Kongress STADTLANDBIO 2021 digital

StadtLandBio Kongress 2021
StadtLandBio Kongress 2021

Quelle: Mit Material von Europäische Metropolregion Nürnberg, ReProLa, NürnbergMesse, STADTLANDBIO

Am 18. Februar 2021 fand der Kongress STADTLANDBIO statt. Im Rahmen der BIOFACH, der größten Weltleitmesse für Bioprodukte, feierte der Kongress seine digitale Premiere. 220 Teilnehmer*innen hatten sich angemeldet – ein Großteil, politische Vertreter*innen von EU, Bund, Ländern und Kommunen.

Erstmals war die Metropolregion Nürnberg Mitveranstalterin und brachte neben dem FONA-Forschungsprojekt „ReProLa“ auch die europäische Perspektive mit ein: 84 Vertreter*innen aus europäischen Metropolregionen nahmen am Kongress teil. METREX, das Netzwerk von 50 europäischen Metropolregionen, hielt im Rahmen von STADTLANDBIO seine digitale Frühjahrstagung in Nürnberg ab.

Der Kongress thematisierte, wie die Agrar- und Ernährungspolitik, gerade auch während und nach „Corona“, ökologischer und nachhaltiger gestaltet werden kann. Der Blick geht auf die Zusammenarbeit aller Ebenen, von der EU bis zu den Regionen und Kommunen. Zentrale Fragen waren: Welche Chancen bieten Green Deal, Farm-to-Fork- und Ernährungsstrategie der EU für Städte, Gemeinden und Landkreise? Wie lassen sich EU Ebene und kommunale/regionale Ebene miteinander verzahnen? Welche Handlungsmöglichkeiten haben Kommunen und Regionen?

Im Blickfeld waren vielfältige Beispiele und Erfahrungen aus Praxis- und auch Forschungsprojekten von Bio-Städten, Öko-Modellregionen, Regionalinitiativen und auch Metropolregionen, und zwar europaweit. Die Workshops am Nachmittag wurden dieses Jahr wesentlich von Akteuren der Stadt-Land-Plus Vorhaben mitgestaltet. KOPOS, ReProLa und WERTvoll aus dem Cluster „Regionale Produkte“ präsentierten gute Beispiele und stellten Ergebnisse aus ihrer praxis-orientierten Forschung vor.

Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung war Teil der Podiumsrunde zum Thema „Farm to Fork- und Ernährungs-Strategie der EU – was bedeuten sie für Kommunen und Regionen?“. Er beleuchtete die Rolle der BMBF-Förderungen für die Entiwcklung von Innovationen und den Kompetenztransfer. Insbesondere die Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus addressiere die Entwicklung von Konzepten zum gegenseitigen Vorteil von Stadt und Land mit dem Verständnis, dass die Gestaltung gleichwertiger Lebensverhältnisse über die Ernährungsfragen hinaus gehe. Weitere relevante Aktivitäten umfassen die Forschung für Nachhaltigkeit (FONA) und die Bioökonomie.Strategie des Bundes sowie das Wissenschaftjahr 2020/21 Bioökonomie.

Das Programm des Kongresses finden Sie hier als PDF. - Weitere Informationen zum Kongress STADTLANDBIO finden Sie hier online.

Allgemeiner Teil

Quellen: EMN und STADTLANDBIO

Mehr Regional, mehr Bio – wie gestalten Kommunen und Regionen die Ernährung von morgen?

Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln und Bio-Produkten ist deutschlandweit im Aufwind. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Nachfrage nach Bio-Produkten um 20 Prozent. Hofläden und andere Direktvermarkter erleben seit Beginn der Corona-Pandemie eine sprunghafte Nachfrage.

Mehr Regional, mehr Bio: Die Pandemie zeigt aber auch, wie wichtig funktionierende Lieferketten für die regionale Versorgung mit Lebensmitteln sind. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein und Engagement für nachhaltige Ernährung in der Bevölkerung – zum Beispiel durch Ernährungsräte, die vermehrt bundesweit in den Städten entstehen.

Wie Städte, Landkreise und Gemeinden eine stärker regional verankerte, nachhaltige Ernährungswirtschaft und Landwirtschaft voranbringen können, wurde auf dem diesjährigen STADTLANDBIO-Kongress diskutiert. Im Kern wurde diskutiert, welche Anreize und Unterstützungsleistungen Kommunen und Regionen brauchen, um regionale Ernährungsstrategien voranzutreiben und so die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden, regionalen Lebensmitteln sicherzustellen.

