SLP-Workshop Governance – Mechanismen für stadtregionale Entwicklungsprozesse

Am 19. Mai 2020 fand der ursprünglich für den 22. April 2020 in Hamburg geplanten Workshop "Governance – Mechanismen für stadtregionale Entwicklungsprozesse“ aufgrund der Corona-Pandemie als Online-Workshop statt. Der Workshop ist Teil des Querschnittsthemas: "Mechanismen für stadtregionale Entwicklungsprozesse ausbilden". Über 80 Interessierte aus den Stadt-Land-Plus-Vorhaben nahmen am regen Austausch teil.

Hintergrundinformationen

Der Workshop baute auf den Diskussionen bei der Statuskonferenz Stadt-Land-Plus 2019, Session 2 „Interessenausgleich und Ausbildung von Mechanismen für stadtregionale Entwicklungsprozesse“ auf. Diese Session beinhaltete den Austausch über mögliche Ausgleichsmechanismen und ihre methodischen (planerischen und rechtlichen) Ansätze, ihre Kommunikation gegenüber den Akteuren und die Wege zur Akzeptanz und Implementierung in der Region. Der Fokus lag dabei auf möglichen Instrumenten, an denen Ausgleichsmechanismen ansetzen können, und auf der Rolle kooperativer Aushandlungsansätze und Governance-Arrangements für eine Implementierung entsprechender Mechanismen.

Ziel des Workshops in 2020 war der vertiefte Know-How-Austausch zur Ausbildung und Fortentwicklung von Regional-Governance-Strukturen. Mit ihren Inputs bereicherten Jakob Richter von der Metroregion Hamburg und Harald Plamper von der Strategiemanufaktur die Diskussion.

Das Programm finden Sie hier zum Download: Programm als PDF.

Die Dokumentation finden Sie hier zum Download: Dokumentation als PDF.

Dokumentation

Begrüßung und Einführung

Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie begrüßt die Teilnehmer*innen im Namen des Querschnittsvorhabens und stellt das Programm des Vernetzungsworkshops sowie die Ziele, Projektcluster und Querschnittsthemen des wissenschaftlichen Querschnittsvorhabens Stadt-Land-Plus vor (-> siehe Präsentation, Anlage 4).

Sie bezieht sich insbesondere auf das mit der Einladung versandte Thesenpapier (Anlage 3) und weist nachdrücklich auf die besonderen Herausforderungen hin, die sich für alle Teilnehmenden ergeben, um mit dem für alle noch ungewohnten Online-Format ergebnisorientierte Diskussionen zu führen.

Zur Einstimmung wird mit einer Umfrage in das Plenum gehorcht.

  • Sind Sie Vertreter*in aus
  • Sind Sie Vertreter*in eines Projektes
  • Verfügt Ihre Region bereits über eine für die Zielerreichung im Projekt adäquate Governancestruktur?

Block 1 „Das Verständnis von Governance und Organisationsansätzen in der BMBF-Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus“

Inputs ausgewählter Verbundvorhaben

ReGerecht: Integrative Entwicklung eines gerechten Interessensausgleichs zwischen Stadt und Land

Vorgestellt durch Prof. Dr. Thomas Weith, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. - Präsentation Anlage 5 a

Kernaussagen:

  • Methodischer Ansatz ist Co-Design als lösungsorientierter Prozess gemeinsamer Handlungsgenerierung
  • Governance-Lösungen sind kontextspezifisch, komplex, nie optimal, höchstens akzeptiert
  • Lösungsbereiche liegen jenseits von klassischen Win-Win-Situationen, nötig sind Paketlösungen
  • Vorabfestlegungen, wie Zentrale Orte können Verhandlungsoptionen (aufgrund fehlender Verhandlungsmasse) zum Scheitern bringen
  • Ein Rückbezug zu Normativen, z.B. Gerechtigkeit, kann helfen, neue Lösungswege zu finden
ReProLa: Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg

