalaustauch, z.B. mit Hochschulen und Fachverwaltungen könnte „Brücken bauen“
Wie geht es weiter?

Das Team des Querschnittvorhabens wird die Inputs, Diskussionen und Kommentierungen in den nächsten Wochen vertieft auswerten und versuchen, in einem Arbeitspapier Empfehlungen für die Verbundvorhaben sowie für die regionalplanerische Praxis und für die Wissenschaft zu formulieren.

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