Dabei stellte sich auch die Frage, welchen Beitrag die 2020 initiierte Ernährungsstrategie „Farm to Fork“ der Europäischen Kommission leisten kann. Ziel der Strategie ist es, die Land- und Ernährungswirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Kürzere Lieferketten, besseres Einkommen für Landwirte und mehr Wertschätzung für die Herstellung von Lebensmitteln sind zentrale Punkte. Dem Ökolandbau kommt dabei eine herausragende Rolle zu: bis 2030 soll dieser auf 25 Prozent erhöht werden.

Kommunen und Regionen sind dabei wichtige Akteure – wie gute Beispiele aus Europa und der Metropolregion Nürnberg zeigen

Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg und Geschäftsführerin des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg resümiert:

Städte leisten schon jetzt einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft. Die Stadt Nürnberg als BioMetropole ist zum Beispiel Vorreiter bei der Förderung von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Der Bio-Anteil in Nürnberger Kitas liegt momentan bei 75 Prozent. Dort und in anderen Einrichtungen der Stadt wird er in den nächsten Jahren weiter steigen

Ein Umsetzungsbeispiel aus der Metropolregion Nürnberg ist das Forschungsprojekt „ReProLa“. Seit 2018 beschäftigt sich das Projekt mit Fragen der Flächennutzung und der Wertschöpfung von Regionalprodukten in Kooperation von Stadt und Land. Die Metropolregion gilt mit der Regionalkampagne „Original Regional“ als Pionier bei der Förderung von Regionalprodukten. Daher hat sie sich als erste Metropolregion in Europa vorgenommen, ein Leitbild zu verabschieden, mit dem der Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen reduziert und der Ökolandbau vorangebracht werden soll.

Dr. Hermann Ulm, Landrat des Landkreises Forchheim und Sprecher des Projektes ReProLa, stellte das Leitbild vor und betonte, wie wichtig es sei, die politischen Entscheidungsträger der Kommunen miteinzubeziehen. Innovative Pilotprojekte sollen aufzeigen, wo Lücken in den Wertschöpfungsketten von Lebensmitteln bestehen. Geplant ist z.B. eine gemeinsame Dachmarke zur besseren Vermarktung der in der Metropolregion erzeugten Streuobst-Säfte und die Stärkung der Öko-Modellregionen. Aktuell machen sich neun Öko-Modellregionen in der Metropolregion Nürnberg dafür stark, mehr Bewusstsein in der Bevölkerung für Bio-Produkte und die Potenziale ökologischer Landwirtschaft zu erreichen.

Wie gestalten Kommunen und Regionen die Ernährung von morgen?

Kommunen und Regionen arbeiten auch eng mit Unternehmen zusammen und sind somit nicht nur Nachfrager, sondern auch Projektentwickler. So wollen sie über innovative Projekte regionale Wertschöpfungsketten aufbauen und das Bewusstsein für regionale Lebensmittel stärken. In der Metropolregion Lyon werden beispielsweise einkommensschwache Familien durch gezielte Angebote für gesunde, regionale und nicht zwingend teurere Ernährung sensibilisiert.

Workshop 1: Bürgermeister*innentreffen

Quelle: EMN

Bürgermeister*innentreffen: Kommunen gestalten regionale Ernährung: Leitbild für Flächenentwicklung und Regionalprodukte (in der Metropolregion Nürnberg)

Die Metropolregion Nürnberg hat sich als erste Metropolregion europaweit vorgenommen, ein Leitbild zu verabschieden, mit dem der Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen reduziert, die regionale Wertschöpfung gefördert und auch der Ökolandbau vorangebracht werden soll. Der Inhalt des Leitbildes und wie die Zusammenarbeit der europäischen und kommunalen Ebene in Zukunft besser gelingen kann, wurde im Rahmen eines Workshops mit BürgermeisterInnen und LandrätInnen diskutiert.