Vorgestellt durch Dr. Christa Standecker, Europäische Metropolregion Nürnberg - Präsentation Anlage 5 b

Kernaussagen:

  • Herausforderung: Boom-Städte wachsen, Landnutzungskonflikte sind vorprogrammiert
  • Bessere Abstimmung und kooperatives Flächenmanagement sind nötig, um regionale Wertschöpfung zu fördern und Landverlustentwicklung zu quantifizieren
  • Dazu braucht es Netzwerke auf Augenhöhe aus Stadt-Land-Akteuren, kommunalen Akteuren und nicht zuletzt der Wirtschaft
  • Aber: bevor Governance funktionieren kann, bedarf es der wissenschaftlichen Vorarbeit
  • Wichtige Instrumente sind ein gemeinsamer Leitbildprozess mit den regionalen Akteuren und ein Monitoring-Tool zur Bewusstseinsbildung und Darstellung von Konfliktlinien
StadtLandNavi: Kulturlandschaft mit strategischer Navigation ressourcenschonend managen

Vorgestellt durch Dr. Thomas Zimmermann, HafenCity Universität Hamburg - Präsentation Anlage 5 c

Kernaussagen:

  • Im Fokus steht progressiver Umgang mit Ungewissheit
  • Strategische Navigation als Richtlinie, mit eigenem Monitoringsystem und interkommunaler Kooperation
  • Kooperative Prozesse (Zusammenarbeit mit Bürgermeister*innen) bedingen praktischen Um-gang mit Ungewissheit
  • Unterschiedliche Kooperationsformen sind in sich überschneidenden Räumen nötig
  • Governance ist ein dauerhafter Prozess, um mit Unsicherheit umzugehen
NACHWUCHS: Nachhaltiges Agri-Urbanes zusammenWachsen

Vorgestellt durch Prof. Dr. Theo Kötter, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - Präsentation Anlage 5 d

Kernaussagen:

  • Klare Differenzierung zwischen Government & Governance
  • Governance-Struktur ist über lange Zeit gewachsen
  • Schlagworte: Freiwilligkeit, auf Augenhöhe, zusammenwachsen, Umwelt schützen, Wirtschaft stärken
  • Vereine vor Ort, Landwirtschaft miteinbeziehen für Kulturlandschaftspflege
  • Flächennutzungskonflikte als wichtiges Thema (Wohnflächenbedarf, landwirtschaftliche Flächen, Erholungsräume, Wirtschaftsstandort)
  • Definition von gemeinsamen Standards für zukunftsfähige Entwicklung der Region
  • Gemeinsame Entwicklung eines Raumbildes, unterschiedliche Fokusräume, auf unterschiedlichen Ebenen Handlungsfähigkeiten identifizieren
  • Fazit: Governance ist Vernetzung, Kommunikation, Dialog, transformative Planung, kooperative Umsetzung, Gemeinwohl steht im Fokus

Diskussion in grtennten Konferenz-Räumen zu den vorgestellten Verbundvorhaben

Raum 1 - ReGerecht: Integrative Entwicklung eines gerechten Interessensausgleichs zwischen Stadt und Land

Moderation: Katrin Fahrenkrug, Institut Raum & Energie; Prof. Dr. Thomas Weith, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.

Fragen und Antworten:

  • Was ist mit Co-Design gemeint?

    Co-Design ist der Versuch, das Akteursspektrum zu erweitern, mehr Themen zu analysieren und dafür offene Formate zu wählen.

  • Warum können Governance-Lösungen nie optimal sein?

    Komplexe Konfliktlinien erfordern immer Kompromisse.
    Fokus gilt der Akzeptanz dieser Konflikte.

  • Was ist damit gemeint, dass Governance-Strukturen nicht stabil sind?

    Interessenlagen verändern sich. Institutionalisierung würde aber zu fehlender Flexibilität führen.

  • Wie werden Konflikte erfasst?

    Letztlich geht das nur über umfangreiche Erhebungen/Befragungen.

  • Welche Probleme ergeben sich aus dem Zentrale-Orte-System?

    Das System kann durch Vorfestlegungen Gleichberechtigung in der Planung und damit auch gleiche Augenhöhe und Verteilungsgerechtigkeit konterkarieren.

  • Wie können Verliererpositionen ausgeglichen / Interessenausgleich hergestellt werden?

    Paketlösungen als Ausgleich heißt, dass mehrere Themenfelder miteinander kombiniert werden, z.B. Infrastruktur, Mobilität, Wohnen. Es geht dabei idealerweise um Pakete, die neben der Kompensation von Nachteilen einen Mehrwert für die Region schaffen.
Raum 2 - ReProLa: Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften am Beispiel der Metropolregion Nürnberg

Moderation: Dr. Michael Melzer, Institut Raum & Energie; Dr. Christa Standecker, Europäische Metropolregion Nürnberg

Fragen und Antworten:

  • Wie muss man sich bei der Vielzahl von Akteuren die Abfolge von Verfahrensschritten vorstellen?

    Wichtig ist die fundierte Vorbereitung des Governance-Prozesses. Die Diskussionen der Beteiligten müssen auf einer wissenschaftlich erarbeiteten Faktenbasis aufbauen. Diese muss der erste Schritt sein.

  • Kann man dann mit allen Akteuren gemeinsam in den Beteiligungsprozess starten?

    Es ist dringend anzuraten, zunächst Akteursgruppen gesondert zu bedienen. Sonst hemmen unterschiedliche Grundverständnisse und unterschiedliche Sprache die Kooperation. Dies gilt nicht zuletzt für die Einbindung der Wirtschaft.

  • Welche Bedeutung hat ein Leitbild?

    Erfolgreiche Governance braucht ein klares gemeinsames Ziel. Das kann dann in Teilziele verfeinert und mit Maßnahmen unterlegt werden. Nur so ist ein „zielführender“ Prozess möglich.

  • Wie kann man die Kommunalpolitik auf einem solchen Weg mitnehmen?

    In der europäischen Metropolregion Nürnberg spielen dabei die Landräte eine Schlüsselrolle. Sie haben in den Gremien entscheidendes Gewicht und bilden so das Scharnier zwischen Government und Governance.
Raum 3 - StadtLandNavi: Kulturlandschaft mit strategischer Navigation ressourcenschonend managen

Moderation: Lutke Blecken, Institut Raum & Energie; Dr. Thomas Zimmermann, HafenCity Universität Hamburg

Fragen und Antworten:

  • Haben die Governance-Strukturen einen Themenfokus (z.B. Umwelt, Siedlungsplanung etc.)?

    Einige der regionalen Strukturen bzw. Institutionen sind integriert aufgestellt (Beispiel Regionaler Planungsverband), andere haben einen Themenfokus (Beispiel Grüner Ring Leipzig). Die Zusammenarbeit in StadtLandNavi adressiert die Themen Siedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung.

  • Hatten die regionalen Strukturen Einfluss auf den Forschungsprozess (iteratives Co Design)?

    Einige der Institutionen waren in die Projektentwicklung bzw. Antragsstellung eingebunden (Regionaler Planungsverband), andere sind assoziierte Partner und beteiligten sich im Prozess (Beispiel Metropolregion über das Partnerprojekt INterko2). Die Runde des Leipziger Bürgermeisters und von Bürgermeistern der umliegenden Mittelzentren wird regelmäßig über das Projekt informiert.

  • Wie kann bei unterschiedlich starken Akteuren Begegnung auf „Augenhöhe“ gesichert werden?

    Die Arbeit „auf Augenhöhe“ ist angesichts der Größenunterschiede der Kommunen in der Projektregion eine Herausforderung. Wichtig ist, dass die großen Kommunen ihrer Verantwortung für die regionale Entwicklung gerecht werden und als Motoren der Zusammenarbeit fungieren.