Die europäische Ebene kann über die Farm to Fork-Strategie den entsprechenden Rahmen bieten. „Die Strategie der Kommission ist sehr anspruchsvoll, ehrgeizig und komplex. Die EU will zum globalen Vorreiter für nachhaltige Produktions-weisen und resiliente Lebensmittelketten werden. Das ist richtig und wichtig. Die Corona-Pandemie hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig die medizinische Versorgung im eigenen Land ist. Das gilt auch für unsere Ernährung und unsere Landwirtschaft. Wenn wir regionale Produkte sowie nachhaltig und ökologisch erzeugte Lebensmittel wollen, dann brauchen wir auch unsere regionalen Bauern“, sagt Marlene Mortler, Abgeordnete im Europäischen Parlament für Mittelfranken mit den Schwerpunkten Agrar- und Ernährungspolitik.

Workshop 2: Regionale Wertschöpfung – Analysetools

Regionale Wertschöpfung – neue Ideen mit neuartigen Analysetools?

Im Projekt ReProLa wurde der Bezug zwischen Fläche und Regionalprodukten untersucht und für ausgewählte Produkte eine umfassende Wertschöpfungsanalyse erstellt. Daraus ergibt sich ein Einblick in den Grad der regionalen Wertschöpfung bei Produkten. Wesentliche Ergebnisse wurden vorgestellt.

Referent*innen

  • Prof. Dr. Tobias Chilla Institut für Geographie, Universität Erlangen-Nürnberg
  • Claudia Dollinger Biolandhof Dollinge (ausgefallen)
  • Moderation: Franziska Distler, Managerin Öko-Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land, Roth

Der Impuls von Prof. Dr. Chilla erlaubt einen ökonomischen Blick auf Regionalprodukte. Obwohl ein recht breiter medialer Diskurs zu dem Thema herrsche, gibt es recht große Forschungslücken in diesem Bereich. Umso prägnanter stellen sich die Teilergebnisse zu Potenzialen der regionalen Wertschöpfung aus dem Projekt ReProLa dar. Das eigens entwickelte Analysetool erlaubt über die drei Stufen Erzeugung, Verarbeitung und Handel sowie die räumlichen Dimensionen regional, national und global die Aufgliederung und Interpretation der Wertschöpfung einzelner Produkte. Das Bier beispielsweise zeigt einen hohen regionalen Produktionswert einhergehend mit einem großen Exportanteil. Gegenbeispiel ist die Süßkirsche mit 90 Prozent Importanteil und einer vollständigen Direktvermarktung ohne Veredelungsstufe in der Region. Diese Analyse deutet beispielsweise auf eine hohe und ungedeckte Nachfrage in der Region und Möglichkeiten für eine gesteigerte Wertschöpfungstiefe hin. Für eine Verbesserung der regionalen Vermarktung sollte generell jedes Produkt einzeln betrachtet werden.

Aktuell befinden sich 10 Regionalprodukte in der ReProLa Wertschöpfungsanalyse um verstehen zu können, wie Erzeugung, Verarbeitung und Handel verschränkt sind. Dies erfordert eine teilweise komplizierte Verzahnung von Bottom-Up- mit Top-Down-Daten (Sekundärstatistik, Expertenbefragung usw.). Doch nicht nur die Beschaffung, auch die Überprüfung der Daten, stellt einen hohen Aufwand dar. ReProLa eruiert außerdem weitere Anwendungsfelder für das Wertschöpfungsmapping und ist für Kooperationen mit Verbänden, Unternehmen und Initiativen offen.

Die anschließende Diskussion zeigt rege Beteiligung der Teilnehmenden aus verschiedenen Regionen, Ökomärkten, Öko-Modellregionen, Projekten (GemüseWert) und bayerischen Ämtern. Eine wiederkehrende Frage folgt dem „Huhn-Ei-Effekt“ der Regionalisierung. Wer gibt den Impuls zur Regionalisierung, die Verarbeitung oder die Landwirte? Eine Möglichkeit stellt die Ausschreibung der Gemeinschaftsverpflegung dar, um stabil große Mengen abzunehmen. Es gibt jedoch keine einfachen Lösungen und hängt von den Gegebenheiten und Akteuren vor Ort ab. Das Bewusstsein der Verbraucher*innen für ökologische und regionale Produkte stellt einen weiteren Diskussionspunkt dar. Die Sensibilität beschränkt sich bisher meist auf Obst und Gemüse. ReProLa setzt auch hier an. Geplant sind eine ganze Reihe von Umsetzungsprojekten, wobei unter anderem sogenannte Wertschöpfungsspaziergänge zu Produktionsschritten einzelner regionaler Produkte angesprochen wurden.

Link zur Projektwebsite ReProLa.