  • Wie wird der Transfer von der Theorie in die Praxis geschafft? Wie muss die Kommunikation im Spannungsfeld von "Wissenschaft“ und “Praxis“ gestaltet werden, um zu praktikablen Lösungen zu kommen?

    In StadtLandNavi ist bspw. eine Diskussion anhand von Szenarien geplant, aus denen Leitlinien abgeleitet werden sollen. Die Szenarien werden anschaulich visualisiert, um die Beteiligten bei ihrer Betroffenheit abzuholen und eine zielgerichtete Diskussion zu ermög-lichen. Der Transfer in die Praxis wird durch die dauerhafte Einbindung wesentlicher regio-naler Akteure in den Prozess von Beginn an gesichert werden.

  • Welche Auswirkung hat Corona auf das Projekt und den Governance-Ansatz? Ergeben sich nur Herausforderungen oder auch Chancen?

    Eigentlich war im Frühjahr 2020 ein Beteiligungsprozess der Kommunen und weiterer regionaler Akteure geplant, um gemeinsam Szenarien der künftigen Entwicklung zu diskutieren und Leitlinien für die Siedlungsentwicklung und Kulturlandschaftsgestaltung in der Region abzuleiten, und dabei auch die Weiterentwicklung von Governance-Ansätzen zu diskutieren. Aufgrund von Corona mussten die Veranstaltungen auf Herbst 2020 verschoben wer-den.
Raum 4 - NACHWUCHS: Nachhaltiges Agri-Urbanes zusammenWachsen

Moderation: Teike Scheepmaker, Institut Raum & Energie; Prof. Dr. Theo Kötter, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Fragen und Antworten:

  • Sind die Indikatoren für die Erstellung des Leitbildes statisch oder dynamisch?

    Es geht weniger um ein Leitbild, sondern um ein Raumbild. Dieses speist sich aus den analytischen Erkenntnissen der Indikatoren, welche dynamisch erhoben werden. So können Veränderungen im Laufe des Entwicklungsprozesses mitberücksichtigt werden, z. B. durch GIS-gestützte Szenarien zur Siedlungsflächenentwicklung (wo haben sich in den letzten 20 Jahren Siedlungsflächen entwickelt).

  • Wie ist das Verhältnis zwischen bestehenden und neuen Governancestrukturen?

    Das Projekt NACHWUCHS liefert zunächst nur eine temporäre Struktur. Deshalb dockt das Projekt an die bestehenden Strukturen des Stadt Umland Netzwerk (S.U.N.) an, um die neuen Strukturen im Idealfall zu verstetigen. Für die strategische Ebene gibt es gesonderte Lenkungsgruppen (Verwaltungsebene und politische Ebene).

  • Wie müssen Strukturen beschaffen sein, um Bürger*innen und andere externe Vertreter*innen in die Governanceprozesse mit einzubinden?

    Die Beteiligung der Akteure finden in einem mehrstufigen Prozess statt. Die konzeptionelle Diskussion fand und findet in erster Linie mit der Verwaltung und der Politik statt. Sobald konkrete Standorte und Entwürfe für neue, innovative Siedlungsmodelle vorliegen, ist vorgesehen auf der örtlichen Ebene den Austausch mit der lokalen Bevölkerung zu suchen.

  • Frage: Was waren die zentralen Ergebnisse aus der Umfrage der Landwirtschaftskammer (Projektpartner), z. B. hinsichtlich einer zukünftig nachhaltigeren Landwirtschaft?

    Grundsätzlich besteht bei einigen Betrieben das Interesse sich an der Gestaltung der Kulturlandschaft zu beteiligen. Auch die regionale Versorgung mit Lebensmitteln soll zukünftig ausgebaut werden, z. B. durch partizipative Landwirtschaft. Langfristig geht es auch um das Thema Flächeabgabe. Der Druck auf die vorhandenen Flächen ist von allen Seiten (Siedlungsfläche, Flächen für Naturschutz und Erholung etc.) sehr hoch.