Workshop 3: Ernährungsstrategien

Ernährungsstrategien - unverzichtbar für mehr Ernährungsdemokratie und Ernährungssouveränität?

Nicht erst seit dem Beginn der Corona-Pandemie zeigt sich, dass sich immer mehr Menschen dafür interessieren, wo Lebensmittel herkommen, wie sie angebaut und wie sie verarbeitet werden und welche Akteure im Ernährungssystem davon profitieren. Das dahinterstehende Konzept der Ernährungsdemokratie (oder „Food Democracy“) wirft diese Fragen auf und setzt sie vermehrt in den Kontext der Gesellschaftstransformation in Richtung Nachhaltigkeit.

In immer mehr Städten weltweit werden städtische oder stadt-regionale Ernährungsstrategien (ES) verabschiedet, die unter Beteiligung der Zivilgesellschaft entstehen. In ihnen werden Ziele und Strategien festgelegt wie, in welchem Umfang und durch welche Instrumente das Querschnittsthema Ernährung in einen städtischen Kontext gefasst und implementiert werden kann.

Wie das Instrument der ES zu bewerten ist und welche Rolle Governance dabei spielt, darum ging es in diesem Workshop, der der Frage nachging, ob Ernährungsstrategien unverzichtbar für mehr Ernährungsdemokratie seien. Exemplarisch rückte dabei der Prozess der Berliner Ernährungsstrategie in das Zentrum der Diskussion, da alle Diskutanten am Prozess beteiligt waren.

Im Ergebnis wurden Ernährungsstrategien als wichtige Werkzeuge angesehen, die aber nicht automatisch zu mehr Ernährungsdemokratie und -souveränität führen. Es sei vielmehr entscheidend, dass die Gestaltung der Ernährungspolitik durch die Partizipation verschiedener gesellschaftlicher Akteure im Sinne eines Aushandlungsprozesses von verschiedenen Interessen verstanden wird. Diese Form der „Food Governance“ wurde dabei als Barriere und zugleich als wichtiger Transformationstreiber bewertet. Dies zeigt sich auch im internationalen Vergleich mit Städten, die sich in unterschiedlichen Phasen der Transformation des Ernährungssystems befinden.

Finden Sie hier die Folien von Frau Walthall.

Referent*innen

  • Margit Gottstein Staatssekretärin Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Berlin
  • Beatrice Walthall, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. - Vertreterin des Projektes KOPOS
  • Mick Petersmann Systemische Organisations- und Strategieberatung NetzwerkX
Workshop 4: Wirtschaftliche und ökologische Verflechtungen

Stadt und Land – wirtschaftliche und ökologische Verflechtungen neu beleben

Mit welchen Akteuren und Strukturen können Wertschöpfungsketten zwischen Stadt und Land etabliert werden? Diese und weitere Fragen wurden in einer Session unter der Leitung des Stadt-Land-Plus Vorhabens WERTvoll beim STADTLANDBIO Kongress diskutiert.

Städte greifen für Lebensmittel, Trinkwasser und Energie auf das Umland zurück. Eine nachhaltige Entwicklung der Regionen kann nur gelingen, wenn gemeinsam mit dem Umland eine kooperative Landnutzungsstrategie erarbeitet wird. Im Rahmen des internationalen Kongresses STADTLANDBIO mit über 270 registrierten Teilnehmenden präsentierte WERTvoll Ansätze, wie marktorientiert mehrere Leistungen gezielt auf derselben Fläche verankert werden können, damit durch regionale Mehrnutzungskonzepte Synergien erschlossen werden, die Stadt-Umland partnerschaftlich verbinden und so Mehrwerte für die Region schaffen.

Der anschließende Austausch lud die Teilnehmer*innen ein, eigene konkrete Beispiele, Erfahrungen und Potenziale z.B. für Regionalprodukte in die Diskussion einzubringen und gemeinsame Erfolgsfaktoren zu besprechen.

Bereits zu Beginn machten die Referenten Frank Wagener, Verbundkoordinator des Projektes WERTvoll, und Dr. Niels Kohlschütter ihre Kernbotschaften deutlich:

Wagener: Nachhaltige Regionalentwicklung heißt, dass wir Ökonomie und Ökologie über Wertschöpfungsketten über den Stadt-Land-Nexus verbinden und zudem sozialverträglich gestalten müssen.

Kohlschütter: Die Lösungen sollen nicht im Elfenbeinturm hängen bleiben, sondern bei den Menschen ankommen. Die breite Öffentlichkeit soll vom Anfang an eingebunden werden und den Prozess mitgestalten durch einen partizipativen Prozess. Es ist eine Kunst, Menschen mitzunehmen und die Prozesse gestalten zu lassen.

Nach einer allgemeinen Einführung in die BMBF-geförderte Maßnahme Stadt-Land-Plus durch den Moderator der Session und Projektleiter des Querschnittsvorhabens Dr. Stephan Bartke (Präsentation PDF), erläuterte Frank Wagener (Präsentation PDF) die spezifischen Erfolgsfaktoren und Strategien, die in WERTvoll verfolgt werden.

Im Vorhaben werden die traditionelle „lineare“ Beziehung zwischen Stadt und Land als „zirkuläre“ Wertschöpfungsketten mit Synergiepotenzialen für beide Seiten wahrgenommen. Dieses Konzept geht über die einfache Vernetzung ökonomischer und ökologischer Belange im Stadt-Land-Nexus hinaus. Es werden neben identitätsstiffenden Wahrnehmungsprozessen (z.B. „das Brot kommt aus meiner Region“) auch positive Wirkungen der Sozialverträglichkeit initiiert (z.B. Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region).

In seinem Kommentar fokussierte Dr. Kohlschütter auf Wege, damit die Einbindung von Bevölkerungsgruppen gelingt. Klare Narrative und Geschichten sind zentrale Instrumente. So entwickelt und nutzt WERTvoll Erzählstränge mit Blick auf Bäcker, Großunternehmen und Konsument*innen. Die Vorteile von regionalen Produkten haben für alle drei Zielgruppen Vorteile, die jeweils spezifisch kommuniziert und so hervorgehoben werden. Sobald die Zielgruppen anfingen die Narrative zu den Vorteilen selbst weiterzuerzählen, rücke der Erfolg nahe.

Wenn zum Beispiel die Bäckerin vor Ort von den ökologischen und sozialen Vorteilen eines regional produzierten Brotes überzeugt ist, wird sie motiviert die Vermarktung dieses Produkts im eigenen Geschäft vorantreiben. Bei Unternehmen wie in Kommunen stelle die Kantinenversorgung und Auslobung regionaler Gerichte solch einen möglichen Hebel da. WERTvoll untersuche aktuell die Angebots- und Nachfragepotenziale für verschiedene Produkte, die im Einklang mit einer nachhaltigen Landnutzung in der Region Wurzener Land/Leipzig erzeugt werden könnten.

In der Session wurden aktiv Anregungen und Fragen aus dem Publikum gesammelt und diskutiert. Hierbei wurde sich unter anderem über die Verfügbarkeit von Flächen, Vergabekriterien bei der Beschaffung durch die öffentliche Hand, die Rolle von Ernährungsräten und Umsetzungsvorhaben in anderen Regionen ausgetauscht.

Im Ausblick wiesen Herr Wagener auf die 2. Zukunftswerkstatt geplant für den 1. Juli 2021 in Leipzig/Wurzener Land und Her Bartke auf die online-Statuskonferenz der Fördermaßnahme Stadt-Land-Plus am 14.-15. September 2021 hin.

Referent*innen

  • Dipl.-Ing. Agr. Frank Wagener, Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), Koordinator WERTvoll
  • Dr. Niels Kohlschütter, Schweisfurth-Stiftung, Projekt WERTvoll
  • Dr. Stephan Bartke, Umweltbundesamt, Projektleiter Querschnittsvorhaben
Workshop 5: Metrex Veranstaltung

Metrex Veranstaltung - Metropolitan Landscapes and the Importance of Agriculture and Food

Referent*innen

  • Andrea Früh-Müller Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf GbR
  • Véronique Hartmann
  • Thibaud Lalanne Municipality of Mouans-Sartoux Ville de Mouans Sartoux
  • Gilles Perole Municipality of Mouans-Sartoux Ville de Mouans Sartoux
  • Kees van Oorschot Gemeente Rotterdam Moderation
  • Henk Bouwman METREX EG lead

Zur Gestaltung des Kongress-Begleitprogramms erhielten die europäischen METREX-Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Snack-Box mit Spezialitäten aus der Metropolregion mit kleinen Knabbereien, einem Frühstücks-Set sowie Frankenwein und Bier aus Oberfranken.

Ort: Online

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