Block 2 „Der externe Blick auf die Diskussion“

Reflexion auf Basis der Erfahrungen in der Metropolregion Hamburg

Jakob Richter, Metropolregion Hamburg, Leitung der Geschäftsstelle – Präsentation Anlage 6 a

Zentrale Botschaften:

  • Governance wird selten in der Praxis als solche benannt, Fokus richtet sich viel stärker auf Zieldefinition und zur Zielerreichung notwendige Methoden
  • Wichtig: Governance-Struktur nach eigener Zielsetzung ausrichten sowie Überlegung zum eigenen Standpunkt, der eigenen Verortung
  • Wenn sich Government ändert, gibt es meistens auch Veränderungen in der Governance-Struktur
  • Wenn starke Interessenkonflikte in der Praxis auftreten, dann sind Government-Strukturen notwendig
  • Gute Governance beweist sich in der Praxis
  • Bei der Auswahl der Akteursgruppen immer wieder fragen, wer legitime Interessen hat, etwa durch Betroffenheit, Zuständigkeit, Interesse, verfügbare Ressourcen. Der Aushandlungsprozess braucht Zeit
  • Je größer/umfassender das Ziel von Governance ist, desto wichtiger ist formale Legitimation
  • Die Stärke von Governance-Ansätzen liegt in der grundsätzlichen Möglichkeit der Aushandlung von Interessenskonflikten: Dazu vorher klarstellen, wo im Prozess Governance steht, wo governmentale Prozesse bereits verankert sind
Erfolgsfaktoren für Governance

Harald Plamper, Die Strategiemanufaktur – Präsentation Anlage 6 b

Zentrale Botschaften:

  • Zusammenarbeit ist immer durch soziale, kulturelle, politische Bedingungen geprägt, hält sich nicht an regionale Grenzen
  • Governance muss gemanaged werden
  • Räumliche Identitäten sind dynamisch
  • regionales Bewusstsein muss gepflegt werden
  • Zusammenarbeit muss freiwillig sein (Kultureinfluss, Wahrnehmbarkeit ausschlaggebend), alle Akteure müssen Vorteile der regionalen Zusammenarbeit erkennen
  • Unterschiedlicher Einbezug von Akteuren top-down, bottom-up, aktive und inaktive Akteursgruppen einzubeziehen ist eine Herausforderung (Vetoplayer)
  • Breite Beteiligung ist wichtig für Governance (Öffentliche Hand, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft)
Diskussion ausgewählter Fragen mit den Referentinnen und Referenten

Diskussionspunkte:

  • Verhältnis Government versus Governance
    • Governance muss durch Vertrauen wachsen, eignet sich vor allem für informelle Planung
    • Organisationsformen müssen klar getrennt sein. In der Praxis lässt sich vieles klären, sobald es jedoch Klagen gibt, muss klar sein, was demokratisch legitimiert ist
  • Was kann Governance?
    • Governance als Instrument einzusetzen ist sinnvoll, wenn klar ist, was die Struktur wirklich kann, es sollte klar sein, was Government sinnvoll ergänzen kann, tatsächliche, verbindliche Klärung von Konflikten sollte immer demokratisch erfolgen
    • Durch freiwillige Zusammenarbeit lassen sich innovative Aufgaben besser steuern, Auch die Themenwahl etc. ist flexibler
  • Rolle von Governancestrukturen bei harten Interessenkonflikten?
    • Wenn in einer Region nicht genug Wille zur Bildung von "härteren" Government-Strukturen vorliegt, kann es dennoch ein guter Weg sein, ein Interessensausgleichs-System zu etablieren, das dazu führt, dass einzelnen Partner bei Nichteinhaltung von Vereinbarungen Nachteile entstehen. z.B. weniger Ausgleichsmasse aus einem Pool (Geld oder Ausweisungsrechte) bekommen.
  • Räumliche Bezüge und funktionale Verflechtungen
    • Regionale Bezüge verändern sich durch Themenfindung, stellen einen dynamischen Prozess dar. Grenzziehungen verändern sich, parallele Raumbezüge zu funktionalen Raumbezügen sind wichtig und müssen laufend neu überdacht werden
    • Auch emotionale Verflechtungsbeziehungen sind einzubeziehen, diese haben Akteure jedoch selbst oft nicht auf dem Schirm und sollten bei Befragungen bestimmt werden
    • Es besteht Forschungsbedarf hinsichtlich funktionaler Verflechtungen. Administrative Grenzen bilden Verflechtungs-Funktionalität nicht ab (Beispiel: Regionalprodukte - wie viel kommt aus der Region? Beispiel Energie - wer erzeugt wie viel, verbraucht wie viel?). Eine Darstellung von funktionalen Verflechtungen ist bspw. über Stoffflüsse möglich.

Block 3: „Lessons learned“

Zusammenfassende Abschlussdiskussion

Übergreifende Botschaften aus dem Workshop:

  • Zunächst ist ein Perspektivwechsel wichtig und die Klärung, wer von wem abhängig ist, Abhängigkeitsverhältnisse könnten für vertiefte Forschungsansätze sehr interessant sein
  • Eine Vielfalt von regionalen Ansätzen sollte durch Bund- und Länderpolitik ermöglicht werden
  • Auch Post-Corona-Entwicklungen wären abzuwarten, um entsprechend neue Ansätze entwickeln zu können
  • Digitalisierung und aktuelle (technologische) Entwicklung sollten als Potential für regionale Kooperationen gesehen werden
  • Ein Fokus sollte stärker auf regionale Verflechtungen und weniger auf Konflikte gerichtet werden. Gerade funktionale Verflechtungen werden bisher zu wenig untersucht. Government-Verhältnisse passen sich bisher nicht an funktionalen Verflechtungen an, sind eher hinderlich, hier besteht wichtiger Handlungsbedarf
  • Da viele Probleme in verschiedenen Projekten gemeinsam/parallel auftreten, sollte eine Sammlung von zentralen Themen und konkreten Lösungsansätzen eingerichtet werden
  • Ein Dauerthema sollte die Frage sein, ob der Interessensausgleich zwischen Land-Stadt-Partnerschaften Lebensrealitäten spiegelt
  • Für Endergebnisse: Mehr das Format von Story-Telling verwenden, damit es Zielgruppen-spezifisch (kommunale Praxis) besser ankommt, nicht zu wissenschaftlich, z.B. kleine Filmchen etc.
Ausgewählte Ergebnisse der Online-Umfrage im Nachgang der Veranstaltung

Inhaltliche Diskussionsbedarfe

  • Für welche inhaltlichen Fragestellungen besteht aus Ihrer Sicht weiterer Diskussionsbedarf?
    • Mechanismen für Interessenausgleich (80%)
    • Organisationsformen (36%)
    • Verständnis von Governance (32%)

Produkte

  • Welches Produkt könnte für Ihr Verbundvorhaben/Ihre Region einen positiven Input liefern?
    • Veröffentlichung „Lessons learned“ (68%)
    • Instrumentensteckbriefe zu Governance-Ansätzen (68%)
    • Empfehlungen an Bundes- und Länderebene (44%)
  • Welches Produkt wäre geeignet für den Transfer von Ergebnissen aus Stadt-Land-Plus?
    • Veröffentlichung „Lessons learned“ (58%)
    • Instrumentensteckbriefe zu Governance-Ansätzen (62%)
    • Empfehlungen an Bundes- und Länderebene (57%)

Ort: Online

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